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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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neben die Matratze auf den Boden. »Schätze, du hast recht«, sagte sie. Munroe schob ihr eine Packung Kekse und eine Saftflasche hin.
    Neeva legte die Hand auf die Matratze. »Wozu ist die denn da?«
    »Sobald die Schießerei losgeht, schicke ich dich ins Badezimmer, und die Matratze ist eine zusätzliche Schutzschicht, damit dir nichts passiert.«
    »Ich dachte, ich soll dir helfen.«
    »Wenn du tot bist, bist du keine große Hilfe mehr.«
    »Aber was ist mit dir?«
    Munroe setzte sich zu Neeva auf den Fußboden, und zwar so, dass das einzige Fenster genau gegenüber und die Tür zum Flur zwischen ihr und Neeva lag. Im Gegensatz zur amerikanischen Bauweise, wo überwiegend mit Gipskarton und hohlen Türen gearbeitet wurde, war dieses alte europäische Hotel aus Stein und Massivholz errichtet worden. Deswegen würden Lumani oder Arben Zwei oder wen sie sonst noch mitgebracht hatten, durch eine dieser beiden Öffnungen ins Zimmer eindringen. Vorausgesetzt, sie wollten nicht einfach das gesamte Hotel in die Luft jagen.
    Munroe legte die Jericho auf den Boden und nahm sich einen Keks. »Wie gesagt, wenn ich sie nicht sofort erwische, bin ich so oder so tot, also spielt es keine große Rolle.«
    »Wer hat dich eigentlich so zugerichtet?«, fragte Neeva und streckte die Hand nach Munroes Oberkörper aus, verharrte aber regungslos, bevor sie die Jacke berührte.
    Diejenigen, die den Mut aufbrachten, sich nach den Narben zu erkundigen, fragten eigentlich immer nach dem Was und dem Wie. Nur Neeva hatte mit ihrer Frage nach dem Wer direkt ins Zentrum getroffen. Munroe warf ihr einen Blick zu, von einem Gewaltopfer zum anderen. Neeva zog die Hand zurück und widmete sich wieder ihren Keksen, wie ein beleidigtes Kind.
    »Es ist lange her«, sagte Munroe. »Und hat etliche Jahre gedauert. Es war ein Mann. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem, der einen Preis auf dich ausgesetzt hat.«
    »Hast du eigentlich mal an Rache gedacht?«
    »Er ist tot.«
    Neeva hörte auf zu kauen und schluckte bedächtig. »Hast du ihn umgebracht?«
    »Ja«, erwiderte Munroe ebenso bedächtig wie sie. »Das habe ich.«
    »War es sehr schwierig, nicht erwischt zu werden?«
    Munroe drehte sich zur Seite, die Schulter an die Wand gedrückt, und starrte dem Mädchen direkt in die Augen. Sie wählte ihre Worte sehr bewusst. »Es ist lange her, es war an einem Ort, den praktisch niemand kennt. Was sollen all diese Fragen, Neeva?«
    Neeva zuckte mit den Schultern. »Manchmal überlege ich mir, wie es sich anfühlen würde.«
    »Rache sollte man lieber der Fantasie überlassen«, erwiderte Munroe. »Dort fühlt sie sich besser an. Im richtigen Leben kann man irgendwann lernen, mit dem Schmerz und dem Trauma zu leben, man kommt irgendwie damit klar, verstehst du? Aber den Tod kann man niemals rückgängig machen. Und selbst wenn man fest davon überzeugt ist, dass der Mensch, den man tötet, den Tod wirklich verdient hat, es nimmt einem doch nicht den Schmerz. Aber man gelangt auf gefährliches Terrain, wo einem jederzeit der Boden unter den Füßen wegbrechen kann.«
    »Du hast es aber getan.«
    Munroe starrte sie noch ein wenig länger an, während die Gedanken in ihrem Kopf Karussell fuhren und immer wieder auf den einen Satz hinausliefen: Genau das meine ich ja. Aber sie sagte: »Stimmt. Zum Teil aus Rache, zum Teil auch, um mein Leben und das von anderen zukünftigen Opfern zu retten. Aber auch wenn es einzig und allein um Rache gegangen wäre, bedeutet es doch, dass ich auf jeden Fall beurteilen kann, wie es sich anfühlt, besser als jeder andere.«
    Ohne Munroe in die Augen zu sehen, knabberte Neeva an einem Keks und sagte: »Würdest du es ungeschehen machen, wenn du das könntest?«
    »Nein, aber das heißt nicht, dass ich keinen Preis dafür bezahlt habe.«
    Neeva stieß ein leises Schnauben aus. »Also ich glaube nach wie vor, dass Typen wie dieser Puppenmacher und das Milchgesicht, solche Leute, dass die niemals klüger werden oder aufhören, es sei denn, jemand stellt sich ihnen in den Weg und bekämpft das Feuer mit Feuer, verstehst du? Irgendjemand muss ihnen eine Lehre erteilen.«
    »Das Problem dabei ist, dass man sich dabei leicht selbst verbrennen kann. Und man riskiert, dass man genauso wird wie sie.«
    »Ist dir das passiert?«
    »Vorübergehend, ja«, erwiderte Munroe und lehnte sich wieder mit dem Rücken an die Wand, die Unterarme auf die angewinkelten Knie gestützt, den Blick starr geradeaus auf das zugezogene Fenster

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