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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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funktioniert. Nur mein Humordefizit ist anscheinend ziemlich gestört.« Auf sein Schweigen hin begann sie zu kichern und brach schließlich in Gelächter aus.
    Bradford seufzte. »Also gut. Die Cárcan-Familie hat ihr Geld in etliche Hotels in der Stadt investiert. Die meisten haben eine mittlere Größe und liegen ein wenig über dem Standard der üblichen Discount-Hotels. Aber alle gehören irgendwelchen Firmen oder Gesellschaften, kein einziges ist in Privatbesitz, alles absolut legal. Abgesehen von drei
kleineren Häusern, die einem der Söhne gehören – so etwas wie ein kleines Privatprojekt, könnte man sagen.«
    Munroe kratzte sich mit immer noch geschlossenen Augen am Nacken. »Hört sich so an, als wäre das ein guter Ausgangspunkt«, sagte sie. »Wir müssen alle drei Häuser überwachen … irgendwas installieren, damit wir rauskriegen, ob die Richtung stimmt … ob sie dort irgendwo ist.«
    »Schlaf weiter«, sagte er. »Ich habe da ein paar Ideen. Ich sage dir Bescheid, sobald ich etwas Konkretes weiß.«
     
    Es war dunkel, als der Nebel sich langsam lichtete. Munroe hatte geschlafen, und jetzt war sie wach. Einfach so. Licht aus, Licht an. Bradford war immer noch weg, genau wie sein Handy. Sie ging davon aus, dass er es mitgenommen hatte. Dann griff sie nach ihrer Armbanduhr. Es war sieben Uhr abends. Sie rechnete nach und schätzte, dass es ungefähr drei Uhr nachmittags gewesen sein musste, als er sie aufgeweckt hatte. Also war er seit vier Stunden weg. Zu lange, um nur kurz irgendwo vorbeizufahren.
    Sie stellte sich unter die Dusche und drehte das kalte Wasser voll auf. Der Schock brachte sie schlagartig ins Reich der Lebenden zurück und spülte die letzten Erinnerungen an den Inhalt der Flasche mit sich fort.
    Als sie ins Zimmer zurückkam, war Bradford noch immer nicht zu sehen.
    Sie zog sich an, schlüpfte in die Kleider einer Kundschafterin, die in der Nacht, in dunklen Gassen, zu Hause war. Die Sachen fühlten sich gut an, wie eine zweite Haut, genau das Richtige, um Mauern zu erklimmen, auf Fenstersimsen zu balancieren und sich durch Hohlräume zu zwängen. Nicht zu vergleichen mit den schicken femininen Kleidern der vergangenen Tage.
    Und immer noch kein Lebenszeichen von Bradford. Sie brauchte ihn nicht für den nächsten Schritt. Die Informationen, die er während ihres Schlafs gesammelt hatte, lagen auf dem Schreibtisch. Seine Notizen waren deutlich lesbar und offensichtlich ebenso für sie wie für ihn selbst bestimmt. Sie konnte losziehen und sich auf eigene Faust die benötigten Informationen besorgen. Im schlimmsten Fall würde sie Bradfords Bemühungen Schritt für Schritt nachvollziehen, aber trotzdem … sie fühlte sich einfach unwohl, solange sie nicht wusste, wo er war oder was er seit seinem Weggang gemacht hatte.
    Munroe stellte sich vor den Spiegel, Auge in Auge mit sich selbst, und spielte das, was vor ihr lag, in Gedanken durch. Sie würde Hannah finden und mit sich nehmen, so oder so. Mit oder ohne Auskundschafterei, mit oder ohne Bradford, allein oder gemeinsam, sie würde das Mädchen ausfindig machen. Und sollte sie noch einmal zur Ranch zurückkehren, dann nicht als Gast.
    Sie griff in ein Seitenfach ihrer Reisetasche und holte eine ihrer Neuerwerbungen heraus, wickelte das Kabel ab, ließ den Plastikschutz einrasten und schaltete das Gerät ein. Mit dem Kopf über dem Waschbecken beseitigte sie die letzten Überbleibsel ihrer Weiblichkeit. Dank jahrelanger Übung starrte ihr kurze Zeit später ein junger Mann mit militärischem Kurzhaarschnitt aus dem Spiegel entgegen. Er lächelte böse.
    Sie machte alles sauber und packte den Haartrimmer weg. Immer noch kein Bradford in Sicht.
    Munroe vertraute seinem Urteil, seinem Überlebensinstinkt, und ging davon aus, dass er seine warnenden Worte in Bezug auf die Cárcan-Familie auch selbst ernst nahm. Er würde vorsichtig sein. Sie sah auf ihre Armbanduhr. Eigentlich
hätte er längst wieder da sein müssen, aber für die Stadt und ihre Bewohner war es immer noch relativ früh.
    Munroe seufzte und kehrte an den Schreibtisch zurück. So merkwürdig es war, dass ein anderer jetzt ihre Rolle eingenommen hatte, sie würde Bradford seine Arbeit machen lassen. Wenn er am frühen Morgen immer noch nicht zurück war, würde sie ihn auf dem Handy anrufen. Und wenn sie ihn nicht erreichen konnte, würde sie sich alleine auf den Weg machen. In der Zwischenzeit waren da immer noch die letzten Audiodateien aus den Oasen.

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