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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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so ausdrücken«, erwiderte Logan. »Wenn es notwendig wäre, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen, um Hannah zu beschützen und sie sicher außer
Landes zu bringen, würde Michael keine Sekunde zögern.« Er streckte abwehrend beide Hände aus. »Ich will gar nicht behaupten, dass sie wild um sich schießend da reingehen würde. Aber wenn es erforderlich wäre, könnte sie das. Und sie hat mehr Zeit in irgendwelchen korrupten, heruntergekommenen, von Despoten geführten Ländern zugebracht als wir alle, einschließlich Gideon.«
    »Das kann ich mir wirklich kaum vorstellen«, sagte Gideon.
    »Du brauchst es mir ja nicht zu glauben«, erwiderte Logan. »Sie ist unten. Geh einfach zu ihr. Geh hin, und fang Streit mit ihr an. Oder, warte, das ist gar nicht nötig. Geh einfach hin, und fass sie an. An der Schulter, am Handgelenk, irgendwo.«
    »Ich fand sie nett«, sagte Ruth und erreichte damit, dass sich die allgemeine Anspannung ein wenig legte. Ruth, die Rechtsanwältin, die bis jetzt geschwiegen hatte. »Sie ist klug, sehr klug, und ich glaube, sie hat verstanden, worum es geht.«
    »Das sehe ich auch so«, meinte Heidi. »Verstanden hat sie es. Aber kann sie es auch in die Tat umsetzen?«
    »Das ist nicht die Frage«, gab Logan zurück. »Die Frage ist, ob sie es tun will .«

Kapitel 6
    Munroe zog die Mütze tief ins Gesicht, stopfte die Hände in die Taschen ihrer Cargohose und überquerte nach einem verstohlenen Blick über die Schulter die Straße.
    Selbst am frühen Morgen, wenn es abkühlte und der Tag für die einen begann, während er für die anderen endete, hatte die allgegenwärtige Hitze die Stadt fest im Griff, stickig und klebrig. Munroe sog den Duft der Zivilisation ein und ging die Fifth Avenue hinauf in Richtung Central Park, hoffte, dem Unausweichlichen zu entgehen, hoffte auf einen Abend ohne Zwischenfall.
    Zwischenfall . So wie gestern Abend.
    Sie hätte problemlos auf unschuldig plädieren können, hätte sagen können, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort war, dass sie in Notwehr gehandelt hatte. Aber Ausreden waren etwas für Feiglinge. Ausreden konnten die Toten auch nicht wieder zum Leben erwecken oder den Schaden wiedergutmachen, den der Instinkt innerhalb einer einzigen Sekunde angerichtet hatte. Blut war Blut, egal, aus welchem Grund es vergossen wurde.
    Sie schob diese Gedanken wieder von sich. Es war geschehen und ließ sich nun nicht mehr ändern.
    Einen Fuß vor den anderen setzend gelangte sie zur Südostecke des Parks und folgte den beleuchteten Wegen, ohne darauf zu achten, wo sie war oder wohin sie ging. Ihre Aufmerksamkeit galt nicht länger den Dingen, die hier in dieser
Stadt schon geschehen waren, sondern einzig und allein der Frage, wohin ihr Weg sie von hier aus führen würde.
    Sie war auf jeden Fall froh, die Reise gemacht zu haben, schon allein deshalb, weil sie Logans Freunde kennengelernt hatte und sich aus all ihren Erzählungen ein deutlicheres Bild von Logans Vergangenheit machen konnte – obwohl sie sehr viel mehr darüber wusste, als er glaubte.
    Wie konnte es anders sein? Gleichgültig, welche Einzelheiten er ihr im Lauf der Jahre verschwiegen hatte, er war ihr bester Freund und hatte, genau wie sie, eine traumatisierte Kindheit hinter sich. Mit Hilfe seiner Andeutungen und Bruchstücke hatte sie das getan, was jede gute Informationsbeschafferin getan hätte. Sie hatte nachgeforscht.
    Ebenso wie seine Freunde war auch Logan in einer Sekte geboren worden, die sich DIE ERWÄHLTEN GOTTES nannte. Sie war in den späten Sechzigerjahren entstanden und hatte Tausende Teenager und junger Erwachsener angelockt, die sich dann aus der Gesellschaft, der »LEERE «, ausgeklinkt und in die Arme des PROPHETEN begeben hatten. Er hatte sich als eine Art neuzeitlicher Moses betrachtet und versprochen, sein Volk aus der Gefangenschaft zu führen.
    Sie lösten sämtliche Bindungen an Familien und Freunde, brachen die Beziehung zu allen ab, die nicht das glaubten, was sie glaubten, und schufen stattdessen eine neue kollektive Familie, vereinigt in der totalen Ergebenheit gegenüber dem PROPHETEN .
    Die ERWÄHLTEN gründeten überall auf der Welt Kommunen, sogenannte Oasen, und genau wie Logans Eltern schenkten Tausende anderer junger Menschen dem PROPHETEN Tausende weiterer Kinder, fernab der Welt da draußen. Niemand dachte daran, dass diese Kinder womöglich
den eingeschlagenen Weg nicht mitgehen wollten, alle glaubten, dass die Welt ohnehin schon bald zugrunde gehen

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