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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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»Verdammt noch mal, ich habe dich in Sicherheit gebracht. Gegen meinen Willen, gegen meine Natur. Ich habe alles aufgegeben, habe mich selbst aufgegeben, nur um dich hierherzubringen. Und du willst das jetzt alles wegwerfen?«
    »Das habe ich nicht gewusst. Ich habe nicht gewusst, was es dich kostet. Ich habe gedacht, du wärst genau wie die – wie die Leute, die mich entführt haben.«
    »Aber du willst dich freiwillig diesen Leuten ausliefern, diesem« – Munroe spie ihr das Wort entgegen – »Vieh?«
    Neevas Wangen liefen rot an, und sie schüttelte den Kopf. »Ich … ich, nein. Das nicht. Du hast doch etwas vor. Du willst dich an ihnen rächen, das weiß ich. Die Männer, die mich entführt haben, die sind doch immer noch hinter mir her. Deshalb habe ich gedacht, du könntest mich vielleicht gebrauchen. Als so eine Art Falle oder als Köder … irgend so was.«
    Munroe ließ Neeva los. »Mein Gott, bis du naiv«, sagte sie. » Deshalb hast du die Sicherheit, das Konsulat, verlassen? Du bist jung und bescheuert und hast absolut keine Ahnung, und ich verabscheue und bewundere dich deswegen.«
    »Trotzdem, meinst du, das geht? Meinst du, du kannst mich als Köder benutzen? Würde das vielleicht etwas bringen?«
    Munroe blickte links und rechts die Straße entlang. Sie standen jetzt schon länger an ein und derselben Stelle, als ratsam gewesen wäre. Sie mussten in Bewegung bleiben. Munroe nahm Neeva am Arm und drehte sie in Richtung Bürgersteig. »Du weißt, was mit dem Köder passiert, wenn man angelt?«
    Neeva starrte sie nur verständnislos an.
    Seufzend griff Munroe nach dem Rucksack. »Wir sind hier nicht in Hollywood, Neeva. Das ist kein Film-Set. Im richtigen Leben muss der Köder dran glauben.«
    »Aber das ist alles so unglaublich beschissen«, meinte Neeva. »Dass die sich einfach irgendwelche Frauen schnappen und sie anschließend verkaufen können … die machen, was sie wollen, nehmen sich, was sie wollen, und kein Mensch tut irgendwas dagegen. Aber ich habe gehört, was du gesagt hast. Du hast etwas vor. Du willst wirklich etwas unternehmen. Ich weiß, wie gefährlich diese Leute sind, und ich hasse sie. Und jetzt habe ich die Chance, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Ich kann dir helfen.«
    Munroe starrte sie an, vergeudete wertvolle Sekunden, versuchte sich klarzumachen, welcher Gedankengang Neeva dazu bewogen hatte, ihr zu folgen, zu erfassen, was Neeva wirklich wollte, doch am Ende fiel ihr immer noch keine Antwort ein, und sie setzte ihren Weg schweigend fort, mit Neeva an ihrer Seite, die ihre Beine im Akkord arbeiten ließ, um mit Munroes langen Schritten wenigstens halbwegs mithalten zu können.
    Jetzt spielte es ohnehin keine Rolle mehr, ob sie Neeva dabeihaben wollte oder nicht. Sie hatte weder Zeit noch Lust, sie wieder ins Konsulat zu bringen, und allein konnte sie sie auch nicht gehen lassen, nur damit sie dann Lumani in die Fänge lief. »Wir müssen dir einen Hut besorgen«, sagte sie. »Und etwas anderes zum Anziehen.« Dann senkte sie noch einmal die Stimme zu einem Flüstern. »Und ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren. Meine Prioritäten haben sich verschoben.«
    »Es war meine Entscheidung«, flüsterte Neeva zurück. »Also trage ich auch die Verantwortung.« Sie zögerte. »Aber du tust doch, was du kannst, oder nicht?«
    »Ja, sicher«, erwiderte Munroe. »Ich beschütze dich, so gut ich kann, aber es wäre besser, wenn du Angst hast.«
    »Natürlich habe ich Angst.«
    »Gut. Das heißt, dass du zumindest nicht völlig verrückt bist. Die Chancen stehen zehn zu eins, dass wir beide spätestens morgen Abend Fischfutter sind.«
    Munroe warf einen Blick zurück. Links und rechts die Straße entlang. Überquerte sie. Neeva sagte: »Na ja, jedenfalls würdest du das nicht machen, wenn du nicht überzeugt wärst, dass du damit Erfolg hast.«
    Munroe blieb ruckartig stehen, nur so lange, um Neeva einen durchdringenden Blick zuzuwerfen. »Das siehst du falsch«, sagte sie und ging weiter. »Ich mache das, weil ich keine andere Wahl habe. Selbst wenn alles genau wie vorgesehen gelaufen wäre, selbst wenn ich dich abgeliefert hätte, wie die es geplant hatten … die Menschen, die ich liebe, wären ihres Lebens nie wieder sicher, solange ich lebe. Auch wenn ich dich jetzt ausliefern würde, würden die mich umbringen. Ich bin also so oder so schon tot.«

 
    Kapitel 31
    Munroe machte sich in den Seitenstraßen von Nizza auf die Suche nach einem Fahrzeug.

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