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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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städtischem Treiben umgeben waren. Dann suchte Munroe nach einer Metro-Station. Sie fuhr durch ein Viertel mit zahlreichen Wohnblocks und landete in einer Sackgasse, an deren Ende sich die Station Famagosta befand. Dort gab es nicht viel mehr als eine Bushaltestelle und ein paar Parkhäuser. Sie fuhr in eines der Parkhäuser, stellte das Auto in eine freie Parkbucht und ließ es einfach stehen.
    Die Metro-Station war sauber und hell. Die Züge Richtung Stadtzentrum fuhren in kurzen Abständen. Munroe löste an einem Fahrkartenautomaten zwei Tickets, die mit einem Euro pro Ticket unfassbar günstig waren. Warme Luft stieg aus dem U -Bahn-Schacht nach oben und brachte eine muffige Mischung aus verbranntem Metall, Hydrauliköl und Schmierfett mit sich – jener universale, auf der ganzen Welt verbreitete Duft, der nur auf den Gleisen der Untergrundbahn gedieh. Sie hatte sich bei Neeva untergehakt – Freund und Freundin –, und wie in Nizza und in Monaco stutzten die Passanten, sobald sie Neevas Kostüm sahen. Aber dieses Mal ließ Neeva den Kopf unten. An den grinsenden Gesichtern und den gelegentlich unverschämten Blicken war abzulesen, dass die Leute von der Kleidung so sehr in Beschlag genommen waren, dass sie gar nicht darauf achteten, wer diese Kleidung eigentlich trug.
    Neeva flüsterte: »Kommt er uns denn nicht hinterher?«
    Munroe schüttelte den Kopf. Nur ein Vollidiot würde versuchen, ihnen in der U -Bahn zu folgen, nicht nur wegen der Kameras und der Wachleute, sondern auch, weil die Gefahr, sie womöglich nur um einen einzigen Zug zu verpassen, sehr groß gewesen wäre. Sie sagte: »Er wartet, bis wir wieder auftauchen. Dann folgt er uns wieder.«
    Sie fuhren bis zum Hauptbahnhof, wo sich jetzt, am frühen Nachmittag, bereits die ersten Vorboten des Feierabendverkehrs bemerkbar machten. Sie fuhren auf Rolltreppen zwei Stockwerke nach oben in die Haupthalle des Bahnhofs mit ihrer hohen Kuppel. Auf der einen Seite befanden sich die Bahnsteige für die Fernzüge und auf der anderen die Ausgänge. Hier wurden tagtäglich Abertausende Pendler und Reisende nach nah und fern durchgeschleust.
    Neeva drehte sich einmal um die eigene Achse, legte den Kopf in den Nacken und bewunderte den Bahnhof, der als einer der schönsten der Welt galt, mit weit aufgerissenen Augen. Dann geriet sie ins Stolpern. Munroe fing sie auf. »Wenn du die Touristin spielen willst, wirst du sterben, okay? Konzentrier dich.«
    Die Straßen rund um den Hauptbahnhof waren schmal, voller Müll und verstopft. Munroe ließ den Blick über die Schaufensterfronten gleiten, bis sie, eingezwängt zwischen mehreren Kiosken und Tante-Emma-Läden, gefunden hatte, was sie suchte: einen kleinen Laden mit bunten Werbeplakaten für Telefonkarten und billige Flugreisen hauptsächlich in Dritte-Welt-Länder. Das Angebot umfasste auch günstige internationale Telefonate und Internetnutzung.
    Munroe wies Neeva einen Platz am Schaufenster zu, damit sie zwischen den Postern hindurch die Straße im Blick behielt. Sie gab ihr den Rucksack. »Wenn du irgendein bekanntes Gesicht siehst«, sagte sie, »versuch auf keinen Fall, die Heldin zu spielen. Es hört sich vielleicht komisch an, weil ich ja ganz in der Nähe bin, aber die können sehr schnell sein. Schrei ›fuoco‹, so laut du kannst. Je mehr Krach, desto besser.«
    Neeva übte ein paar Mal lautlos das Wort und nickte.
    »Und geh auf keinen Fall an die Tür. Wenn er uns beobachtet, könnte er dich ohne Weiteres betäuben und mitnehmen.«
    Noch ein Nicken.
    Munroe wandte sich zum Tresen. Ein älterer Mann, offensichtlich der einzige Angestellte im gesamten Laden, kassierte und schaute dabei immer wieder in Neevas Richtung.
    Die Telefonkabinen in Neevas Nähe waren alle besetzt. Also begnügte Munroe sich mit dem, was sie bekommen konnte, und versuchte, das Mädchen im Auge zu behalten, während sie eine scheinbar endlose Folge an Zahlen und Codes eingab, bis sie Bradfords Nummer wählen konnte. Er meldete sich beim ersten Klingeln.
    »Hey«, sagte er. »Wo bist du?«
    »Mailand.«
    »Alles okay?«
    »Ja, aber ich muss mich beeilen. Ich werde nicht bloß beschattet, sondern habe auch noch Neeva dabei.«
    »Du hast was?«
    »Ich erklär’s dir, sobald ich ein bisschen mehr Zeit habe.«
    »Ich brauche deine Adresse«, sagte er, und sie las ihm die Angaben auf ihrer Quittung vor.
    In geschäftlichem Tonfall, ohne die Emotionalität, die in ihren vorangegangenen Gesprächen immer wieder durchgebrochen war,

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