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Mission Clockwork

Mission Clockwork

Titel: Mission Clockwork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Slade
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Augen immer auf das Kopfsteinpflaster gerichtet oder verkrochen sich mit hochgezogenen Schultern unter ihren Regenschirmen.
    Doch heute Nacht, während er Oscar Featherstone die Baker Street entlang verfolgte, hatte Modo das Gefühl, dass er beruflich aufgestiegen war. Dieser Auftrag hatte ein gewisses Prestige. Schluss mit der Suche nach irgendwelchen verlorenen Geldbörsen. Er befasste sich jetzt mit einem Fall wie ein echter Detektiv. Dafür war er ausgebildet worden.
    Es war relativ einfach gewesen, Oscar von seinem Herrenhaus aus zu folgen. Entscheidend war aber, ob es ihm gelingen würde, aufzudecken, was den jungen Mann so spät nachts aus dem Haus trieb und seine Schwester so ängstigte.
    Seine Schwester.
    Audrette.
    Bei dem Gedanken an ihren Namen wurde Modo trotz der nächtlichen Kälte warm, ja sogar ein wenig schwindelig. Sie war so entzückend und sprach mit einer solch engelsgleichen Gewandtheit. Er erinnerte sich an das Bild, als sie sich die Augen mit dem Taschentuch abtupfte. Dieser tragische, traurige und gleichzeitig wunderschöne Augenblick hatte sich ihm ins Gedächtnis geprägt. Sein Herz fing an, unangenehm zu rasen, und fast wäre er auf den Dachschindeln abgerutscht.
    Â»Lass dich nicht ablenken, Modo«, flüsterte er wütend vor sich hin und rückte seinen Beutel zurecht, sodass er direkt auf seinem buckligen Rücken lag.
    Er kroch weiter über das Dach, bis Oscar abbog und durch ein eisernes Tor trat. Vor einem zweistöckigen Backsteingebäude hielt er inne und klopfte an die Tür. Die Person, die öffnete, füllte den Türrahmen aus, weshalb Modo folgerte, dass es sich um einen Mann handeln müsse. Die massige Gestalt trat zur Seite und ließ Oscar eintreten. Dann schloss sich die Tür.
    Modo ließ den Blick prüfend über das Anwesen schweifen. Das Dach des Hauses war zu hoch und zu weit entfernt, als dass er sich hinüberschwingen konnte. Die Steinmauer, die den Hof einfasste, war in einem schlechten Zustand und stellenweise eingefallen. Aber zwischen ihm und dem Gebäude stand in der Mitte des Hofs ein alter Gartenpavillon, der sein Gewicht wahrscheinlich aushalten würde.
    Modo rannte leise bis zur Dachkante und machte dann einen Satz zu der Gartenlaube hinüber, wobei er ein paar Zweige eines Eichenbaums abriss, als er durch die Luft flog. Er landete mit einem dumpfen Schlag auf dem runden Dach der Laube und hechtete umgehend weiter auf den ausladenden Balkon über der Eingangstür des Hauses.
    Er bemühte sich, leicht zu landen, und machte trotzdem viel zu viel Lärm. Also verbarg er sich in einer Ecke neben dem Abflussrohr und wartete, bis er sicher war, dass niemand aus dem Haus kam, um nach dem Rechten zu sehen. Tharpa wäre stolz gewesen, hätte er gesehen, wie Modo seine Lehren in die Praxis umsetzte – vielleicht abgesehen von diesem letzten Sprung.
    Er tappte zum Balkongeländer und holte sein abgeknicktes Fernrohr aus dem Beutel. Es hatte große Geduld und viele Stunden erfordert, das Instrument zu entwerfen und mit seinen groben, ungeschickten Fingern zwei Fernrohre umzuarbeiten und miteinander zu verbinden. Er zog es auseinander und hielt das Okular vor sein rechtes Auge, dann senkte er das andere Ende über die Brüstung, bis er durch eine der schmutzigen Fensterscheiben schauen konnte. Der Winkel war nicht perfekt und das Fischaugenobjektiv verzerrte das Bild noch zusätzlich. Nichtsdestotrotz gelang es Modo rasch, sich zu orientieren, und langsam suchte er den Raum ab. Er konnte erkennen, dass Oscar mit einem Mann sprach, der mit dem Rücken zum Fenster stand. Der Mann war groß, sein Jackett spannte über den mächtigen Schultern und sein Haar war so schwarz wie Kohle. Modo beobachtete die beiden, bis sich der Mann vom Fenster entfernte, eine Tür öffnete und Oscar in ein anderes Zimmer geleitete, das sich Modos Blick entzog.
    Um herauszufinden, was Oscar da unten trieb, war es das Beste, selbst ins Haus zu gehen. Er könnte problemlos über die Balkontür einbrechen, doch da er keine Ahnung hatte, was oder wer ihn im Inneren erwartete, erschien es weitaus logischer, durch die Haustür einzutreten. Das verlangte allerdings eine Verwandlung. Modo zog sich wieder in die Ecke des Balkons zurück.
    Du wirst immer hässlich sein, hatte ihm Mr Socrates über die Jahre hinweg ständig in Erinnerung gerufen. Immer. Aber du bist anpassungsfähiger

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