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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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die Wagenpapiere, Landkarten und das Navigationsgerät des Puppenmachers. Neeva war immer noch unten im Keller angekettet, mitsamt den dämlichen Klamotten, die sie nach dem Willen des Puppenmachers und seiner Handlanger tragen sollte. Munroe würde sie abholen, wenn sie so weit war, aber im Augenblick wollte sie sich ausschließlich auf das Auto im Innenhof konzentrieren.
    Der Hof war gepflastert und wurde auf drei Seiten von dem Gebäude umschlossen, in dem man sie in den letzten Tagen festgehalten hatte. Die Gold-Werkstatt und die Fenster des Büros des Puppenmachers lagen direkt hinter ihr. Was sich hinter den vor ihr liegenden Fenstern verbarg, wusste sie nicht. Die Ausfahrt wurde von einem massiven Holztor versperrt, das wahrscheinlich etliche Jahrhunderte alt war. Von ihm ging auch ohne Zweifel der Scheunengeruch aus.
    Das Fahrzeug, ein Opel Astra, war gut und gerne acht, neun Jahre alt, grau mit halb abgefahrenen Reifen und slowenischem Kennzeichen. Es war das Grundmodell mit vier Türen und Heckklappe, keine Zentralverriegelung, keine elektrischen Fensterheber, keine Schaltautomatik, keine Klimaanlage. Das Radio war ausgebaut worden, und die Karosserie hatte im Lauf ihrer Karriere schon ein, zwei Mal mit einem Laternenpfahl Bekanntschaft gemacht. Der Puppenmacher würde keine Tränen vergießen, wenn er dieses Ding nicht wieder zurückbekam.
    Munroe umrundete den Wagen, nahm jede Einzelheit gründlich unter die Lupe, klappte die Motorhaube auf und prüfte den Flüssigkeitsstand. Sie wischte den Ölmessstab an einem Tuch ab, das seitlich im Motorraum lag, klappte die Stütze ein und ließ die Haube wieder zufallen.
    Lumani lehnte etwas seitlich versetzt mit verschränkten Armen an einem Treppengeländer und machte das, was er schon die ganze Zeit machte: Er betrachtete sie, als wäre sie ein Insekt unter dem Mikroskop oder ein exotisches Tier im Käfig, als wollte er etwas von ihr lernen. Daher beeilte sie sich nicht, brauchte für alles deutlich länger, als nötig gewesen wäre, versuchte, ihm eine ungeduldige Reaktion zu entlocken. Aber als er darauf nicht einging, sagte sie schließlich: »Ich bin so weit.«
    Neeva saß auf der Matratze. Der Puppenmacher und seine Handlanger wollten verhindern, dass sich dieser Wildfang die frischen Kleider schmutzig machte, deshalb hatte sie, seit sie sich angezogen hatte, nichts mehr zu essen bekommen. Dabei würde es auch bleiben, es sei denn, Munroe war bereit, den damit verbundenen Stress auf sich zu nehmen.
    Mit medikamentöser Unterstützung wäre dieses ganze Unternehmen ein Kinderspiel gewesen – eine Schlaftablette im Trinkwasser aufgelöst, ein leises Schlaf gut, träum süß und dann ab mit ihr in den Kofferraum. So gesehen … mit einer betäubten Neeva wäre Munroes Beteiligung vollkommen überflüssig gewesen. Gut möglich also, dass sie ohne diese seltsame Bedingung des Klienten jetzt noch in Dallas wäre, wahrscheinlich auf der Ducati, um in der texanischen Morgendämmerung ein wenig Sprit zu verbrennen.
    Aber der Klient hatte Regeln aufgestellt.
    Keine Prellungen. Keine Drogen.
    Welchen Sinn sollte das haben?
    Den meisten Menschenhändlern war es am liebsten, wenn die Frauen drogenabhängig waren, nicht nur damit sie machten, was von ihnen verlangt wurde, sondern auch damit sie leichter zu kontrollieren waren. Ein Stall voller Heroinsüchtiger war sehr viel einfacher zu handhaben als einer voller kreischender Kämpferinnen wie Neeva.
    Keine Prellungen. Keine Drogen.
    Wieso?
    Es gab tausend mögliche Antworten auf diese Frage, doch Munroe schob sie alle beiseite. An den Tatsachen würde sich dadurch ohnehin nichts ändern.
    Sie sagte: »Gehen wir.«
    Neeva hob den Kopf. »Wo bringst du mich hin?«
    Munroe, die lange Zeit selbst in einer Art Gefangenschaft gelebt hatte, brachte aus dieser Zeit ein feines Gespür für Flucht-und Kampfreflexe mit, eine hohe Sensibilität für Tonfall, Körpersprache und Mienenspiel, einen Instinkt, der auch winzige Veränderungen registrierte und sofort ein Warnsignal auslöste. »Ich weiß noch nicht«, sagte sie. »Sie sagen mir immer nur etappenweise Bescheid.«
    »Und bis wohin geht die erste Etappe?«
    »Ljubljana.«
    »Was soll das sein?«
    »Die Hauptstadt von Slowenien.«
    Neeva starrte sie ausdruckslos an.
    Munroe holte das Paketband aus dem Rucksack und sagte, um ein wenig Konversation zu betreiben und Neeva dadurch abzulenken: »Im Moment sind wir in Kroatien. Slowenien ist das westliche Nachbarland.«
    Neeva

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