Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
Vom Netzwerk:
Abwechslung zu bekommen.« Sie blickte den Pfad entlang, der zu ihrer Parkbank führte. »Was ist schon der Unterschied, ob ich mir ein Opfer aussuche oder ob ich das Opfer spiele, wenn ich genau weiß, dass die Jäger meiner Fährte folgen werden?«
    »Da besteht ein gewaltiger Unterschied.«
    Sie wollte gerade antworten, doch dann überlegte sie es sich anders. Das war ein anderes Thema für eine andere Situation. »Wie lange bist du in der Stadt?«, fragte sie stattdessen.
    »Kommt drauf an«, sagte er. »Wie lange bist du in der Stadt?«
    Sie musste unwillkürlich lachen. »Das ist doch nicht dein Ernst. Bezahlt Logan dich etwa dafür?«
    »Jetzt benimm dich doch nicht wie ein Arschloch, Michael. Nein, Logan bezahlt mich nicht dafür.«
    »Warum dann?«
    Ein schmerzhafter Ausdruck legte sich über sein Gesicht. »Muss ich dir das wirklich erst erklären?«
    Sie stieß hörbar und langsam den Atem aus, ließ sich an die Lehne sinken und starrte zum Himmel hinauf. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich weiß, was es bedeutet, dass du hier bei mir bist.« Sie wandte sich zu ihm und starrte anschließend wieder in die Nacht hinaus. »Ich weiß das wirklich zu schätzen – vielleicht mehr, als du jemals erfahren wirst –, aber trotzdem glaube ich nicht, dass es allzu viel nützen wird.«
    »Kann sein, kann aber auch nicht sein«, meinte er. Und dann, nach einer weiteren Unterbrechung: »Du weißt, dass ich dich als Mensch voll und ganz respektiere, oder?«
    Sie nickte.
    »Gut«, sagte er. »Weil ich es nämlich total verrückt finde, dass du deine Messer dabeihast und gleichzeitig bewusst deine Wahrnehmungsfähigkeit benebelst. Mir ist schon klar, dass du versuchst, den Konsum im Griff zu behalten, aber es ist im Prinzip mit einem betrunkenen Autofahrer vergleichbar: Du glaubst, dass du alles unter Kontrolle hast, aber du täuschst dich. Michael, du bist schon nüchtern und unbewaffnet gefährlich genug.«
    »Aber ich bin doch nicht auf einem durchgeknallten Drogentrip«, sagte sie.
    »Das weiß ich«, erwiderte er. »Aber uns ist auch beiden
klar, dass du diese Messer nicht zur Selbstverteidigung mit dir herumschleppst – dafür brauchst du sie nicht. Wenn du jemanden mit bloßen Händen umbringst, hast du vielleicht zumindest die Chance, nicht lebenslänglich hinter Gitter zu wandern. Aber mit einem Messer bist du am Arsch, und das weißt du auch ganz genau. Also wozu dieses Risiko?«
    Risiko . Ein Wort, das viele Menschen sehr leichtsinnig in den Mund nahmen, Menschen, die keine Ahnung hatten, was es tatsächlich bedeutet. Aus dem Mund jedes anderen hätten diese Worte banal und abgedroschen geklungen, und es wäre ihr leichtgefallen, sie einfach beiseitezuwischen. Aber dieser Mann hatte ihr das Leben gerettet und wusste genau, was es bedeutete, alles zu riskieren.
    Nach einer weiteren Schweigephase zog sie die drei Messer, die sie versteckt am Körper getragen hatte, und legte sie ihm in den Schoß.
    Er nahm sie in die Hand. »Würdest du mir auch die Drogen geben?«, sagte er.
    »Wenn du mir dafür die Albträume nimmst.«
    Er gab keine Antwort, und sie ließ die Stille wirken. Vielleicht würde er sie mit der Zeit verstehen. Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte nach Osten, wo der Himmel eine blauviolette Färbung angenommen hatte. Sie stand auf.
    »Ich muss zurück ins Hotel«, sagte sie. »Begleitest du mich? Du kannst in meiner Suite wohnen, wenn du willst – das ist bequemer, als auf der Straße Wache zu halten.«
    »Seid ihr nicht schon voll belegt?«, fragte er.
    »Die Suite ist ziemlich groß«, sagte sie, »aber du würdest ja sowieso bei mir schlafen.«
    Er runzelte die Stirn, und Munroe, die seine Verwirrung verstehen konnte, hängte sich bei ihm ein und schob ihn
vorwärts. »Ich bemühe mich, Miles«, sagte sie. »Ich bemühe mich wirklich. Du willst mir helfen, und ich will mir von dir helfen lassen. Wenn das so ist, sollten wir es auch richtig machen. Bleib bei mir.«
     
    Die Sonne war bereits aufgegangen, als sie im Hotel ankamen. Kaum hatte Munroe die Tür der Suite geöffnet, kam Logan ihr entgegen. Er sah besorgt und erleichtert zugleich aus, als hätte er auf sie gewartet und nicht mehr mit ihrer Rückkehr gerechnet. Dann bemerkte er Miles.
    Logan wurde bleich und erstarrte. Auf seinem Gesicht war nur noch blankes Entsetzen zu sehen.
    Miles nickte, und Logan verharrte noch eine halbe Sekunde lang in der Erstarrung, bevor er sich wortlos zum Fernseher wandte, dann zu Munroe, dann

Weitere Kostenlose Bücher