Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg
Aber von früheren Studenten bin ich auch enttäuscht worden. Denn Hilfe darf niemals nur eine Einbahnstraße sein. Dirk hat schon bewiesen, dass er auch umgekehrt für mich da ist. Ich bin froh, dass ich ihm in seinen Anfängen helfen konnte.
Dirk war bei seinem ersten Amerika-Aufenthalt knapp ein Jahr in Fresno. Können Sie seine Entwicklung in dieser Zeit beschreiben?
Ich weiß nur, dass er immer schon klare Visionen hatte. Er wusste immer, dass er hoch hinauswill und hoch hinauskommen kann. Wenn man so schnell Cheftrainer wird wie er, braucht man unglaubliches Selbstvertrauen, Geschicklichkeit und Glück. Er hat sich selbst bestens vorbereitet und hatte niemals Angst, dass er bei etwas versagen könnte. Egal, welche Aufgabe ich ihm gestellt habe – er hat sie erledigt. Sein einziges Problem war manchmal, dass er etwas an Selbstüberschätzung litt, aber nie so schlimm, dass es ihm jemand übel nahm oder es ihn auf seinem Weg behindert hätte.
Dirk ging zurück nach Deutschland, studierte weiter und kam noch einmal für zwei Jahre nach Fresno, um dort als Assistenztrainer zu arbeiten. Diese Chance bekommen wahrscheinlich nur sehr wenige. Warum er?
Weil er fachlich unglaublich weit war. Er konnte uns weiterhelfen. Menschlich hat er sowieso zu uns gepasst und ich habe ihm absolut vertraut. Ich hätte ihn gerne, wenn es anschließend eine höhere Position für ihn gegeben hätte, dauerhaft bei uns hierbehalten. Er wäre eine Bereicherung für Fresno gewesen.
Sie haben Dirk zu sich nach Hause eingeladen, ihm Basketballspielzüge mithilfe von Salzstreuern gezeigt. Da haben sich ja wirklich zwei Verrückte gefunden.
Dirk gehört, wie gesagt, zur Familie. Deshalb ist es selbstverständlich, dass er bei uns ein und aus geht. Er hat sogar für uns gekocht und nach dem Essen den Abwasch gemacht. Dabei wollte er immer über Basketball reden. Ständig kam: »Ron, erklär’ mir dies oder das bitte noch mal.« Dirk konnte nicht ohne Basketball. Also haben wir auch mithilfe von Salzstreuern taktische Systeme besprochen. Sonst hätte der Kerl ja nicht lockergelassen.
Hätten Sie erwartet, dass er einmal der erfolgreichste Trainer Deutschlands werden würde?
In seinen wildesten Träumen hat Dirk es sich erhofft. Ob ich daran geglaubt habe? Keine Ahnung. Aber Fakt ist: Der Himmel ist die einzige Grenze. Wenn du etwas wirklich willst, alles deinem Ziel unterordnest und dich durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lässt, kannst du sehr hoch fliegen. Und wenn dann noch das nötige Glück dazukommt, du gesund bleibst … Dirk war bestens vorbereitet, in Deutschland durchzustarten. Er hat sich bestens gewappnet.
Otto Reintjes sagte einmal: »Dirk ist so gut, der könnte auch ein NBA-Team trainieren.« Richtig oder falsch?
Schwierige Frage, weil es zwei völlig unterschiedliche Ligen und Basketballtraditionen sind. Aber als jemand, der sowohl in Europa als auch in der NBA gecoacht hat, würde ich sagen: Ja. Dirk hätte die Begabung, sich in der NBA als Trainer durchzusetzen. Sein Englisch ist exzellent. Und er kann amerikanisch denken. Das ist bei Weitem nicht so einfach, wie es sich anhört. Die wenigsten Europäer verstehen es, wie ein Amerikaner zu denken. Es gibt nur eine Handvoll Trainer in Europa, wie z. B. Ettore Messina, Sasa Obradovic und David Blatt (er ist amerikanisch-israelisch), denen ich diesen Gedankensprung zutraue. Dirk spielt in ihrer Liga, er könnte nahtlos in die NBA wechseln. Um in der NBA Trainer zu werden, braucht man eine verdammt gute Reputation. Das macht es ausländischen Trainern auch so verdammt schwer, hier einen Fuß auf den Boden zu bekommen: Ihre Arbeit wird oft falsch eingeschätzt oder unterschätzt. Dirk aber hat viele talentierte Mannschaften betreut und erfolgreich gemacht. Nur: Er hatte niemals Spitzenmannschaften mit einem Etat zwischen 15 und 30 Millionen Euro zu coachen. Das ist ein kleines Problem.
Jetzt ist er Trainer bei Bayern München. Was denken Sie inzwischen über das Projekt?
Das ist das herausragendste Projekt in Europa. Ich sage voraus, dass Bayern ein dauerhaftes Top-Team in der Europaleague werden wird. Es müsste viel mehr Mannschaften vom Format von Bayern geben. Ihr habt in Deutschland so viele reiche Städte mit Riesenpotenzial für Basketball. Lasst es frei!
Was ist Ihre witzigste Erinnerung an Dirk?
Witzig? Eher beängstigend! Ich muss immer als Erstes daran denken, wie er Auto gefahren ist. In der linken Hand einen Laib Brot, von dem er immer
Weitere Kostenlose Bücher