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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Fenster mit geschlossenen Jalousien. Es ähnelte dem Vorzimmer eines Büros, nur dass niemand da war, der sie in Empfang nahm.
    Hannah fühlte sich durch die Möbel, die Lampen und die Bilder an den Wänden eher an das Haus eines reichen Mannes erinnert als an ein Büro. Links und rechts war je eine Tür zu sehen, aber sie waren geschlossen, und es war sehr still.
    Sunshine deutete auf den Diwan. »Setz dich da hin, und fass ja nichts an«, sagte sie. Dann klopfte sie an die Tür zu ihrer Rechten. Eine Stimme sagte: »Herein«, Sunshine öffnete die Tür, trat ein und kam kurze Zeit später gefolgt von zwei Männern wieder heraus. Einer war schon älter, so wie
Sunshine, der andere war ungefähr so alt wie die jungen Erwachsenen in der Oase.
    Während Sunshine sich mit dem Jüngeren ein wenig abseitsstellte, kam der ältere Mann auf Hannah zu und kniete sich vor sie hin, sodass er mit ihr auf Augenhöhe war. Er erkundigte sich nicht unfreundlich nach ihrem Namen, und nachdem sie geantwortet hatte, nahm er behutsam ihre Hand. Hannah warf Sunshine zur Sicherheit einen Blick zu, und Sunshine nickte. Hannah verstand, was der Mann von ihr wollte. Sie stand auf.
    Er musterte sie sorgfältig von Kopf bis Fuß, berührte vorsichtig die Haarsträhnen bei Hannahs Ohr und drehte sich dann zu Sunshine um.
    »Viel besser«, sagte er.
    Sunshine sagte: »Hannah, ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Du bleibst hier bei Mr Cárcan. Ich bin bald wieder zurück.«
    Hannah spürte einen Anflug von Panik, nicht etwa, weil sie vor diesem Mann Angst hatte oder weil sie nur ungern von Sunshine getrennt werden wollte – das ganz bestimmt nicht –, sondern weil sie mit jemandem von außerhalb allein gelassen wurde, mit jemandem aus der LEERE , und das war ein schlimmer Verstoß gegen die Vorschriften. Man musste stets einen Vertrauten an der Seite haben, wenn man in der LEERE war, immer und überall. Das war eines der Prinzipien des PROPHETEN , denen man unbedingt Gehorsam leisten musste, sonst konnte Gott einen nicht beschützen.
    Aber Sunshine hatte es ihr aufgetragen, daher blieb Hannah nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    Als Sunshine weg war, sagte der Mann: »Magst du ein Eis?«
    Hannah nickte, und seine Augen machten irgendwie komische
Bewegungen. »Komm«, sagte er. »Ich habe einen Eisschrank in meinem Büro.«
    Sie folgte ihm in ein Zimmer, in dem einzig und allein der große Schreibtisch an ein Büro erinnerte, aber sonst sah es aus wie ein Wohnzimmer. Das Telefon klingelte, und der Mann nahm den Hörer ab, während er gleichzeitig den kleinen Eisschrank öffnete. Er holte ein Eis am Stiel heraus, gab es Hannah und bedeutete ihr, sich hinzusetzen, während er der Stimme am anderen Ende der Leitung lauschte, nickte und dann anfing zu lachen.
    »Ja, natürlich«, sagte er. »Sie sind so einfältig und naiv, dass sie es einfach nicht besser wissen, aber sie sind Gott sehr nah, und ich finde es gut, wenn Gott auf meiner Seite ist.« Er hatte ins Spanische gewechselt. Anscheinend war es ihm egal, ob Hannah ihn verstehen konnte oder nicht. Wahrscheinlich ging er davon aus, dass sie kein Spanisch sprach, weil er weder flüsterte noch aus dem Zimmer ging.
    Er lachte noch einmal in den Hörer und sagte dann: »Ja, jedenfalls habe ich das Gefühl, als hätte ich einen eigenen privaten Priester, und das gefällt mir einfach. Religion, Sex und ein ahnungsloser Kurier – also, besser geht es beim besten Willen nicht.«
    Hannah verstand kein Wort, aber es war bestimmt am besten, genau das zu machen, was sie bei Zadok und Sunshine auch immer machte: Sie setzte ein ahnungsloses Gesicht auf und tat so, als ginge sie das alles nichts an.
    Sie saß auf der Couch, schaute die Wand an, war voll und ganz mit ihrem Eis am Stiel beschäftigt, lutschte es langsam, um die seltene Köstlichkeit so lange wie nur möglich genießen zu können, da wurde ihr plötzlich bewusst, wie still es war. Sie wusste gar nicht, wie lange schon. Sie drehte sich um.
    Der Mann telefonierte nicht mehr, sondern saß auf der Schreibtischkante. Er beobachtete sie, hatte den Daumen zwischen die Beine gelegt und rieb damit langsam auf und ab. Sämtliche unangenehmen Gefühle, die Beklommenheit, die sie sich nicht so recht erklären konnte und die, während sie das Eis gelutscht hatte, ein wenig in den Hintergrund gerückt war, das alles kam jetzt wieder, stärker als zuvor, und der Knoten in ihrem Magen war so schlimm, dass sie nichts mehr hinunterbrachte.
    Hannah

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