Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
wer Sie hier festhält und wer versucht, mich umzubringen. Können Sie uns dabei behilflich sein?«
»Ich habe meinen Dad gefragt«, sagte Emily. »Es hat lange gedauert, vielleicht ein Jahr, aber irgendwann bin ich schließlich durchgekommen. Er war wütend auf mich und wollte nicht mit mir reden.« Emilys Worte kamen langsam flüssiger, ihre Sätze klangen weniger abgehackt, und sogar ihr Akzent machte sich allmählich wieder bemerkbar. »Ich habe ihn nur ein einziges Mal persönlich gesprochen, und meine Mom habe ich überhaupt nicht erreicht. Meinen Mann habe ich auch gebeten, immer und immer wieder. Früher habe ich noch gedacht, dass er mich bestimmt eines Tages gehen lässt, aber jetzt schlägt er mich jedes Mal, wenn ich ihn darauf anspreche, also sage ich nichts mehr.« Eine Träne tropfte in ihren Schoß. Sie schniefte und strich sich mit dem Finger unter den Augen entlang. »Er behauptet, dass er mir einen Gefallen tut, wenn er mich hier festhält, dass ich ohne ihn schon längst tot wäre und dass ich niemals von hier weggehen kann. Ich soll ihm dankbar dafür sein.« Sie senkte den Blick. »Deswegen verstehe ich einfach nicht, warum ihr ausgerechnet jetzt gekommen seid.«
»Wo ist Ihr Mann im Augenblick? In Malabo?«
»Ich glaube schon.«
»Die Leute, die mich umbringen wollten, waren angolanische Söldner. Sie bekommen ihre Befehle normalerweise direkt vom Präsidenten. Hat Ihr Mann vielleicht Beziehungen, die es ihm ermöglichen, diese Truppen für seine Zwecke einzusetzen?«
Emily zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich weiß gar nichts über seine Geschäfte oder seine Arbeit. Ich kenne einige seiner Verwandten. Er ist der Neffe des Präsidenten, und seine Brüder sind ziemlich wichtig.«
»Ist er der Einzige, der Sie festhält? Gibt es noch andere?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Hauptsächlich er, glaube ich.« Sie schaute Bradford an. »Ich habe kein Geld, und die Leute in der Stadt kennen mich alle. Wenn ich weglaufen würde, würde mich jemand sehen und es meinem Mann erzählen. Das habe ich schon mal probiert. Er hat mich vor der Grenze geschnappt und mich ein paar Monate lang im Haus eingesperrt, bis ich ihm versprochen habe, dass ich es nie wieder versuche.«
»Wir bringen dich raus«, sagte Bradford. »Darauf gebe ich dir mein Wort.«
»Ich habe zwei Jungen«, sagte Emily. »Der eine ist zweieinhalb und der andere fast ein Jahr. Was wird aus ihnen?«
Bradford nickte. »Wir haben Papiere für dich und die Kinder dabei.«
»Ich gehe packen«, sagte Emily, doch Munroe legte ihr eine Hand auf den Arm. »Wir verlassen das Haus gemeinsam, und zwar nur mit den Sachen, die Sie am Leib tragen. Der Tante Ihres Mannes können Sie sagen, dass wir auswärts etwas essen wollen und dass sie die Kinder fertig machen soll. Sie muss davon ausgehen, dass Sie in ein paar Stunden wieder zurück sind.«
Emily nickte und rief nach der Frau, um ihr verschiedene Anweisungen zu geben. Munroe war verwirrt. Da waren immer noch etliche Punkte, die irgendwie nicht ins Bild zu passen schienen. Kaum war die Frau wieder verschwunden, sagte sie: »Wir haben nicht viel Zeit, und es geht jetzt nicht um jedes Detail, aber könnten Sie uns bitte, so gut es eben geht, schildern, wie und wieso es Sie hierher verschlagen hat? Fangen Sie mit Namibia an.«
Emily lächelte gequält und strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. »Wir waren zu dritt«, sagte sie. »Christof, Mel und ich. Wir waren seit Kenia zusammen unterwegs, hatten den größten Teil von Süd- und Ostafrika bereist, wollten die Westküste hoch, vielleicht bis nach Nigeria, und dann zurückfliegen. Wir hatten nicht viel Zeit, weil meine Mom wollte, dass ich nach Hause komme, und Mel hatte auch ein paar Dinge zu erledigen. In Windhoek haben wir uns überlegt, wie wir in den Kongo oder nach Gabun kommen könnten, weil Angola zu gefährlich war.
Da haben wir diesen Typen kennengelernt, Hans irgendwas. Er und Christof haben sich von Anfang an prima verstanden, weil Christof aus Deutschland stammt, genau wie die Vorfahren von Hans. Er war Buschpilot und hat erzählt, dass er regelmäßig nach Angola fliegt. Als er gehört hat, dass wir nach Norden wollen, hat er angeboten uns mitzunehmen, weil er noch am selben Nachmittag einen Flug nach Luanda hatte. Er meinte, dass wir in Luanda wahrscheinlich ein Schiff oder ein Flugzeug nach Gabun nehmen könnten, also haben wir uns darauf eingelassen. Ich habe zu Hause angerufen und meinem Dad von
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