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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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    Dust verließ den Raum, und Munroe war allein. Jetzt wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit gewesen, sich ein wenig umzusehen, doch ihr Instinkt sagte ihr, dass es besser war zu warten, und so blieb sie sitzen, während die ein, zwei Minuten zu fünf wurden. Als Elijah sich endlich sehen
ließ, wirkte er gehetzt und gestresst wie eine Hausfrau an Weihnachten.
    Munroe erhob sich zur Begrüßung, und er nahm sie herzlich in den Arm.
    Sie reagierte sofort auf diesen unwillkommenen Körperkontakt, so intensiv, dass sie jedes bisschen Kraft und Konzentration benötigte, um sich nicht von der Stelle zu rühren. Die Trommeln der Gewalt hämmerten in ihrer Brust, und sie blieb wie angewurzelt stehen, kämpfte gegen den Drang an, ihn zu zermalmen, seinen Schädel gegen die Wand zu schlagen.
    Während das Feuer sich durch ihre Adern fraß, zwang sie sich dazu, seine Umarmung zu erwidern.
    Enger körperlicher Kontakt war für jedes einzelne Mitglied dieser Kommune Teil des täglichen Lebens. Daher war sie jetzt zu einem gefährlichen Drahtseilakt gezwungen. Ihre Wut hatte nicht das Geringste mit Logan oder seiner Tochter oder gar mit Elijah zu tun, sondern einzig und allein mit ihrer eigenen Vergangenheit. Diese Vergangenheit würde es niemals zulassen, dass mehr als eine Handvoll Menschen in ihren persönlichen Bereich eindrangen … und Elijah gehörte sicher nicht dazu. Es würde etliche Augenblicke dauern, bis der Drang zuzuschlagen wieder abebbte. Nur mit Hilfe reinster, mühsam antrainierter Selbstbeherrschung gelang es ihr, seine Nähe überhaupt auszuhalten.
    »Wir sind heute ein bisschen knapp besetzt«, sagte Elijah, der allem Anschein nach gar nicht mitbekam, wie knapp er an einem längeren Krankenhausaufenthalt vorbeigeschrammt war. »Warum begleitest du mich nicht einfach ins Esszimmer? Dann können wir uns ein wenig unterhalten, während ich sauber mache.«
    Munroe musste immer noch gegen den inneren Druck ankämpfen, wagte immer noch nicht, etwas zu sagen. Daher nickte sie nur, folgte ihm und entdeckte in seinem Profil und seinem Gang Ähnlichkeiten mit Heidi, die ihr bisher entgangen waren. Darüber ärgerte sie sich.
    Sie gingen vom Alkoven durch das Wohnzimmer, an der Treppe vorbei und zur Hintertür hinaus, die in den Anbau führte. Elijah schob eine breite Glastür auf, aber anstatt höflicherweise beiseitezutreten und sie zuerst eintreten zu lassen, ging er einfach voraus.
    Die Tür führte in einen Raum, der allem Anschein nach ungefähr die Hälfte der Gebäudefläche in Anspruch nahm. Er wurde von Neonröhren beleuchtet. Die Wände waren weiß gekachelt. In der einen Hälfte standen dicht gedrängt grob gezimmerte Picknicktische und Holzbänke. In der anderen Hälfte befanden sich – das bezeugten die großen Kantinenkochtöpfe auf der breiten Theke – die Essensausgabe sowie eine Spülstraße.
    Außer ihnen waren nur noch Kinder im Raum, acht insgesamt, alle ungefähr zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Sie waren schweigend damit beschäftigt, die Tische abzuräumen und den Boden zu wischen. Munroe versuchte angestrengt, über Elijahs Schulter zu schauen, musterte Gesichter, suchte nach einem blonden Haarschopf, grünen Augen, nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass sie hier richtig war. Aber sie hatte kaum Gelegenheit dazu.
    Elijah führte sie zu einem Tisch, auf dem ein umgekehrter Stapel aus Papieren und Aktenordnern lag. Zu ihrer großen Enttäuschung bot er ihr einen Platz an, auf dem sie mit dem Rücken zum Saal sitzen musste, während er weiterhin sehen konnte, was dort vor sich ging.
    Jedes Detail war ein kleines Puzzleteilchen, das sich ins
Gesamtbild fügte, lauter einzelne Schnappschüsse aus dem Kommunenleben. Entweder war sie am Ende eines sehr späten Mittagessens oder eines frühen Abendessens gekommen. Die meisten, die diesen Saal gerade eben noch bevölkert hatten, waren schon wieder weg. Nur diese Kinder waren noch da und machten sauber. Elijah war nervös. Er hatte Papierkram zu erledigen und die Oase zu leiten und war nur als Aufsicht eingesprungen, weil die Person, die eigentlich mit dieser Aufgabe betraut war, heute mit einem der Kleinbusse unterwegs war. Er ahnte anscheinend gar nicht, wie merkwürdig das alles in den Augen einer Außenstehenden wirken musste, und machte unverdrossen weiter.
    Munroe hörte ihm zu und beantwortete seine Fragen. Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um irgendwie im Hier und Jetzt zu bleiben, während ihr gleichzeitig alle möglichen Gedanken

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