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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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machst doch eigentlich gar keinen dummen Eindruck.«
    »Meine Eltern haben sehr viel Einfluss«, sagte Neeva. »Man kommt nur schwer an sie heran, und außerdem suchen sie nach mir, davon bin ich fest überzeugt.«
    »Das stimmt«, erwiderte Michael, »und diese Typen hier« – sie ließ ihren Zeigefinger einmal durch die Luft kreisen – »wissen das mittlerweile auch. Ich glaube, zu Anfang war ihnen das noch nicht klar, und eben deshalb bin ich hier.« Sie hielt inne und öffnete die Augen. Warf Neeva einen Blick zu. »Du hast deinen Namen geändert und deine Vergangenheit praktisch ausradiert. Damit hast du die ganze Welt ziemlich clever an der Nase herumgeführt. Und wahrscheinlich hat dir das bis hierhin sehr geholfen, weil alle rätseln, wer du bist und warum du das gemacht hast. Aber jetzt spielt das keine Rolle mehr. Wenn du nicht tust, was sie von dir verlangen, töten sie jemanden, und sie werden schon die Passenden finden. Vielleicht nicht deine Eltern, aber dann eben deine Schwestern oder deine Cousinen.«
    Neeva versuchte, den ganzen Alptraum und den Wahnsinn auszublenden, zusammen mit all der Verwirrung und den Worten, die keinen Sinn ergaben. »Bis hierhin geholfen?«, sagte sie. »Geholfen?« Ihre Stimme wurde einen Tick lauter. Dann fügte sie, noch verwirrter als zuvor, hinzu: »Du weißt über meine Familie Bescheid?«
    »Und du kannst davon ausgehen, dass sie auch Bescheid wissen«, erwiderte Michael und seufzte. »Du hast keine Ahnung, stimmt’s? Du hast keine Ahnung, was in den letzten Wochen los gewesen ist, oder?«
    Wochen .
    Neeva formte das Wort mit lautlosen Lippen. Legte die Hände an den Kopf und stemmte sich gegen die Wände, die immer dichter und dichter auf sie zukamen. In dieser kalten, steinernen Zelle ohne Tag und ohne Nacht, zwischen Schlaf und Mahlzeiten und Wachwechseln und Arschlöchern, die sich an ihr vergehen wollten, war ihr jedes Zeitgefühl abhandengekommen. So viel kostbare Zeit war ihr gestohlen worden.
    Wochen .
    Sie hatte keine Worte, keine Stimme, keine Möglichkeit, ihrer furchtbaren, tödlichen Angst Ausdruck zu verleihen. Ihre Eltern würden sie vielleicht für tot halten, ohne jede Möglichkeit, Abschied zu nehmen, ohne Gewissheit zu haben – keine letzten Worte, kein Auf Wiedersehen, kein Ich liebe dich. Nur das hier. Dieses Herausgerissen-und einfach von allem Abgeschnittenwerden, ohne dass sie eine Nachricht schicken konnte, ohne dass sie ihnen sagen konnte, dass sie lebte und alles dafür tat, um sich irgendwie bemerkbar zu machen. Was sollte sie also auf Michaels Frage antworten? »Ich war eingesperrt, also woher soll ich das wissen?«
    Die Minuten vergingen, und je länger die Stille dauerte, desto größer wurde Neevas Nervosität. Sie wusste nicht, was sie sagen konnte, wie weit sie sich vorwagen konnte, bevor Michael wieder die knallharte Entführerin wurde. Schließlich flüsterte sie: »Sag doch, was ist losgewesen in den letzten Wochen?«
    Michael schüttelte nur den Kopf. »Zieh die Strumpfhose an und mach dein Gesicht wieder zurecht. Damit sie keinen Anlass haben, uns noch einmal zu besuchen.«
    Neeva streifte die Schuhe ab, deutlich schwungvoller, als es nötig gewesen wäre. Das war alles, was sie von ihrer Wut und Enttäuschung zu zeigen wagte. Sie nahm die Plastikpackung, die auf den Boden gefallen war, und riss sie auf. »Es ist mein Ernst«, sagte sie dann. »Ich will es wissen.«
    »Es spielt keine Rolle«, erwiderte Michael und legte einen Finger auf die Lippen, deutete auf das Armaturenbrett, ließ den Zeigefinger noch einmal kreisen und deutete anschließend auf ihr Ohr. Und dann hatte Neeva begriffen, dass sie die ganze Zeit über nicht nur verfolgt, sondern auch belauscht wurden.
    Munroe döste unruhig vor sich hin, eine Stunde lang, vielleicht auch zwei, nur Ruhe und Stillstand und Druckabbau. Es gelang ihr sogar beinahe, die Angst vor der Vergeltung beiseitezuschieben, die große Frage, wer von den wenigen Menschen, die ihr tatsächlich etwas bedeuteten, der nächste auf der Liste des Puppenmachers sein mochte. Fast konnte sie so tun, als sei sie – nachdem sie zum ersten Mal in zehn Jahren so etwas wie wahren Frieden gefunden hatte – nicht wieder an den Rand jenes Abgrunds zurückgeschleudert worden, an jenen Ort des Wahnsinns, dem sie, seitdem sie erwachsen war, so unbedingt entfliehen wollte.
    Der Kampf mit Arben und die daraus resultierenden Schmerzen waren so etwas wie ein Überdruckventil gewesen, hatten ihren

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