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Mission Munroe. Die Sekte

Mission Munroe. Die Sekte

Titel: Mission Munroe. Die Sekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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durch den Kopf jagten. Die Tatsache, dass Hannah möglicherweise hier war, im selben Raum wie sie, unsichtbar, weil sie ihr den Rücken zukehrte, ließ alle Versuche, sich auf Elijahs Worte zu konzentrieren, zu einer nahezu unerträglichen Qual werden.
    Sie wartete so lange, wie es ihr angemessen erschien, wartete, bis die Geräusche und die spärlichen Gesprächsfetzen in ihrem Rücken darauf hindeuteten, dass die Aufräum- und Putzarbeiten beendet waren. Und dann, genau wie Bradford gestern, erkundigte sie sich nach der Toilette.
    Elijah winkte eines der Mädchen herbei und bat es auf Englisch, Munroe den Weg zu zeigen. Mehr nicht. Kein Hinweis, sie im Auge zu behalten, keine Warnung, nicht mehr zu reden als nötig, keine Anweisung, auf sie zu warten. Vielleicht waren all diese Dinge so selbstverständlich, dass sie nicht extra erwähnt werden mussten.
    Munroe stand auf, sah sich um und musterte sämtliche
Gesichter, ohne irgendwo Ähnlichkeiten mit Charity oder Logan zu entdecken.
    Das Mädchen führte Munroe durch eine weitere Schiebetür in einen Flur mit drei kleineren Zimmern. Die Türen standen offen, und Munroe sah die Dreifachstockbetten, die sich in jedem Zimmer an den Wänden entlangzogen.
    Die Toilette wirkte ziemlich improvisiert und eng. Schmale Sperrholzkabinen standen auf einem Betonpodest, an der Wand gegenüber befand sich ein einzelnes Waschbecken. Es erweckte den Eindruck, als sei dies einmal ein großes Badezimmer gewesen, in das nachträglich mehrere Toiletten eingebaut worden waren.
    Munroe hielt sich nicht lange dort auf. Wanzen oder Kameras ließen sich hier ohnehin nicht installieren. Außerdem hatte sie den Ausflug zur Toilette nur gemacht, um die Gesichter im Speisesaal zu sehen.
    Als sie wieder auf den Flur trat, stand das Mädchen immer noch vor der Tür. Daher gab es auch keine Möglichkeit, einen kurzen Blick in die Schlafzimmer zu werfen. Schweigend kehrten sie in den Speisesaal zurück. Das Mädchen fing von sich aus kein Gespräch an, und Munroe zögerte ebenfalls, weil sie auf keinen Fall missverstanden werden wollte.
    Zurück im Speisesaal saßen die Kinder an einem Tisch. Sie sprachen nicht und beschäftigten sich konzentriert mit kleinen Karteikarten. Das Mädchen setzte sich zu ihnen, während Elijah sich erhob und Munroe zu sich winkte.
    Er drückte ihr ein kleines Buch in die Hand. »Ich möchte, dass du das hier liest«, sagte er. »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen, aber ich bin gleich wieder da.«
    Er winkte einem zwölfjährigen Jungen zu. »Nathaniel bringt dich zurück ins Haupthaus.«
    Munroe kannte den Weg. Sie brauchte keinen Führer und keinen Wärter, wie jung er auch sein mochte, um vom Anbau ins Haupthaus zu kommen. Sie wusste auch, dass Elijah das wusste. Ihr Instinkt protestierte lautstark, aber Elijah erwartete Demut, und gleichgültig, ob dies ein Test war oder die bei den ERWÄHLTEN gängige Praxis, sie durfte nicht aus der Rolle fallen.
    Also fügte sie sich voll Dankbarkeit und folgte Nathaniel nach draußen.
    Der Junge sprach kein Wort, und auch Munroe blieb erneut stumm. In dem kleinen Alkoven des Wohnzimmers ließ Nathaniel sie dann allein.
    Sie blickte sich um, setzte sich und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Gut möglich, dass es sich um Stunden handelte, angesichts der vielen Seiten, die Elijah ihr gegeben hatte. Sie schlug das Buch auf und las, so wie Elijah, ihr neuer geistlicher Führer, es befohlen hatte.

Kapitel 19
    Miles Bradford zog rasch seine Jacke an. Er warf noch einen zögerlichen Blick zurück zum Schreibtisch und den Geräten und Kabeln, die eine mehr oder weniger unberechenbare Verbindung zu Munroe herstellten, dann schlüpfte er verstohlen zur Tür hinaus.
    Er hatte keine Ahnung, wann sie etwas von sich hören lassen oder wann sie zurückkehren würde – ob sie überhaupt zurückkehren würde –, aber jetzt hatte er so lange, wie er nur konnte, auf ein Lebenszeichen von ihr gewartet, auf mehr als das bisschen, das die Wanze im Treppenhaus von ihrer Ankunft auf der Oase-Ranch übertragen hatte.
    In dieser Situation wegzugehen war riskant. Wenn er nicht am Schreibtisch saß, konnte er auch den Bildschirm nicht im Auge behalten und bekam viel zu spät mit, falls etwas Entscheidendes passierte. Aber er wollte, musste sich mit Heidi treffen, und dafür blieb ihm nur noch wenig Zeit.
    Sie hatten ein heimliches Treffen vereinbart, ohne die anderen, hatten eine Zeit und einen Ort abgemacht, aber da er den

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