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Mission Munroe 03 - Die Geisel

Mission Munroe 03 - Die Geisel

Titel: Mission Munroe 03 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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unterdrückte einen Schrei.
    Ihr Blick wanderte vom Boden nach oben. Sie wollte wissen, wer vor dem Auto stand. Es kam ihr wie ein Wunder vor, als sie Michaels Stimme hörte. Sie sagte: »Geh von meinem Sitz runter.«
    Furcht und Erleichterung und Anspannung und Wut, das alles vermischte sich zu einem emotionalen Cocktail, der so überwältigend war, dass Neeva lachen musste. Ein nervöses Lachen. Ein irres Lachen.
    Michael ging in die Knie und blickte Neeva direkt in die Augen. Auch ohne die Innenbeleuchtung des Wagens sah Neeva, wie Michael sie musterte, als suchte sie nach irgendwelchen Verletzungen. Sie sah auch, dass Michaels Lippe geschwollen und aufgeplatzt war, ebenso wie die Haut an ihrem linken Wangenknochen.
    »Du bist nicht tot«, sagte Neeva. Ihr Mund fühlte sich an, als sei er mit Baumwolle ausgestopft.
    »Nein, bin ich nicht«, erwiderte Michael und griff nach Neevas Haaren. Neeva zuckte zusammen, schlug Michaels Hand mit einer schnellen Bewegung beiseite und machte sich dann, nachdem ihr voller Entsetzen klar geworden war, was sie getan hatte, auf den Vergeltungsschlag gefasst, der jedoch ausblieb.
    »Ich will dir nichts tun«, sagte Michael. »Kannst du bitte das Licht wieder einschalten?«
    Neeva hielt inne.
    Das war nicht mehr dieselbe Michael wie vor dem Bild von dem Toten, und eindeutig nicht die Michael, die sie kreischend in die Mitte der Straße gezerrt hatte. Ihre Stimme klang wieder ruhig und monoton, aber etwas hatte sich verändert, und zwar so, dass man Angst bekommen konnte. Argwöhnisch und ohne den Blick von Michael zu wenden griff Neeva nach hinten, tastete nach dem kleinen Schalter, legte ihn um und schaltete das trübe Lämpchen wieder ein, dessen Licht sich schmerzhaft durch die Dunkelheit fraß.
    Dieses Mal hielt Neeva still, als Michael die Hand nach ihr ausstreckte. Wachsam und beherrscht ließ sie zu, dass Michael ihre Haare in die Hand nahm und hochhob, um die Stelle zu begutachten, mit der der Widerling sie gegen das Fenster gerammt hatte. »Tut es weh?«, erkundigte sie sich.
    »Nein«, flüsterte Neeva. Sie war immer noch extrem angespannt und versuchte verzweifelt dahinterzukommen, warum Michael plötzlich so verändert wirkte – lag es an ihrer Miene, waren es die Augen? Eine Trübung vielleicht oder eine Leere, als ob sie sah, ohne wirklich zu sehen: nach außen hin lebendig, aber hinter den Augen tot.
    Michael ließ Neevas Haare los und versetzte ihr einen leichten Schubs. »Rutsch rüber«, sagte sie, und Neeva, hin-und hergerissen zwischen der Gefahr, die von Michael ausging, und dem Widerling irgendwo in der Dunkelheit, krabbelte rückwärts zurück auf den Beifahrersitz.
    »Wenn du lebst«, sagte Neeva, »heißt das, dass der Typ tot ist?«
    »Früher oder später«, sagte Michael und holte die Decke von der Rückbank.
    »Also lebt er noch? Und ist immer noch irgendwo da draußen?«
    »Im Moment noch.«
    »Ich habe einen Schuss gehört.«
    Michael nickte noch einmal und tupfte das Blut unterhalb ihres Kinns weg. »Eine Warnung«, sagte sie und ließ sich hinter das Lenkrad gleiten. Sie machte die Tür zu. Das Licht ging aus. Dann klappte sie die Rückenlehne so weit wie möglich nach hinten und schloss die Augen.
    »Was machen wir jetzt?«, wollte Neeva wissen.
    »Wir warten.«
    »Worauf?«
    »Ich will wissen, ob mein Freund noch am Leben ist«, erwiderte Michael. Bei diesen Worten jagte eine Hitzewelle über Neevas Rücken. Dieser Freund war der Grund dafür, dass Michael hier war, und jeder Idiot konnte sich ausrechnen, dass wenn der Freund noch am Leben war … Neeva wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Michael drehte den Kopf und starrte sie an, ohne ein einziges Mal zu blinzeln, mit diesem furchterregenden, toten Blick, als gäbe es noch etliche Dinge zu sagen, für die die Zeit, die dieses Leben ihr bot, schlichtweg nicht ausreichte. Neeva sagte: »Ich dachte, dass … vielleicht … du weißt schon. Ich meine, nachdem mir klar geworden ist, dass du eine Frau bist, da habe ich …«
    »Ich will das nicht tun«, erwiderte Michael. »Ich muss mich entscheiden. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen noch sterben müssen, wenn ich es nicht tue.« Sie wandte den Blick wieder nach oben und schloss die Augen. »Und es geht mir gar nicht nur um diejenigen, die mir nahestehen. Ich wundere mich, dass sie dir nicht auch mit dem Tod deiner Angehörigen gedroht haben.«
    »Das haben sie gemacht«, entgegnete Neeva. »Ich habe ihnen bloß nicht geglaubt.«
    »Du

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