Mission Munroe 03 - Die Geisel
besser, wenn du es aussprechen kannst?«
Breeden fuhr fort, als hätte sie ihn überhaupt nicht gehört. »Ich bin genauso hart und undurchschaubar wie sie, Miles. Das solltest du unbedingt im Hinterkopf behalten.« Sie unterbrach sich. Blickte ihm direkt in die Augen. »Du kannst mir nichts mehr anhaben«, sagte sie. »Und falls diese Information bekannt wird, dann wissen sie genau, dass du sie nicht von mir bekommen hast.«
Bradford beugte sich vor. »Wenn das stimmt, dann kannst du mir doch auch sagen, wo sie sie hingebracht haben.«
Sie verdrehte die Augen. »Du bist wirklich nicht gerade die hellste Leuchte im Lampenladen, oder? Du hast die Information bereits. Hast sie schon immer gehabt. Also los, sei ein braver Junge und sieh zu, dass du selber dahinterkommst.«
Er wartete ab, bis der Stachel nicht mehr ganz so tief saß, dann sagte er mit ruhiger, emotionsloser Stimme: »Du hast recht, der Klügste bin ich nicht. Vielleicht sollte ich mir ja ein bisschen Hilfe holen. Vielleicht sollte ich mich an die Medien und die Strafverfolgungsbehörden wenden.«
Sie lachte noch einmal. »Oh, Miles, Süßer, wie außerordentlich unterhaltsam du heute bist. Du hast deine Chance gehabt, du hättest mich vernichten können. Du bist gut, aber nicht gut genug. Ich habe mich von dir befreit, ein für alle Mal, und deine Kurzsichtigkeit ist wirklich ausgesprochen amüsant, aber gleichzeitig auch ziemlich jämmerlich. Wie du hierhin und dahin rennst und so sehr auf Logan fixiert bist, dass du das große Ganze völlig aus dem Blick verlierst. Selbst wenn ich wollte, jemandem, der so hoffnungslos begriffsstutzig ist wie du, könnte ich sowieso nicht helfen.« Sie verstummte, nickte wissend. »Und jetzt solltest du das bisschen wertvolle Zeit, das dir noch bleibt, nicht sinnlos vergeuden.« Mit diesen Worten legte sie den Hörer weg, stand auf, drehte sich um und ging auf die Wärterin am hinteren Ende des Raumes zu.
Bradford sah ihr nach. Erst als sie nicht mehr zu sehen war, stand er auch auf. Auf dem Weg nach draußen machte er einen kleinen Umweg, nahm den zusätzlichen bürokratischen Aufwand in Kauf, den es kostete, um einen Blick in Breedens Besucherliste zu werfen. Er wusste sofort, mit wem sie gesprochen hatte, da nur ein einziger Name auf der Liste stand, den er allerdings noch nie gehört hatte.
Als Bradford wieder in seinem Explorer saß, schloss er die Augen und ließ sich das gesamte Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen, versuchte, sich so viel wie möglich einzuprägen, und notierte sich ein paar Dinge, damit er sie nicht vergaß. Der Schlafmangel und der Stress der letzten vierundzwanzig Stunden machten sich langsam bemerkbar. Er war gereizt, und die Tatsache, dass er schon zwei Tage lang in denselben Klamotten steckte, machte es auch nicht besser.
Er holte das Handy aus dem Handschuhfach. Ein entgangener Anruf von Samantha Walker. Keine Nachricht, nur eine SMS mit der Bitte zurückzurufen. Und dann noch ein entgangener Anruf von Alexis, Tabithas Tochter. Was konnte sie von ihm wollen? Er wartete ab, bis er auf dem Highway 84 nach Osten war, dann rief er Walker an.
»Was hast du rausgekriegt?«, fragte sie.
»Genug, um zu wissen, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, erwiderte er, »aber nicht so viel, dass wir eine Abkürzung nehmen könnten. Bist du im Büro?«
»In fünf Minuten. Bin gerade auf dem Rückweg vom Addison Airport. Wieso?«
»Ich habe einen Namen aufgeschnappt. Jack soll sich den mal vornehmen. Kannst du den weitergeben?«
»Ja, klar. Ich habe auch einen Namen für dich«, erwiderte sie.
»Welchen denn?«
»Michael Munroe.«
»Du willst mich verarschen.«
»Nein. Die hatten dort Papiere auf ihren Namen, oder besser gesagt: auf seinen Namen. Und der Kerl, der sie … ihn begleitet, heißt Valon Lumani.«
Bradford stieß einen unterdrückten Fluch aus. Den Namen Lumani kannte er aus den Erpressungsunterlagen. Ein junger Kerl, ein verwaister Neffe des Puppenmachers. Er diente seinem Onkel, der ihn von frühester Kindheit an unter seine Fittiche genommen hatte, als Zirkusäffchen und rechte Hand. Dass Lumani persönlich geschickt worden war, um Munroe zu holen, sprach Bände, genau wie die Tatsache, dass er fertige Papiere dabeigehabt hatte, in denen Munroe als Mann geführt wurde. Doch was Bradford letztendlich dazu veranlasste, das Gaspedal des Explorers bis zum Anschlag durchzutreten, war die Tatsache, dass er unter seinem eigenen Namen gereist war.
Wenn die Informationen in
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