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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Oberarm.
    »Noch ein paar Minuten«, sagte sie. »Dann geht’s wieder.«
    Langsam lebten die Gespräche wieder auf, und schließlich war alles wieder wie vorher, als sei nichts geschehen. Nachdem das Frühstück gebracht worden war, drehte sich das Gespräch wieder um die Frage, wie Hannah am besten nach Hause geholt werden konnte. Logan sagte nahezu nichts, sah aber oft in Munroes Richtung, als ob er nach einer Bestätigung suchte. Sie lächelte zurück, was unter den gegebenen Umständen wahrscheinlich eher eine zusätzliche Verunsicherung war.
    Aus den Geschichten der Kinder der ERWÄHLTEN , angesichts der Größe ihres Schmerzes, wurde ihr klar, welcher Wahnsinn diesem Auftrag zugrunde lag und weshalb sie ihn annehmen würde. Dabei folgte sie keiner Logik und stellte auch keine Pro-und-Contra-Liste zusammen. Der Entschluss stand im krassen Widerspruch zu dem berechnenden Kalkül und der peniblen Genauigkeit, die bislang ihre berufliche Laufbahn gekennzeichnet hatten. Der dringende Wunsch, diesen Auftrag anzunehmen, kam tief aus ihrem Inneren – wurzelte im längst vergangenen Sehnen eines unschuldigen Kindes, in flehenden, aber niemals erhörten Gebeten.
    Im Verlauf der nächsten Gesprächsrunde stellte Bradford die Fragen, und während die anderen Antwort gaben, beobachtete Munroe still und in sich gekehrt die Körpersprache und die Gesichtsausdrücke der anderen. Wie gestern war die Atmosphäre auch heute noch von vielen Zweifeln geprägt. Was vollkommen nachvollziehbar war.
    Normalerweise trugen Munroes Klienten teure Anzüge und trafen ihre Entscheidungen sachlich distanziert, hatten Millionen Dollar Investitionskapital zur Verfügung, trafen
Geheimabsprachen abseits ihrer Aufsichtsratssitzungen und kannten Munroe nur aufgrund ihrer Reputation. Aber das hier war etwas anderes. Hier gab es nur ein sehr kleines Budget, dafür ging es aber unglaublich persönlich zu – die Beteiligten verließen sich voll und ganz auf die Einsatzbereitschaft und die Fähigkeiten einer gänzlich Unbekannten.
    Die Diskussion wurde lebhafter, und Munroe sah amüsiert zu, wie sich Fronten bildeten, ohne dass dazu eine Absprache nötig gewesen wäre. Bradfords Fragen waren direkt, auf das taktische Handeln bezogen, und hatten weniger mit Gefühlen und Erinnerungen zu tun als mit logistischen Problemen. Er war ein Soldat, der Emotionen bewusst ausblendete, um das Risiko einschätzen zu können. Sein distanziertes Verhalten hatte keine persönlichen Gründe, es lag vielmehr im Wesen des Krieges, aber von denen am Tisch schienen das nur Logan und Gideon begreifen zu können, die beide für einige Zeit im Militärdienst gewesen waren.
    Munroe stand langsam auf. Es dauerte eine Weile, bis sie den Stuhl ganz nach hinten geschoben hatte. Die Gespräche verstummten. Sie beugte sich nach vorne, stützte die Hände auf die Tischplatte und sagte: »Ich bin so weit. Und ihr?«

Kapitel 7
    Buenos Aires, Argentinien
    Hannah schlich die Treppe hinunter und huschte auf Zehenspitzen in Richtung Küche. Es war schrecklich ungehorsam, um diese Uhrzeit das Bett zu verlassen, aber sie musste nachsehen, sie konnte nicht schlafen, bis sie es wusste, und da sie in letzter Zeit keinen Ärger gemacht hatte, würde es wahrscheinlich nicht allzu schlimm werden, falls sie doch erwischt wurde.
    Im Vergleich zu ihrem Zimmer, wo es immer voll und nie wirklich leise war, war es im Haus sehr dunkel und einsam, und das Schwarze Brett mit den Dienstplänen war zuerst nur ein undeutlicher Fleck an der Wand des Flurs. Hannah stellte sich davor, suchte mit zusammengekniffenen Augen nach ihrem Namen und entdeckte ihn bei den Küchenhilfen.
    Sie stöhnte leise.
    Normalerweise war sie gern in der Küche. Das war besser, als draußen auf der Straße oder in irgendwelchen Büros oder Geschäften um Geld zu betteln, und viel besser, als Böden zu schrubben und Toiletten zu säubern. Aber wenn sie Küchendienst hatte, würde es sehr schwer werden, ein paar Minuten mit Rachel alleine zu haben. Anders als Hannah, die zwischen den verschiedenen Diensten hin und her wechselte, je nachdem, wo sie gerade gebraucht wurde, hatte Rachel eine feste Aufgabe. Sie war ein Jahr
älter als Hannah und war für die Kindergruppe zuständig, und zwar rund um die Uhr. Nur sonntags hatte sie für eine Weile frei.
    Wenn Hannah zum Küchendienst eingeteilt war, brauchte sie schon einen sehr guten Vorwand, um sich zu den Kleinkindern abzusetzen und mit Rachel zu sprechen. Deshalb wäre morgen ein

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