Mission Munroe 03 - Die Geisel
Frachtpapiere als glaubhafte Fassade. Und dann wird das Bargeld der Firma als Einnahme gutgeschrieben und damit gewaschen. Vielleicht sind ja etliche dieser Papiere durch und durch legal.«
Walker meinte: »Na ja, es kommt mir bloß so ungeschickt vor, weißt du? Ineffizient. Ein solches Unternehmen am Laufen zu halten, bloß um den Menschenhandel zu decken.«
»Ja, schon, aber es funktioniert ja perfekt«, erwiderte Jahan. »Wer schaut bei so was schon ganz genau hin? Hätten wir ja auch nicht gemacht, wenn wir nicht einen gezielten Tipp bekommen hätten. So eine Organisation kann jahrzehntelang funktionieren, ohne dass irgendjemand etwas merkt. Und wahrscheinlich verdienen sie allein durch die legitimen Fahrten so viel, dass die Firma sich selber trägt.«
Bradford zuckte mit den Schultern. »Die Konstruktion eignet sich sehr gut als Geldwaschanlage. Und genauso gut, um menschliche Fracht zu transportieren. Wahrscheinlich beides.« Er stützte die Hände auf die Rückenlehne von Walkers Stuhl, blickte von einem Monitor zum anderen. Wenn er mit seiner Vermutung recht hatte, wenn Logan tatsächlich irgendwo festgehalten wurde, um dadurch Michael zu etwas zu zwingen, dann würde sie irgendwann einen Beweis verlangen, dass Logan noch am Leben war. Und wenn sie Michael aus diesem Würgegriff befreien wollten, damit sie sich selbst helfen konnte, dann mussten sie Logan finden, und dafür blieb ihnen immer weniger Zeit. Er sagte: »Legale Fassade hin oder her, die Frage ist doch nach wie vor: Wo befindet sich die menschliche Fracht?«
»Wir müssen immer noch das Büro und das Wohnhaus durchsuchen.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, wir haben irgendetwas übersehen.«
Jahan meinte: »Wir suchen nach der Nadel in einem gottverdammten Heuhaufen. Ich würde mich ja selbst feuern, wenn ich auch nur so täte, als würde ich glauben, dass wir schon alles entdeckt haben.«
Ein Summer ertönte – irgendjemand hatte den Empfangsbereich betreten. Walker wollte gerade aufstehen, da sagte Jahan: »Ich geh schon.«
Er ging hinaus. Walker richtete den Blick wieder auf die Bildschirme, und Bradford schloss die Augen, ging die entscheidenden Punkte des vorangegangenen Gesprächs noch einmal durch. Jahan kam mit zwei Tüten zurück, und dann roch es in der Kommandozentrale mit einem Mal deutlich mehr nach frischem Essen als nach Kaffee oder elektronischen Geräten. Er nickte Walker zu und sagte: »Das ist mein Schreibtisch, ich will ihn wiederhaben.« Er reichte ihr eine Tüte. »Steh auf und iss.«
Die zweite Tüte gab er Bradford.
»Ihr müsst jetzt noch schneller reden als essen. Ich will alles wissen, was ihr wisst, was sich genau abgespielt hat, und dann müssen wir los.«
Sie erzählten abwechselnd und schilderten Jahan in allen Einzelheiten, was in den frühen Morgenstunden abgelaufen war, äußerten zwischen hastigen Bissen Vermutungen und Theorien, während Jahan alle bekannten Fakten auf das Whiteboard schrieb, in langen Linien, die kein bestimmtes Ziel hatten und alle im Vagen endeten, die sich immer und immer wieder umeinander schlangen, bis das Essen aufgegessen war und Bradford aufstand. »Zieh dich um«, sagte er zu Jahan.
Beim Grundbuchamt war die Firma Akman, LLC , als Eigentümer des Büros verzeichnet. Allerdings war der Zweck des Unternehmens genauso nebulös wie sein Name. In der Kommandozentrale wurde auf Import/Export getippt, allerdings stellte sich dann immer noch die Frage, was da importiert/exportiert wurde. Keiner der drei Prokuristen von Akman stand irgendwie mit einem der mutmaßlichen Eigentümer von Veers Transport in Verbindung, obwohl Akman etliche Geschäfte mit Veers abwickelte und kaum mit anderen.
Wenn das allein nicht schon Grund genug gewesen wäre, um ein bisschen herumzuschnüffeln, dann kam noch hinzu, dass der Name Katherine Breeden in den Tiefen alter Firmenakten aufgetaucht war. Man kam daher allgemein zu dem Schluss, dass Akman einfach eine weitere Fassade desselben Geldwäsche-und Menschenschmuggler-Unternehmens sein musste.
Das Büro von Akman lag in Las Colinas, am nördlichen Rand von Irving, nur zwanzig Minuten von Veers Transport entfernt, aber trotzdem in einem anderen Viertel, wenn nicht sogar in einem anderen Land. Hier grenzten Mauern, die mit kunstvollen Steinmetzarbeiten verziert waren, an sorgfältig gepflegte Wiesen, verspiegelte Bürotürme hielten großzügig Abstand zu Golfplatz-ähnlichen Rasenflächen und Teichen, während blitzblanke
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