Mission Munroe. Die Sekte
ihr euch darüber im Klaren sein. Möglichkeit Nummer eins: Irgendjemand, mit dem ihr geredet habt, eine Person aus eurer unmittelbaren Umgebung, die weiß, was ihr vorhabt, hat mit jemandem darüber geredet, mit dem sie nicht hätte reden dürfen.«
Sie wartete kurz. Streckte zwei Finger in die Luft: »Möglichkeit Nummer zwei: Die Information, wo Hannah
zu finden ist, wurde euch absichtlich zugespielt, um euch – aus welchen Gründen auch immer – hierherzulocken.«
Die erste Möglichkeit sorgte für etliche tiefe Seufzer rund um den Tisch. Das sprach für eine hohe Wahrscheinlichkeit. Die zweite entlockte allen dreien einen ungläubigen Aufschrei. Also beschäftigte Munroe sich zunächst einmal mit der zweiten Möglichkeit. Sie wandte sich an Logan.
»Du meintest doch, dass Charitys Schwester Maggie sich mit Charity in Verbindung gesetzt hat. Hat sie ihr gesagt, dass Hannah in Buenos Aires ist?«
Logan nickte.
»Lebt Maggie auch in Buenos Aires?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte er. »Ich meine … wir haben über einen langen Zeitraum hinweg sehr viele unserer Kontakte zurate gezogen. Maggie war nur eine unter vielen. Wir wissen oft nicht, wie wir die Leute erreichen können, und versuchen dann alles Mögliche. E-Mail. Netzwerke. Freunde von Freunden. Solche Dinge eben.«
»Aber mit einer so konkreten Information war nicht zu rechnen, oder? Ich weiß, wie Geschwister auf Nachrichten von abtrünnigen Schwestern reagieren.« Munroe deutete ein Nicken in Heidis Richtung an. »Ich nehme mal an, dass ihr nicht ernsthaft geglaubt habt, dass ausgerechnet Charitys Schwester euch so weiterhilft, oder?«
»Das stimmt«, gab Logan zu.
»Wie sieht sie aus? Sieht sie Charity sehr ähnlich?« Logan sagte nichts, als wäre er sich nicht ganz sicher, aber Gideon antwortete an seiner statt. »Nein«, sagte er. »Sie haben nicht denselben Vater.«
»Ein Foto wäre wahrscheinlich zu viel verlangt, oder?«
Nach einer kurzen Pause sagte Gideon: »Maggie ist kleiner als Charity, hat dunkle Haare und asiatische Züge. Ich glaube, ihr Dad ist Halbjapaner.«
Hannahs Adoptivmutter.
Munroe stieß innerlich einen stummen Fluch aus und sagte: »Aber sie hat die gleichen braun-grünen Augen wie Charity.«
Die drei wirkten verunsichert, zuerst, weil ihnen schleierhaft war, woher Munroe das wusste, und dann, weil es ihnen klar wurde.
»Ihr wart die perfekten Werkzeuge«, sagte sie. »Und der einzige Grund, warum ihr zumindest ansatzweise in Hannahs Nähe gekommen seid, ist der, dass ihr das Unerwartete getan habt. Ihr habt einen Weg ins Innere gefunden.«
Logan protestierte als Erster. »Das passt doch nicht zusammen. Selbst wenn Maggie wirklich hier sein sollte, ist es nicht denkbar, dass sie uns tatsächlich helfen wollte? Es muss nicht unbedingt eine Falle sein. Vielleicht wollte sie ihrer Schwester einfach helfen und dazu beitragen, ein paar Dinge, die schiefgelaufen sind, wieder geradezurücken.«
»Wenn Hannah jetzt noch in der Oase wäre, wäre das ein Argument.«
»Aber was sollten sie damit bezwecken?«, hakte Heidi nach. »Warum sollten sie sich bewusst Schwierigkeiten einhandeln? Das ergibt doch keinen Sinn, und wenn es kein Motiv gibt, kann es auch keine Falle sein.«
Munroe wandte sich an Bradford. »Sie ist wirklich gut, Miles. Wenn ich so eine Firma hätte wie du, ich würde ihr sofort einen Job anbieten.« Und dann an Heidi gewandt: »Sag mir doch mal, was normalerweise passiert, wenn in einer Oase ein entführtes Kind entdeckt wird.«
»Zu meiner Zeit hat es staatliche Ermittlungen gegeben, manchmal auch Polizeirazzien in den Oasen.«
»Aber irgendwann legt sich der Staub wieder, die Anklagen werden fallen gelassen, und die Kinder kommen wieder zurück, richtig?«
Heidi nickte.
»Ist es jemals vorgekommen, dass eine Oase infiltriert worden ist, um ein Kind herauszuholen?«
»Nein.«
»Dann wäre es also denkbar, dass sie sich an der Vergangenheit orientiert haben und Hannah deshalb ausquartiert haben, weil sie mit einer Razzia rechnen? Einer Razzia, die sie selbst zu provozieren versuchen?«
Gideon sagte: »Bist du jetzt komplett durchgedreht?«, während Heidi und Logan sie lediglich anstarrten, als hätte sie plötzlich ein Horn mitten auf der Stirn.
Munroe rutschte ein Stück zurück, machte sich zum Aufstehen bereit. »Seht mal«, sagte sie. »Der größte Fehler, den man machen kann, ist der, den Gegner zu unterschätzen. Im Augenblick spielt das für mich keine entscheidende Rolle, aber
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