Mission Clockwork, Band 3: Mission Clockwork, Duell in der Ruinenstadt
der seltsame Vers, den King ihm aufgesagt hatte?
»Der Berg so kühn, der Wald so grün, das Gottesgesicht glüht darin …«
Modo hatte überdeutlich den wahnsinnigen Blick des Mannes vor Augen. Als wäre King mit ihm hier im Dschungel.
»Der Westen außer Sicht, das göttliche Gesicht.«
Modo grübelte darüber nach. Der Eingang des Tempels lag in Richtung Westen. Der Westen außer Sicht … dann müsste er dem Portal ja den Rücken zugekehrt haben. Wie also war King ins Innere gelangt? War er rückwärtsgegangen?
»Durch den Torbogen tritt ein unter dem Horusstein. Es wartet das Gesicht, es wartet, wartet!«
Modo rief sich das Portal in Erinnerung, sein geschultes Gedächtnis fügte alle Einzelheiten zusammen. Der Eingang wurde von der Sphinx bewacht. Die wuchernden Pflanzen waren wohl von den Gildesoldaten ringsherum weggehackt worden. Er hatte nichts gesehen, was den ägyptischen Gott Horus symbolisieren könnte. Als Kind hatte Modo mit besonderer Vorliebe Stiche betrachtet, die ägyptische Götter darstellten. Horus war der Gott mit dem menschlichen Körper und dem Falkenkopf. Am Tempeltor waren Explosionsspuren zu erkennen gewesen, ein Zeichen dafür, dass man es mit Dynamit aufgesprengt hatte. Hatte sich Miss Hakkandottir, die so gerissen war und über jede Menge Soldaten verfügte, geschlagen gegeben und das Tor aufsprengen müssen? Wie war dann bloß Alexander King in den Tempel gelangt?
Und mit einem Mal ergab alles einen Sinn.
In genau dem Augenblick hörte er leise Schritte, und ohne die Augen zu öffnen, schnellte sein Arm in die Höhe und packte die Hand, die gerade seine Schulter berühren wollte. Als er aufblickte, erkannte er Tharpa und lächelte erleichtert.
»Ich weiß, wie wir in den Tempel gelangen«, sagte Modo und stand auf. »Ich komme gleich nach.«
Er ging ein paar Schritte in das Dickicht, bis man ihn nicht mehr sehen konnte. Er wollte sich verwandeln, um bei der Suche nicht durch die Maske beeinträchtigt zu werden. Er steckte sie in seine größte Tasche, die er zuknöpfte.
Sobald seine Verwandlung abgeschlossen war, trat er zu den anderen. Mr Socrates nickte Modo zu und sagte leise: »Tharpa meint, du hast uns etwas zu berichten.« Er schien keine Minute geschlafen zu haben. Seine Augen waren rot, und sein weißes Haar, normalerweise kurz geschoren, war während ihrer Reise gewachsen und stand jetzt zerzaust vom Kopf ab. Er setzte seinen Tropenhelm auf.
»Ja. Erinnern Sie sich an den Vers, den King während meines Besuchs in Bedlam vor sich hin gemurmelt hat? Erst jetzt verstehe ich die Bedeutung.«
»Komm zur Sache«, forderte Mr Socrates.
Bei seinem Tonfall zog es Modo den Magen zusammen, aber er fuhr fort. »Mir ist klar geworden, dass es einen weiteren Eingang am Westhang des Bergs geben muss. Falls Miss Hakkandottir davon nichts weiß, sind dort auch keine Wachen postiert.«
»Und wie bist du zu dieser Schlussfolgerung gekommen?«, wollte Mr Socrates wissen.
»Alexander King hat Folgendes gesagt: › Der Westen außer Sicht, das göttliche Gesicht. Durch den Torbogen tritt ein, unter dem Horusstein .‹ Um aber den Westen im Rücken zu haben, müssten wir auf der anderen Seite des Tempels stehen. Außerdem habe ich keine Symbole des Gottes Horus am Vordereingang ausmachen können.«
»Sollen wir uns bei unserer Mission etwa auf die Worte eines Geistesgestörten verlassen?«, fragte Mr Socrates. »Ich habe dir beigebracht, logisch zu denken.«
»Das ist logisch, Sir«, verteidigte sich Modo. »Ich glaube nicht, dass King durch dieses Portal hier ins Innere gelangt ist. Sein Expeditionstrupp war viel kleiner als der von Miss Hakkandottir, und selbst sie war gezwungen, das Tor aufzusprengen. Ich gehe davon aus, dass King auf einen Hintereingang gestoßen ist.«
»Und du erwartest von uns, dass wir Stunden darauf verschwenden, um danach zu suchen?«
»Nein. Es müsste relativ einfach sein, ihn zu finden. Wir müssen lediglich den Horusstein finden, den er in seinem Reim erwähnt hat.« Noch während er das aussprach, bemerkte Modo, wie albern sich das anhörte. Ein Reim? Er vertraute auf einen Reim? Der Gedanke war ihm mit geschlossenen Augen so logisch erschienen, doch jetzt, da er hellwach war und alle ihn ansahen, stiegen auch in ihm Zweifel auf.
»Es ist der sicherere Weg«, sagte Tharpa und stärkte damit Modos Hoffnung.
»Wenn du meinst.« Eine Spur von Bitterkeit lag in Mr Socrates’ Tonfall. Er holte tief Luft. »Vielleicht liegst du richtig,
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