Mission Munroe 03 - Die Geisel
verschob und verkaufte.
Und hier, in den Vereinigten Staaten, hatte Breeden für ihn die Fäden gezogen.
Erst kurz vor ihrer Verhaftung war Bradford auf diese Verbindung gestoßen. Das waren die Unterlagen, die er gestern Walker und Jahan gezeigt hatte. Mit Hilfe dieser Informationen hatte er Breeden damals gefügig gemacht. Das Dossier, das zahlreiche Ermittlungsergebnisse und all das enthielt, was sie durch intensive Wühlarbeit ans Tageslicht gezerrt hatten, machte überdeutlich, welches Netzwerk Breeden auf US -amerikanischem Boden geschaffen hatte. Doch die Spuren führten weiter nach Europa, und irgendwann war klar gewesen, dass es zwischen den scheinbar legitimen Geschäften in den Vereinigten Staaten und dem weltweiten Sklavenhandel mit jungen Mädchen eine Verbindung gab.
Das alles waren zwar keine handfesten Beweise, aber es hätte auf jeden Fall ausgereicht, um die Aufmerksamkeit auf eine Organisation zu lenken, die bis dato unsichtbar und völlig straffrei über alle Grenzen und Kontinente hinweg operiert hatte. Genau das hatte er Breeden gesagt und gedroht, die Unterlagen zu veröffentlichen, und zwar in ihrem Namen. Natürlich war ihr sofort klar gewesen, dass die Männer, die darin erwähnt wurden, dafür sorgen würden, dass sie nie wieder würde aussagen können.
Diese Erpressung, praktisch eine Todesdrohung, hatte gewirkt. Breeden hatte den Mund gehalten, und er wusste bis heute nicht, ob ihr von Anfang an klar gewesen war, wer ihre Klienten waren und womit sie ihr Geld verdienten, oder ob sie sich unwissend zur Mittäterin gemacht und die Wahrheit erst durch ihn erfahren hatte.
Damals hatte die Antwort auf diese Frage keine Rolle gespielt. Breeden hatte sich so oder so die Hände schmutzig gemacht. Zwar hatte sie diesen Mord nicht begangen, aber sie war auch alles andere als unschuldig.
Bradford schloss seinen Wagen ab und betrat die Haftanstalt, ließ die Durchsuchung und die Metalldetektoren über sich ergehen und gelangte schließlich in den Besucherraum, wo diejenigen, die nicht auf der offiziellen Besucherliste der Verurteilten standen, sich mit den Insassen unterhalten konnten, allerdings durch eine Glasscheibe getrennt.
Er war gekommen, obwohl er immer noch nicht wusste, wie Breedens Beziehungen zu dem Puppenmacher genau ausgesehen hatten. Aber die Ereignisse des gestrigen Tages waren so präzise und exakt aufeinander abgestimmt gewesen, dass es unmöglich Zufall sein konnte. Irgendjemand gab gezielt Informationen an hochrangigen, menschlichen Abschaum weiter, und Kate Breeden war die einzige Möglichkeit. Wenn er die Puzzleteile richtig zusammengesetzt hatte, würde sie ihn mit Sicherheit auch sehen wollen, und sei es nur, um sich in seinem Schmerz zu suhlen. Und vielleicht würde er ja durch diese Schwäche erfahren, was er wissen wollte.
Ein Wärter brachte Bradford zu einem Stuhl. Auf der anderen Seite der Trennscheibe wurde er von Breeden bereits erwartet. Sie lächelte, als sie ihn sah. Es war weder ein glückliches noch ein hämisches Lächeln. Viel eher sprach daraus die Erleichterung, ein bekanntes Gesicht zu sehen, ganz egal, wie verhasst es ihr war, weil das immer noch besser war als gar nichts.
Sie wollte ihn gar nicht erst zu Wort kommen lassen, wartete nicht einmal, bis er sich richtig gesetzt und das Telefon ans Ohr gedrückt hatte, sondern sagte sofort: »Miles, was für eine angenehme Überraschung. Ich habe natürlich mit deinem Besuch gerechnet, aber du kommst deutlich früher als erwartet, das muss ich zugeben.«
Den ersten Satz hatte er nur durch Lippenlesen erfasst, trotzdem nahm sie ihm mit dieser Einleitung sämtlichen Wind aus den Segeln. Er war gekommen, um zu erfahren, was sie wusste. Was sie getan hatte. Er hatte sich Eröffnungen und alle möglichen Strategien zurechtgelegt, um seinen Besuch zu erklären, ohne sich in die Karten schauen zu lassen, und jetzt hatte sie ihn auflaufen lassen, noch bevor er ein Wort gesagt hatte.
Er musste einigermaßen verblüfft ausgesehen haben.
Breeden lachte.
»Ach, Miles«, sagte sie, »jetzt spiel doch nicht den Trottel. Du warst schlau genug, um zu mir zu kommen, also muss dir doch auch klar gewesen sein, dass ich mit dir gerechnet habe.«
Er schluckte einen bitteren Geschmack hinunter und erwiderte nach einer kurzen Stille: »Was hast du getan, Kate?«
Sie grinste bis über beide Ohren. »Das ist so eine unglaublich offene Frage, die so viele potenzielle Überraschungen birgt. Vielleicht sollten wir ein kleines
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