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Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg

Titel: Mission Erfolg - Meine Vision mein Plan mein Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bauermann
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ein ruhiges Plätzchen zu suchen. Kurz, ich habe vollkommen überreagiert. Anstatt mit Demut die Entscheidung zu akzeptieren, habe ich mich nur als unfair behandeltes Opfer gesehen. Das hat leider Gottes mein Verhältnis zu Otto über Jahre beschädigt, was ich sehr bedauere.
    Den Umgang mit Rückschlägen habe ich erst später richtig gelernt. Ebenso den Umgang mit Niederlagen. Während meiner Leverkusener Zeit habe ich Pleiten fast als existenzielle Bedrohung gesehen. Noch heute tue ich mich schwer, wenn wir verlieren. Aber damals hat es mich persönlich getroffen und auf eine Art fertiggemacht, wie es nicht hätte sein müssen. Mir fehlte lange Zeit ein Element von Gelassenheit. Selbstironie war mir nahezu fremd. In meiner Persönlichkeitsentwicklung stand ich damals wirklich noch ganz am Anfang. Eine Aufgabe als Bundestrainer oder so eine Herausforderung wie Bayern München zu übernehmen wäre daher zu jenem Zeitpunkt undenkbar gewesen.
    Trotz der Zerwürfnisse und Differenzen mit Otto brachten wir die Saison irgendwie mit Anstand zu Ende. Am letzten Spieltag der Hauptrunde besiegten wir den Tabellenletzten USC Freiburg, gleichzeitig schlug die SG Braunschweig den MTV Gießen. Dank Fremdhilfe qualifizierten wir uns als achter und damit letzter Teilnehmer für die Play-offs, wo wir es mit Alba Berlin zu tun bekamen. Wie so oft ging es in diesem Duell um die Meisterschaft. 1985, 1991, 1992, 1995 und 1996. 1995 standen sich gleich elf deutsche Nationalspieler gegenüber. Es war der Showdown des deutschen Basketballs. In Leverkusen hatten wir mit Marmelade gefüllte Berliner verteilt, die unsere Fans vor dem Kracher gegen Alba vernaschen durften. Ein ums andere Mal hatten wir bis dahin Berlin besiegt. Und nun waren wir nicht einmal mehr auf Augenhöhe. 67:108 verloren wir das entscheidende Spiel, mein letztes Spiel als Bayer-Trainer.
    Es wurde dunkel in der Wilhelm-Dopatka-Halle, nur noch ein paar Lichter tanzten an der Decke. Die Stunde meines Abschieds war gekommen. Als ich meinen Assistenztrainer Achim Kuczmann und unseren Physiotherapeuten Dieter Happ umarmte, hatte ich Tränen in den Augen. Auf einem Fanplakat stand geschrieben: »Wie stark sind die Riesen – Dirk hat es oft bewiesen.« Aus den Lautsprecherboxen dröhnte der alte Trude-Herr-Song: »Niemals geht man so ganz. Irgendwas von mir bleibt hier, es hat seinen Platz immer bei dir.«
    In dem Moment hatte ich die ganzen schrecklichen letzten Monate vergessen. Ich vergaß, dass wir in dieser Saison gegen Gießen mit 58:101 die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte kassierten. Ich vergaß meinen Frust und war einfach nur traurig, diesen Verein zu verlassen, so richtig es auch war. Und ich dachte an die Anfänge, wo sie mir unterstellt hatten, nur eine Eintagsfliege zu sein. Wie oft bekam ich das Klischee zu hören, dass es mit dieser Mannschaft jeder als Trainer geschafft hätte. Aber wir hatten nicht die beste Mannschaft gehabt. Im Jahr der ersten Meisterschaft war das Bayreuth, 1995 definitiv Alba Berlin (sie hatten den Kovac-Pokal gewonnen) gewesen; 1996 hatten Berlin und wir allenfalls auf gleichem Niveau gespielt. Ein Selbstläufer waren all die Titel also gewiss nicht gewesen. Bei kurzfristigem Erfolg lasse ich die Frage durchaus zu, ob er trotz oder wegen des Trainers gekommen sei. Aber bei so vielen Titeln und einer solchen Langfristigkeit kommt es definitiv auf die Qualität des Trainers an.
    Alles in allem war es eine schmerzliche Trennung. Mein Herz blutete, weil Leverkusen eine Herzensangelegenheit war. Aus dieser Zeit bleibt mehr als nur mein Glücksgürtel, den ich bis heute trage. Es bleibt eine Liebe früherer Tage. Es bleibt die Erinnerung an einen Verein, bei dem ich immer Lust an der Arbeit und ein gutes Gefühl hatte, wenn ich mit dem Auto zum Training gefahren bin. Und auch heute bin ich voller Tatendrang, wenn ich zur Säbener Straße oder zum Audi-Dome unterwegs bin. Anders als in Hagen. Dort ist es mir schwergefallen, mich den Bedingungen zu stellen, zu gestalten, die Lokomotive zu sein, die unermüdlich zieht.
    Im Februar 2000 war mit Martin Schimke ein neuer Generalmanager gekommen, der den Verein, der zuletzt 1994 Deutscher Pokalsieger gewesen war, aus dem Niemandsland der Bundesliga führen sollte. Der ehemalige Nationalspieler benutzte in seinen ersten Interviews häufig das Wort »entstauben«, sodass nahezu der Eindruck entstand, der Schmutz in Hagen müsse zentimeterhoch liegen. Aber Martin schien das Image, das er durch

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