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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Bewegung. Neevas Worte dröhnten wie Kesselpauken durch ihren Schädel und löschten alles andere aus. Sie zischte: »Bist du jetzt völlig übergeschnappt?« Ging zwei Stufen nach unten und blieb erneut stehen. Drehte sich noch einmal um. »Ich habe gerade erst mein Leben und das von Menschen, die ich liebe, riskiert, nur um dich in Sicherheit zu bringen. Lass mich in Ruhe. Du bist wieder frei. Geh nach Hause.«
    Ein Stockwerk weiter oben öffnete sich die Tür, und die Sicherheitsbeamtin, die Neeva offensichtlich gefolgt war, lehnte sich über das Geländer. Als sie sah, dass die beiden Frauen einander fast wie bei einem Duell gegenüberstanden, kam sie einen halben Treppenabsatz herunter. »Neeva?«, sagte sie. »Ist alles in Ordnung?«
    Ihre Stimme klang freundlich, aber ihre Miene und ihre Körpersprache verrieten dieselbe beschützerhafte Feindseligkeit, die Munroe schon seit ihrer Ankunft gespürt hatte. Neeva drehte sich zu der Frau um. Munroe, die keine Lust hatte, dieses lächerliche Gespräch noch länger zu führen, nutzte die Gelegenheit und ging weiter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Neeva ignorierte die Frage der Frau und kam hinterher.
    Im Erdgeschoss stieß Munroe die Tür zum Foyer auf und war bereits auf halbem Weg zum Ausgang, als Neeva hinter ihr auftauchte und sagte: »Michael, bitte, lass mich mitkommen.«
    »Du bleibst hier«, entgegnete Munroe.
    Neeva rannte zu ihr. »Nein!« Da war sie wieder, diese gottverdammte Sturheit, diese Uneinsichtigkeit, die schon die erste Hälfte ihrer Fahrt von Zagreb hierher so mühsam gemacht hatte.
    Munroe wirbelte herum. Wäre beinahe mit der jungen Frau zusammengestoßen. »Was ist denn bloß los mit dir, verdammt noch mal? Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, welches Risiko ich eingegangen bin, um dich bis hierherzubringen? Mehrere Menschen sind gestorben, nur damit du jetzt die Chance hast, dieses ganze Chaos hinter dir zu lassen. Geh. Geh zurück. Sei frei. Leb dein Leben.«
    Neeva verschränkte die Arme vor der Brust. »Nein!«
    »Du gehst jetzt auf der Stelle wieder die Treppe hoch, oder ich schleife dich an den Haaren da rein.«
    »Bestimmt nicht«, entgegnete Neeva trotzig, mit vorgerecktem Kinn. »Da oben warten nämlich die Leute vom Konsulat auf dich. Und alle fragen sich, ob du nicht vielleicht doch irgendwas mit der Entführung zu tun hast. So blöd bist du nicht.«
    »Leck mich am Arsch«, sagte Munroe. »Ich hab die Schnauze voll. Ich will nicht mehr für dich verantwortlich sein.« Sie drehte sich um und trat aus dem kühlen, stillen Foyer hinaus auf die lärmige, lebhafte Straße.
    Neeva tat es ihr nach. Die Trommelschläge in Munroes Brust steigerten sich zu einem aberwitzigen, schwindelerregenden Tempo. Noah war tot, und sie hatte Logans Leben aufs Spiel gesetzt, um Neeva vor dem Puppenmacher in Sicherheit zu bringen, um alle Verantwortung loszuwerden, um die Marionettenfäden zu durchtrennen und diesem absurden Treiben ein Ende zu setzen.
    Irrsinn.
    Irgendwo da draußen wartete Lumani auf sie. Und nicht nur Lumani. Wenn er in der Gegend jemanden kannte, hatte er während der Stunden, die sie im Konsulat verbracht hatte, vermutlich Verstärkung zusammengetrommelt. Er lauerte irgendwo auf eine Gelegenheit, und jetzt tauchte sie wieder auf, der Peilsender, der sagte: Komm und hol mich doch , und mit ihr Neeva, in aller Öffentlichkeit, als ob die Qualen der letzten vierundzwanzig Stunden, der Tod und all das Leid völlig umsonst gewesen wären.
    Munroe starrte auf die leere Stelle, wo sie vorhin das Motorrad abgestellt hatte. Gestohlen oder zurückgeholt, das würde sie nie erfahren. Das Kribbeln in ihrem Nacken war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie beobachtet wurde. Ihr Blick wanderte zu dem Park auf der anderen Straßenseite und von dort zu den umstehenden Gebäuden. Sie entfernte sich vom Konsulat, ging die Straße entlang, die weg vom Meer ins Landesinnere führte. Bei der nächsten Querstraße bog sie scharf ab und bei der nächsten wieder. Jedes Mal entschied sie sich erst im allerletzten Moment, wie bei einer Art imaginärem Münzwurf, während sie ununterbrochen Dächer, Balkone, Fenster und Straßen im Blick behielt, immer auf der Suche nach einem Hinweis auf den Mann mit dem Gewehr.
    Ganz egal, wie schnell sie ging, Neeva hielt immer Schritt. Nicht neben ihr, nicht einmal als Schatten an ihrem Ellbogen, aber immer dicht hinter ihr, wie ein entschlossener Beschatter, knapp außerhalb ihres Sichtfeldes. Munroe

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