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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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Schreibtisch nur sehr ungern im Stich lassen wollte, hatte er viel zu lange gewartet. Seine Verspätung hatte jedes Maß an Anstand weit überschritten. Er konnte nur hoffen, dass sie auf ihn gewartet hatte. Er musste sie unbedingt sprechen. Heute. Nur heute. Zu dumm, dass er sich nicht mit ihr in Verbindung setzen konnte, um ihr zu sagen, dass er unterwegs war.
    Auf der Straße nahm Bradford sich ein Taxi. Vor dem Cementerio de la Recoleta angekommen stellte er voller Erleichterung fest, dass Heidi neben dem Eingangstor an der Mauer lehnte, in ein Buch vertieft und von einigen spärlichen Sonnenstrahlen beschienen. Sie hob den Kopf und sah ihn freudestrahlend an.
    Trotz der Eile und des unguten Gefühls in seiner Magengegend konnte Bradford nicht anders, als ihr Lächeln zu erwidern.
    Heidi umarmte ihn zur Begrüßung und trat dann einen Schritt zurück. »Also dann, Mr Heimlichtuer, was gibt es denn so Wichtiges?«
    Bradford lächelte noch einmal und suchte, während er die Mundwinkel nach oben zog, die Straßen nach vertrauten Silhouetten und verdächtigen Gestalten ab. Er hatte Heidi gebeten, vorsichtig zu sein und alleine zu kommen, aber Logan und Gideon wären problemlos in der Lage gewesen, ihr unbemerkt zu folgen. Trotzdem wollte er sie nicht beleidigen, indem er sie fragte, ob sie sicher war, dass sie nicht beschattet wurde.
    »Danke, dass du gekommen bist«, sagte er.
    Heidi nickte, und er hakte sich bei ihr unter und führte sie einen von Mausoleen gesäumten Weg entlang. Hier würden sie nicht auffallen, hier waren sie nur ein Paar unter vielen auf einem angenehmen Nachmittagsspaziergang zwischen den Grabmälern. Er hatte den Friedhof als Treffpunkt gewählt, weil er nicht weit von seinem Hotel entfernt lag und bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt und daher nicht zu verfehlen war.
    Bradford blieb etliche Male stehen, vordergründig, um die Architektur, den Marmor oder die Künste der Bildhauer zu bewundern. Doch er war weniger an den leblosen
Grabstätten interessiert als am Kommen und Gehen der Menschen davor und dahinter. Aber kein Gideon und – noch besser – kein Logan in Sicht, auch wenn er sich natürlich unmöglich sicher sein konnte.
    Jedes Mal, wenn Bradford stehen blieb, wurde die Ratlosigkeit auf Heidis Gesicht ein wenig größer, aber sie sagte nichts, bis sie schließlich zu einer abgeschiedenen Nische gelangten. Bradford steuerte direkt darauf zu. Der einsame Winkel besaß nur einen einzigen Zu- und Ausgang und war aus operativer und taktischer Sicht eigentlich glatter Selbstmord, aber unter den gegebenen Umständen absolut perfekt. Nach einem letzten Blick zurück sagte Bradford: »Hör zu, ich brauche deine Hilfe.«
    »Das habe ich mir beinahe gedacht«, erwiderte Heidi.
    »Absolut vertraulich, okay? Weder Logan noch Gideon dürfen davon erfahren, aber am allerwenigsten Michael.«
    Heidi nickte, während Bradford zögerte. »Michael hält sehr viel von dir«, sagte er schließlich. »Sie meinte, dass du die Gedankenwelt der ERWÄHLTEN klar und deutlich beschrieben hast. Deswegen hoffe ich, dass du mir weiterhelfen kannst.«
    Er zögerte erneut, während Heidi ihr strahlendes Lächeln lächelte, als hätte sie alle Zeit der Welt, als stünden sie inmitten von Frühlingsblüten und nicht unter einem winterlichen Himmel.
    »Im Gegensatz zu Michael habe ich keine Recherchen über die ERWÄHLTEN angestellt«, sagte er. »Und ich habe auch keinen Freund, der mir im Lauf der Jahre immer wieder mal die eine oder andere Information zugesteckt hat. Meine Erfahrung mit solchen Gruppen beschränkt sich auf das, was ich aus den Medien weiß, sowie auf ein paar Auseinandersetzungen mit extremistischen Splittergruppen im
Nahen Osten. Ich habe bestimmte Bilder im Kopf … von Jonestown, Koresh, Heaven’s Gate, Aum Shinrikyo und außerdem von ein paar Terroristen, von Massenselbstmorden und Massakern. Darum nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich dir jetzt mit ein paar Fehleinschätzungen komme, okay?«
    Heidi nickte noch einmal, als wolle sie ihn zum Weiterreden ermuntern, doch Bradford reagierte mit Schweigen. Er verschwendete kostbare Zeit, musste eigentlich zurück ins Hotel, aber all die Gedanken, die ihm zu Beginn von Munroes Soloeinsatz auf der Oase-Ranch so schlüssig erschienen waren, wirkten plötzlich sehr abstrakt.
    Seufzend fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare und bekämpfte den inneren Drang, hin und her zu gehen. »Hypothetisch betrachtet ist es doch so«,

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