Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
grummelte und ächzte, immer wenn das Wetter umschlug.
Hyde griff nach einem Fläschchen mit einer blutroten Flüssigkeit, das auf dem Tisch stand. Der Geruch von gebrannten Mandeln ließ ihn erschaudern. Seit sieben Jahren hatte er nun an dieser Tinktur gearbeitet. »Um der Wissenschaft willen«, erklärte er laut in die Stille hinein.
Behutsam füllte er den Napf im Käfig. Der Hund blickte seinen Herrn an, sein Nacken sackte noch weiter unter der Last des Metallkopfes nach unten und er ließ den Schwanz hängen.
»Komm schon, Magnus«, drängte Hyde, sein Herz war kurz davor, zu bersten. »Trink. Trink deine Medizin.«
Aber der Hund rührte sich nicht und Hyde drängte sich die Frage auf, ob Magnus wohl wusste, dass er in Gefahr schwebte. Im Laufe der letzten Wochen hatten seine wachsamen Ohren gewiss das aufgeregte Bellen, das schauerliche Geheul und die letzten gewinselten Laute seiner Brüder aufgeschnappt. Hatte er begriffen, dass er der Nächste war? Der Hund blickte Hyde lange an, obwohl er den Kopf kaum hochhalten konnte. Er begann, die Tinktur aufzulecken. Seine rosafarbene Zunge schabte dabei über die Metallzähne und sein Blick war unbeirrt auf Hyde gerichtet. Der Wissenschaftler schluckte nervös, Galle stieg ihm in den Hals.
Neben ihm auf dem Tisch stand ein mechanisches Hundemodell, es entsprach in etwa einem Sechzehntel der Lebensgröße. Er tätschelte es leicht, der Bewegungsmechanismus sprang klickend an und der metallische Hund wackelte mit dem Kopf. Dr. Hyde lächelte. Was könnte er alles erschaffen, wenn er bloß über die geeigneten Mittel verfügte!
Er griff nach seiner Feder und dem Notizbuch. Magnus zog eine Fratze und entblößte seine silbernen Zähne. Den Kopf hielt er jetzt höher. Zum ersten Mal überhaupt hörte Hyde den sanften Hund knurren. Magnus fuhr ruckartig mit dem Kopf herum, als würde er seine Umgebung nicht mehr erkennen. Dann fesselten die Scharniere und Schlösser des Käfigs seine Aufmerksamkeit und er fiel wieder und wieder darüber her. Funken sprühten, das Metall verbog sich und Hyde wich zurück. Er duckte sich, um jederzeit fliehen zu können, aber der Käfig hielt den Attacken stand.
Im Schein der Gaslampe füllte der Wissenschaftler Seite um Seite mit umfangreichen Notizen und unterbrach nur, um seine Feder hektisch in das Tintenfass zu tauchen. Er war so vertieft darin, seine Beobachtungen niederzuschreiben, dass er nicht hörte, wie die Kellertür geöffnet wurde. Er bemerkte nicht die Gestalt, die sich die Treppe hinunterstahl und heimlich in den Schatten glitt.
Magnus heulte und wölbte den Rücken, bis er sich an den Käfigdeckel presste. Er schlug mit dem Kopf so heftig gegen die seitlichen Gitterstäbe, dass sie sich verbogen. Wäre sein Schädel aus Knochen gewesen, hätte ihn das zertrümmert. Hydes Augen weiteten sich. Der Foxhound schien gewachsen zu sein, seine Muskeln schwollen an, bebten unter dem kurzen Fell. Seine Pfoten waren jetzt größer, die Krallen wirkten eher wie Klauen und sie gruben sich in die Eisenplatte des Käfigbodens.
Das Biest warf sich gegen die Tür des Käfigs, der durch die Erschütterungen Zentimeter um Zentimeter näher an Hyde heranrückte. Der Wissenschaftler notierte weiterhin jede Veränderung im Verhalten. Magnus hielt inne, um Hyde einen hungrigen Blick zuzuwerfen, dann kämpfte er wieder gegen sein Gefängnis an.
Das gesteigerte Durchhaltevermögen des Hundes begeisterte Hyde. Kein Anzeichen von Ermüdung, kein hängender Kopf. Und dann, als seine Raserei ihren Höhepunkt erreichte, begann das Gyroskop langsam zu kreiseln. Hyde hielt den Atem an, während das Gerät sich so schnell drehte, dass sein Sockel vibrierte und es vor seinen Augen verschwamm. Es fiel vom Stuhl, tanzte polternd auf dem Boden herum, bis die Verbindungsdrähte abrissen und es zum Stillstand kam. Seine Theorie stimmte! Es existierte irgendeine innere Kraft, die man nutzbar machen konnte. Die Tinktur hatte sie in dem Hund freigesetzt.
Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Magnus aufjaulte, winselte und schließlich in sich zusammensackte. Er blickte Hyde treu an, als wollte er sich für seinen Ausbruch entschuldigen. Der Wissenschaftler näherte sich dem Käfig und machte sich immer noch Notizen. Der Brustkorb des Hundes hob und senkte sich. Er lebte! Magnus hatte die Wirkung der Tinktur überlebt. Als Nächstes musste er einen Weg finden, das Tier zu kontrollieren, während es unter dem Einfluss des Elixiers stand. Welch ein Wunder
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