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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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»Bitte, das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagte sie. »Ich finde, als Entführungsopfer sollte man zumindest das Recht haben, eine richtige Toilette zu benutzen, oder etwa nicht?«
    Munroe gab keine Antwort.
    Neevas Plan bot eine Chance. Vorausgesetzt, Lumani wollte sein kostbares Päckchen nicht einfach aufs freie Feld setzen und riskieren, dass sie dabei ihr Kleid schmutzig machte, bot sich hier ein legitimer Anlass, um irgendwo anzuhalten, wo es zumindest einen Ansatz von Zivilisation gab. Das GPS -Gerät zeigte an, dass es noch etliche Kilometer bis ins nächste Dorf waren, und die Geschwindigkeitsbegrenzung sorgte dafür, dass sie nur langsam vorankamen. Neeva sagte: »Und außerdem haben sie mir wieder den Eimer weggenommen. Also hätte ich sowieso nur in meine Klamotten pinkeln können, und das wollte ich nicht.«
    »Ich kann das nicht machen«, sagte Munroe.
    Neeva holte tief Luft. »Ich muss aber wirklich dringend pinkeln«, sagte sie, »und wenn du mich nicht lässt, lasse ich es eben hier auf dem Sitz laufen. Nach allem, was ich in den letzten Wochen durchgemacht habe, ist das für mich ein Klacks, das kannst du mir ruhig glauben.«
    »Das Auto gehört mir nicht«, sagte Munroe, »und es sind deine Klamotten, also mach, was du willst.«
    Es dauerte wieder eine ganze, lange Minute, bis Neeva das Schweigen brach. Ihre Stimme klang leiser als zuvor, und erneut fiel es Munroe nicht leicht zu unterscheiden, wo die Schauspielerin aufhörte und die echte Neeva anfing. »Das Kleid und die anderen Sachen müssen irgendeine Bedeutung haben«, sagte sie. »Sonst hätten sie mich nicht hungern lassen und mir den Eimer weggenommen, sonst hätten sie nicht den ganzen Stress auf sich genommen, mich so auszustaffieren.« Sie hielt kurz inne. »Bist du dir wirklich sicher, dass ich da reinpinkeln soll?«
    Munroe erwiderte: »Wenn wir irgendwo anhalten und du versuchst wegzulaufen, wenn irgendetwas schiefläuft, dann muss ein Mensch, den ich liebe, sterben, und du bist schuld daran.«
    »Ich muss doch einfach nur mal pinkeln«, erwiderte Neeva.
    Munroe nahm den Blick von der Straße und schaute Neeva an. »Falls du irgendetwas unternehmen solltest, was einen anderen Menschen das Leben kostet, gibt es für mich keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen.«
    »Ich brauch doch bloß eine Toilette!«
    Munroe griff nach dem Handy. Wählte eine der beiden zugelassenen Nummern und gab dann auf Englisch – auch wenn ihr eine andere Sprache lieber gewesen wäre, um Neeva weiter im Unklaren zu lassen – Neevas Wunsch weiter.
    »Hast du sie unter Kontrolle?«, wollte Lumani wissen.
    »Ich habe ja gar keine andere Wahl«, entgegnete Munroe. »Aber falls es klüger ist, nicht anzuhalten, dann soll sie von mir aus auf den Autositz pinkeln. Das Einzige, was mir daran Kopfzerbrechen bereitet, ist der Gestank. Selbst wenn du mir einen Satz Ersatzwäsche mitgegeben hast – nur du kannst letztendlich beurteilen, wie euer Klient auf stinkende Ware reagieren würde.«
    Nach einer langen Pause sagte er: »Ich rufe zurück.«
    Die Figuren in ihrem imaginären Schachspiel wurden neu positioniert, Verstand gegen Verstand: Munroe und ihr Überlebensinstinkt suchten nach Möglichkeiten, wie sie sich Neevas Kampfbereitschaft zunutze machen konnten. Wenn sie jeden Zug richtig berechnete, dann war das, was nun unmittelbar bevorstand, auf lange Sicht vielleicht der entscheidende Schritt zu ihrer Rettung, wie schmerzhaft es auch sein mochte.
    Munroe steckte das Handy wieder weg, und Neeva sagte: »Und?«
    »Wir fahren weiter und warten erst mal ab.«
    Neeva starrte zum Seitenfenster hinaus, während Munroe das Display des Navigationsgeräts in den Blick nahm. Nicht einmal mehr ein halber Kilometer bis zum nächsten Ort. Und dann klingelte das Handy.

 
    Kapitel 17
    Dallas, Texas
    Bradford stellte den Explorer auf dem Parkplatz von Capstone ab, einfach irgendwo, ohne auf die Linien zu achten. Es wirkte fast wie eine Aufforderung, ihm eine Delle in die Seitentür zu verpassen. Adrenalin-Hochs und Adrenalin-Tiefs im mehrfachen Wechsel, Schlafmangel, zu viel Koffein und Zucker sowie die darauf folgenden Erschöpfungszustände hatten ihn zu dem gemacht, was er jetzt war: eine Gefahr für jeden anderen Verkehrsteilnehmer und praktisch unfähig, auch nur eine vernünftige Entscheidung zu fällen. Von den Anstrengungen, die nötig gewesen wären, um die gewaltigen Mengen an Informationen, die im Lauf der letzten Tage auf ihn eingestürmt waren, zu

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