Mission Munroe. Die Sekte
könnte … und Charity. Aber er will das unbedingt, Logan.« Sie ließ den Blick für einen kurzen Augenblick in die Ferne schweifen, dann wandte sie sich wieder zu ihm. »Welches Verhältnis hat Gideon zu Charity?«
»Er war jahrelang in sie verliebt«, erwiderte Logan.
»Sind die beiden ein Paar?«
»Wenn es nach Gideon ginge, ja, aber Charity will nicht.«
»Und er weiß nichts von euch beiden?«
»Das weiß niemand«, entgegnete Logan. »Bis auf mich, Charity, dich und« – er hielt kurz inne –, »na ja, jetzt auch noch Miles.«
Sie nickte. »Miles ist meine Rückendeckung, Logan. Du weißt doch, wie so was funktioniert.«
»Ja, ja«, erwiderte er. »Ich weiß, wie das funktioniert.«
Munroe starrte in die Richtung, in die Gideon verschwunden war. »Logan, ist dir wirklich klar, in welcher Situation du dich befindest? Ab sofort ist Gideon die größte Gefahr für unser Vorhaben. Er ist aus einem ganz bestimmten Grund hierhergekommen. Seine Zeit wird langsam knapp, und er wird erst wieder abreisen, wenn er hat, was er will. Aber wenn er diese Leute irgendwie aufschreckt, lassen sie Hannah wieder verschwinden. Das ist dir doch klar, oder?«
Logan nickte. Stützte einen Fuß gegen die Wand.
»Ich weiß, dass ihr alle der Meinung seid, dass Charity sich komplett raushalten soll«, fuhr Munroe fort, »aber wenn du wirklich willst, dass ich meinen Auftrag erfülle, dann musst du mir ein bisschen mehr Zeit verschaffen. Und falls Gideon auf Charity hört, dann musst du dafür sorgen, dass sie sich einmischt.«
»Das ist bestimmt kein Problem«, erwiderte Logan. »Ich telefoniere mindestens einmal am Tag mit ihr, manchmal auch öfter. Sie ist sogar noch nervöser als ich.«
»Erzähl mir ein bisschen was über Gideon«, sagte Munroe. »Wie ist es bei ihm abgelaufen?«
»Ziemlich ähnlich wie bei mir«, sagte Logan. »Als er fünfzehn war, haben die ERWÄHLTEN ihn verstoßen. Er war noch nie zuvor in den Vereinigten Staaten, hatte seine Großeltern noch nie gesehen, aber eines Tages hat man ihn einfach vor ihre Tür gelegt. Zuerst hat er es mit der Schule versucht, aber er war zu weit hinter seinen Altersgenossen zurück. Er konnte sich nicht anpassen, konnte keine Freundschaften knüpfen, hat immer wieder Ärger bekommen, und dann haben seine Großeltern ihn irgendwann rausgeworfen.«
Logan hielt inne, aber Munroe bedeutete ihm weiterzumachen.
»Schließlich ist er auf der Straße gelandet.« Logan kicherte. »Erinnert dich das an jemanden?«
Sie lächelte. Logan grinste.
»Ich habe ja noch Glück gehabt«, fuhr er fort. »Erics Vater hat mich unter seine Fittiche genommen und mir ein Dach über dem Kopf gegeben. Das war zwar nicht viel, aber Gideon hat es schlechter getroffen. Er hatte ständig Ärger und ist zweimal nur knapp am Jugendknast vorbeigeschrammt.
Für ihn war das Militär ein Ausweg, deswegen hat er sich mit siebzehn beworben. Allerdings hätte er dazu die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten gebraucht. Seine Großeltern wollten damals schon nichts mehr mit ihm zu tun haben, und seine Eltern haben ihn wie einen Aussätzigen behandelt und sich schlichtweg geweigert. Wahre Liebe, was? Es war ihnen lieber, dass ihr Sohn auf der Straße lebt, als sich dem PROPHETEN zu widersetzen. Gideon hat sich dann mit allen möglichen Jobs über Wasser gehalten, bis er schließlich ins Marine Corps eingetreten ist. Dort hat er seine Dienstzeit komplett abgeleistet und anschließend sein Leben weitergelebt. Das nur als grobe Skizze.«
»Wie ist es ihm ergangen, als er noch zu den ERWÄHLTEN gehört hat?«
»Das weiß ich nicht. Als wir sieben, acht Jahre alt waren, haben wir eine Zeit lang in der gleichen Oase gewohnt, aber als Teenager nicht mehr. Und heute redet er eigentlich nicht mehr darüber. So versuchen viele von uns, damit klarzukommen, verstehst du? Indem wir uns vorgaukeln, es wäre gar nicht passiert.«
»Gibt es vielleicht eine bestimmte Person, an der er sich rächen möchte?«
Logan hielt inne. Schaute sie unvermittelt an. »Du glaubst, dass er deswegen reinwill?«
»Gideon ist geladen bis unter die Haarspitzen«, sagte sie. »Er will irgendjemandem irgendetwas beweisen, und irgendwie habe ich nicht den Eindruck, als wäre er der Typ, der so etwas mit Worten erledigt. Ich glaube eher, dass er die eine oder andere offene Frage mit den Fäusten klären will.«
»Ich höre mich ein bisschen um«, sagte Logan. »Mal sehen, ob ich was rauskriege.«
Bei ihrer Rückkehr ins Café
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