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Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt

Titel: Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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aber ängstlich, dass sie sich wegdrehen könnte – hatte sie durchhalten lassen. Sie hatte ihre Kraft zusammengenommen und den Blick erwidert. Wie war es bloß gewesen, mit diesen Missbildungen aufzuwachsen? Sie jeden Tag im Spiegel zu sehen. Aber er ertrug es. Also musste ihr das auch gelingen.
    Insgeheim hatte sie immer geglaubt, er bilde sich das Ausmaß seiner Hässlichkeit nur ein. Letztlich würde sich herausstellen, dass er nur einen kleinen Buckel, ein Muttermal oder vielleicht krumme Zähne hatte, so dachte sie. Und ansonsten hätte er ja immer noch eines der verschiedenen ansehnlichen Gesichter, die sie so oft gesehen hatte. Doch von einer einzelnen Missbildung konnte keine Rede sein. Bis auf seine Augen war ihr das Gesicht völlig fremd. Für Modo war es wichtig gewesen, das sie ihn ansah, also hatte sie es getan.
    Sie wollte eigentlich einen Schritt weitergehen, sein Gesicht sogar berühren und den Schmerz lindern, den er augenscheinlich empfand. Sie hatte schon die Hand gehoben und dann stattdessen seine Schulter gedrückt. Als wäre er irgendein Kumpel! Als hätte er gerade im Cricket gepunktet! Sie hatte der Furcht nachgegeben, ihre Stärke würde in sich zusammenfallen, wenn sie sein Gesicht berührte.
    Octavia hatte schon vergessen, was sie im Einzelnen gesagt hatte, aber sie hoffte, dass wenigstens ihre Worte tröstlich gewesen waren. Gewaltiges Mitleid erfasste ihr Herz, auch wenn Modo deutlich gemacht hatte, dass er kein Mitleid wünschte.
    »Du musst schlafen«, flüsterte Lizzie.
    Octavia erstarrte. Lizzie setzte sich auf und schaute sie an. »Gleich«, sagte Octavia. Sie schloss die Augen, und Modos Gesicht war noch da, es hatte sich ihr eingebrannt.
    »Er ist kein schöner Mann.« Lizzie sagte das ohne einen Anflug von Spott oder Mitleid. Es war eine schlichte Feststellung.
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Ja. Ich habe Flüstern gehört und nachgesehen. Es war … vertraulich. Es tut mir leid, dass ich gestört habe.«
    Das war die größte Anzahl zusammenhängender Worte, die Octavia je aus Lizzies Mund vernommen hatte.
    »Ich …« Octavia rang nach Worten. »Das ist in Ordnung. Aber ich … warst du je …? Warst du je verheiratet?« Wie aus dem Nichts tauchte die Frage auf, und es war ihr unsäglich peinlich.
    Lizzie lachte leise. »Ein Mischling wie ich? Nein.«
    »Aber bestimmt hast du davon geträumt.«
    »Nein. Das hier ist alles, wovon ich geträumt habe.«
    »Das hier? Das hier was?«
    Lizzie machte eine ausladende Handbewegung. »Ein Leben voller Abenteuer, voller Reisen. In den Lüften. Damit bin ich verheiratet.«
    Octavia nickte. Das war das Vernünftigste, das sie seit Tagen gehört hatte. »Das verstehe ich, Lizzie.« Sie schwieg kurz. »Ich sollte jetzt besser schlafen.«
    »Ja. Du wirst deine Kräfte brauchen«, stimmte Lizzie zu. »Ich löse Modo ab.«
    Octavia schloss die Augen, aber sie lauschte, bis sie Modos leise Schritte hörte. Er legte sich ein Stück entfernt von ihr hin. Die Maske behielt er auf. Durch halb geschlossene Augenlider betrachtete sie ihn.
    Schlaf gut, mein Freund, wünschte sie ihm in Gedanken, wohl wissend, dass ihm das nicht gelingen würde.

 
     
    M odo rollte sich bucklig zusammen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Er schwitzte so stark, dass er sich nackt vorkam; kein angenehmes Gefühl mitten im Regenwald. Einmal schlief er lang genug am Stück, um zu träumen: Er war ein Häftling in Bedlam, nur dass Schlingpflanzen die Zelle überwucherten. Etwa alle paar Minuten schreckte er hoch und schaute im Mondschein auf seine Taschenuhr, zwei Uhr … zwei Uhr fünfzehn … drei Uhr …
    Um drei Uhr fünfundzwanzig beschloss er, wach zu bleiben, ohne aber schon aufzustehen. In fünfunddreißig Minuten würden sie zu dem Plateau hinabsteigen, sich an den Hunden mit den Metallkiefern, den mechanischen Vögeln und den Gildesoldaten vorbeischleichen. Zumindest war das der Plan. Ihre Erfolgschancen waren gering. Ob sich wohl alle Soldaten am Vortag eines Angriffs so fühlten?
    Alexander Kings Zelle war ihm im Traum so real erschienen. Sogar jetzt noch konnte er das Bild gestochen scharf in allen Einzelheiten abrufen. Und mit derselben Klarheit erinnerte er sich an die Befragung des Mannes, daran, wie King sich das eigene Gesicht blutig gekratzt hatte, an den irren Ausdruck in seinen Augen. Irgendetwas im Tempel hatte diesen Wahnsinn bei ihm ausgelöst. Etwas, was so mächtig war, dass es Ingrid Hakkandottir zögern ließ. Wie lautete gleich noch mal

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