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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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dafür weniger Zeit als der Boss für die Anweisungen an seine Mitarbeiter.
    Es ließ sich kaum vorhersagen, wie die Chancen für ihr
Überleben standen. Sie hatte es schon mit mehr Gegnern aufgenommen, aber noch nie in einem so klar umgrenzten Raum und nie aus einer Position der Schwäche heraus. Die Schnelligkeit war ihre Verbündete, schon immer, geboren aus dem Willen zu überleben, als sie Nacht für Nacht gejagt und gezwungen worden war, sich zu verteidigen, nur um mit dem Leben davonzukommen. So beweglich und schnell, wie sie war, konnte sie es durchaus mit vier oder fünf Schlägertypen ohne militärische Ausbildung aufnehmen. Aber sieben wären schlicht unvernünftig gewesen.
    Munroe richtete den Blick wieder nach vorn, auf den zweiten Mann, den, dem der Boss etwas zugeflüstert hatte, den, der jetzt auf sie zukam.
    Er war der kleinste und breiteste der sieben, und in seinem Schritt lag nicht die Spur eines Zögerns. Als seine Füße stehen blieben, setzte sein Arm die Bewegung fort und rammte die Faust in Munroes Gesicht. Der Schlag war sehr hart und machte sie benommen. Wäre sie nicht darauf vorbereitet und gleichzeitig am Stuhl festgebunden gewesen, er hätte sie vermutlich zu Boden geschleudert.
    Munroe schüttelte sich, um den Kopf wieder freizubekommen. Ein verräterisches Kitzeln bahnte sich vom Mundwinkel aus einen Weg abwärts, und der stechende Schmerz entlockte ihr ein leises Lächeln. Ihr Herz begann, den Takt der Vernichtung zu schlagen.
    Der Boss kam wieder näher und betrachtete ihr anschwellendes Gesicht, während sie aufmerksam seines studierte. Die Bilder vor ihren Augen wurden grau, ihr Gesichtsfeld bestand nur noch aus einem schmalen Streifen, die Gier nach Blut, nach Rache stieg in ihr auf. Nur das jahrelange Training hinderte sie daran, sofort aufzuspringen und zurückzuschlagen.
    Bradfords Worte hallten ihr durch den Kopf.
    Hast du dir schon mal überlegt, dass es nicht immer falsch sein muss zu töten?
    Der Boss sagte: »¿Donde está la niña? Wo hast du sie hingeschickt?«
    Munroes Blick wurde wieder glasig. Sie starrte stur geradeaus, als hätten seine Worte keinerlei Bedeutung. Der Boss nickte seinem zweiten Mann zu. Der trat erneut vor und schlug noch einmal zu. Dieses Mal noch härter. Ihre Ohren dröhnten.
    Vielleicht gibt es ja Menschen, die umgebracht werden müssen. Vielleicht durchbrichst du gerade dadurch, dass du sie tötest, den ewigen Kreislauf aus Schmerz und Leid.
    Munroe starrte weiter geradeaus, den Blick auf einen unsichtbaren Punkt in der Ferne gerichtet. Der Boss trat zurück in den Halbkreis. Flüsterte wieder. Sein dritter Mann legte ein Springmesser in seine erwartungsvoll ausgestreckte Hand. Der Boss ließ die Klinge hervorschnappen und ging abermals vor Munroe in die Hocke. Er legte ihr die Messerspitze unter das Kinn, direkt auf jene weiche Stelle, die so geeignet war für den tödlichen Stoß. Er verstärkte den Druck, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um eine Verletzung zu vermeiden. Als es nicht mehr weiter ging, als die Haut an ihrem Hals vollkommen glatt gezogen war, da ließ er das Messer zucken.
    Die Klinge hinterließ einen kleinen Riss, nicht tief, aber so, dass sie es spürte, so, dass die Wunde anfing zu bluten. »Wo hast du das Mädchen hingeschickt?«, wiederholte er, dieses Mal in nahezu akzentfreiem Englisch.
    »Ich habe niemanden irgendwo hingeschickt«, erwiderte sie.
    Der Boss erhob sich. Drehte sich zu den Männern in
seinem Rücken um und schnaubte belustigt. »Englisch?«, sagte er, und es klang überrascht. So, als hätte er es für unwahrscheinlich gehalten. Er hätte sie genauso gut auf Italienisch, Deutsch, Türkisch, Ibo oder in einer anderen der über zwanzig Sprachen, die sie beherrschte, ansprechen können, das Ergebnis wäre dasselbe gewesen.
    »Aber als du bei meinen Freunden warst, da hast du kein Englisch gesprochen.«
    »Welche Freunde?«, entgegnete Munroe.
    Der Boss schüttelte den Kopf. Er schaute sie verärgert an, und das war genau das, was Munroe erreichen wollte.
    Er hob einen Finger, und zwei seiner Männer traten aus dem Halbkreis an den Stuhl, gingen in die Knie und schnitten ihr die Fußfesseln auf. Fleischige Hände schlossen sich um ihre Oberarme. Sie rissen sie auf die Füße und stießen sie vorwärts auf den Boss zu. Nur mit Mühe konnte Munroe sich auf den Beinen halten. Ihre Handflächen lagen nach wie vor dicht beisammen, und das Seil war nach wie vor schlaff.
    Munroe atmete die Aura dieses

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