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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Kamerapositionen. Entfernungen.
    Wenn sie vorgehabt hätten, auf Nummer sicher zu gehen und eine konventionelle Überwachung durchzuführen, wäre dies die richtige Stelle gewesen, aber dafür hatten sie weder die Zeit noch die nötigen Mittel. Um Munroe zu retten, mussten sie Logan finden, und deshalb mussten sie noch in dieser Nacht die eine oder andere Tür eintreten.
    Nach einer langen Pause sagte Walker: »Lagerhalle. Ein Fenster im ersten Stock, Nordseite. Da hat gerade jemand das Licht eingeschaltet.«
    Bradford hörte, wie es in ihrem Hirn klick machte, und auch er spürte, wie die Erkenntnis ihm den Rücken hinabrieselte. Bis jetzt hatte das Grundstück einen menschenleeren Eindruck gemacht. Aber wo Licht war, da waren auch Menschen. Und wo Menschen waren, da waren Wachen. Und Gefangene.
    »Komm wieder runter«, flüsterte er. »Wir gehen zum Haupteingang rein.«
    Walker ließ sich herabgleiten, bis sie senkrecht an der Mauer hing, dann ließ sie los und landete knapp eineinhalb Meter tiefer auf dem Boden. »Schwer betrunken und stinksauer?«, sagte sie.
    Er nickte. »Das müsste funktionieren.«
    Müsste . Bei einer Sache wie dieser gab es keine Sicherheiten.
    Während Bradford losfuhr, streifte Walker ihr Hemd ab. Jetzt trug sie nur noch das eng anliegende Bustier, das ihre ausladende Oberweite nur mit knapper Not bändigen konnte. Womöglich marschierten sie geradewegs in die Höhle des Löwen, und das ohne jeden Schutz, aber im Kampfanzug wären sie nicht einmal durch die Tür gekommen. Sie löste ihren Pferdeschwanz und fuhr sich mit den Fingern durch die schwarzen Locken, die ihr jetzt bis auf die Schultern fielen.
    »Und du willst das wirklich durchziehen?«, erkundigte sich Bradford.
    Sie verdrehte nur die Augen, und er sagte: »Also gut.«
    Er fuhr zurück zur Hauptstraße. Kurz vor Erreichen des Ziels hielt er an, gerade noch außerhalb des Kamerablickfeldes und auch nur so lange, wie Walker brauchte, um auszusteigen.
    Dann fuhr er ein Stück weiter nach Süden und stellte den Wagen so ab, dass er sie im Auge behalten konnte, während sie mit unsicheren, staksigen Schritten auf das Haupttor der Spedition zuwankte. Sie hielt sich an dem Maschendrahtgitter fest und rüttelte daran. Versuchte hinaufzuklettern. Rutschte immer wieder ungeschickt mit der Stiefelspitze ab. Murmelte zusammenhangloses Zeug vor sich hin und glitt zu Boden.
    Zusätzliche Scheinwerfer erwachten zum Leben.
    Sie rüttelte noch einmal am Zaun und fing an zu schreien. Wischte sich mit dem Unterarm die Nase ab. Eine Kamera an der Nordostecke der Lagerhalle drehte sich. Walkers Vorstellung wurde noch ein wenig theatralischer. Mit langsamen Schritten torkelte sie jetzt am Zaun entlang in Bradfords Richtung, fuhr mit den Fingern die Zaunmaschen nach und versuchte mehrfach und erfolglos, daran emporzuklettern.
    Da öffnete sich eine Seitentür der Lagerhalle. Ein einzelner Mann trat heraus. Er war ziemlich massig, aber keinesfalls fett, und nicht besonders groß – er sah aus wie ein Backstein in zerknitterten Klamotten, das Hemd nur halb in die Jeans gestopft. Falls er eine Waffe dabeihatte, war er schlau genug, sie nicht sehen zu lassen. Je näher er kam, desto weicher wurden seine Züge, und als er dann direkt vor Walker stand, sah er beinahe schon mitfühlend aus.
    Walker machte noch ein paar Stolperschritte, rieb sich die Augen und wischte sich die Nase. Die beiden sprachen miteinander. Bradford konnte zwar nichts hören, da Walkers spärliche Bekleidung kein Versteck für ein Funkmikrofon bot, aber er wusste ungefähr, worum es ging. Der Mann gestikulierte. Walker nickte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, um ein paar Tränen wegzuwischen. Mit genau dieser betrunkenen, kläglichen Hilflosigkeits-Nummer, die Männern das Herz erweichte und an ihren Reißverschlüssen zerrte, hatte sie im Lauf ihres Lebens schon mehr als einen Jackpot geknackt.
    Der Mann zog einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloss das Tor auf. Walker schlüpfte hinein. Als der Mann das Tor wieder verschließen wollte, wurde Walker erneut dramatisch und stolperte auf die Tür zu, aus der er gekommen war. Er hatte keine andere Wahl, als das Tor unverriegelt zu lassen und ihr nachzugehen.
    Keine weitere Kamerabewegung, kein zusätzliches Licht in einem der wenigen Fenster der Lagerhalle, keine Verstärkung. Allem Anschein nach nur ein einzelner Wachmann, der während seiner Schicht ein bisschen geschlafen hatte.
    Bradford wartete ab, bis

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