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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Bradford hatte die ausgedehnten Phasen der Stille und alles unverständliche Geplapper bereits herausgeschnitten.
    Der größte Teil stammte aus der Ranch. Das war gut, weil dadurch die Chancen auf eine entscheidende Information stiegen. Weniger gut war, dass es unter Umständen sehr lange dauern würde, diese Information zu finden.
    Als Erstes nahm sie sich die beiden Stunden aus der Oase Nummer drei vor, der kleinsten und nächstgelegenen Kommune. Dort war nur ein einziger Übertragungskanal aktiviert. Sie rechnete nicht damit, etwas Hilfreiches zu finden, und wollte diesen Teil so schnell wie möglich hinter sich bringen. Sie stellte die Software so ein, dass die Aufnahmen leicht verzerrt, aber in deutlich höherer Geschwindigkeit abgespielt wurden, schloss die Augen und drückte die Starttaste.
    Wie eine akustische Voyeurin erhielt sie nun einen Einblick in das Leben der Belauschten. Die Momentaufnahmen fügten sich im Verlauf einer Stunde zu einem Bild zusammen, das ihre Vermutung bestätigte. Es war nichts von Wert dabei.
    Damit blieben noch sechsundzwanzig Stunden. Acht davon stammten aus der Oase Nummer eins. Sie ging davon aus, dass dort genauso wenig zu finden war wie in dem soeben Gehörten. Daher wandte sie sich zunächst den Aufnahmen aus der Ranch zu.
    Sie atmete kurz durch und nahm das Headset ab, fand Trost in der Dunkelheit des Zimmers und in Bradfords regelmäßigen Atemzügen. Sie wartete, lauschte, ließ sich in einen Kokon der Stille sinken, versuchte, jeden Gedanken
aus ihrem Kopf zu verbannen, und wandte sich dann wieder dem Headset und den Stimmen zu.
    Die Übertragungen aus der Ranch stammten von sechs Abhörsendern, die von ihr selbst oder Bradford angebracht worden waren. Sie fing mit dem naheliegendsten an, mit der Wanze im Treppenhaus, hörte Geschwafel und Gruppengespräche, schnappte spanische und englische Satzfetzen und gelegentlich auch ein paar Sätze auf Finnisch oder Deutsch auf. Die Zeit verging.
    Als Nächstes nahm sie sich das Mädchenzimmer vor, dann das Wohnzimmer. Schließlich wollte sie die Aufnahmen des Mikrofons, das die geringste Datenmenge übertragen hatte, abarbeiten, und dabei entdeckte sie dann den ersten Hinweis. Ironischerweise stammte er aus der Wanze, die Bradford in der Wandsteckdose des Jungen-Badezimmers versteckt hatte.
    Sie hörte Stimmen und erkannte weniger am Tonfall oder am Akzent als vielmehr an dem, was gesagt wurde, dass sich da keine jugendlichen Oasebewohner mehr unterhielten. Das waren die Besucher mit den Limousinen. Munroe stellte die Software auf normale Geschwindigkeit.
    Das Gespräch hatte im Flur stattgefunden und war daher nicht besonders gut zu verstehen, aber es wurde deutlich, dass es um Hannah ging. Die Gesprächspartner schienen bereits zuvor Einigkeit erzielt zu haben und bestätigten sich soeben noch einmal, dass das Mädchen zusammen mit einer Wächterin für unbestimmte Zeit die Oase verlassen sollte. Allerdings gab es keinen Hinweis darauf, wohin die Reise gehen sollte, und dann war das Gespräch auch schon zu Ende.
    Der einzige andere halbwegs brauchbare Hinweis stammte aus der Küche, zu einem Zeitpunkt, als Munroe
gerade nicht da gewesen war. Morningstar und Hannah redeten über das Kofferpacken und über einen längeren Aufenthalt, aber als Hannah sich erkundigte, wie lange sie wegbleiben würde, bekam sie keine Antwort. Das Warum wurde gar nicht angesprochen, aber das war für Hannah höchstwahrscheinlich ohnehin kein Thema.
    Munroe legte das Headset auf den Schreibtisch und registrierte erst jetzt, dass die Lichtverhältnisse sich geändert hatten. Sanfte Sonnenstrahlen krochen zu den Vorhängen herein und verkündeten den Tagesanbruch. Sie drehte sich um. Bradford lag auf dem Bett, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und beobachtete sie.
    »Wie lange bist du schon wach?«, fragte sie.
    »Seit einer halben Stunde.«
    »Hast du Hunger?«
    »Wie ein Wolf.«
    Sie suchten ein Café in ihrer Straße auf und nahmen Kaffee und Croissants zum Frühstück, während die Sonne zum Fenster hereinschien. Die Wärme verbreitete eine gemütliche Trägheit.
    »Wie gut ist denn der Kerl, den du an der Hand hast?«, fragte Munroe.
    »Kerle«, entgegnete Bradford. »Plural. Es ist schon eine Weile her, dass wir das letzte Mal zusammengearbeitet haben, aber damals waren sie absolut zuverlässig.«
    »Haben sie gute Beziehungen?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Ich habe eine Spur«, sagte sie. »Nicht viel, aber immerhin etwas. Ich selbst

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