Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
unseren Plänen erzählt und dass ich mich wieder melde, sobald wir in Libreville sind.«
Munroe fing einen Blick von Bradford auf. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und machte ein verwirrtes Gesicht. Für die Suche nach Emily wäre jeder Hinweis über die Zeit nach Namibia absolut entscheidend gewesen, aber von diesem Telefonat oder einer konkreten Reiseroute hatte er nie etwas gehört. Munroe war versucht, Emily zu unterbrechen und diese Frage zu klären, aber sie ließ es sein.
»Er hat gesagt, dass er sich freut, wenn ich wieder nach Hause komme«, sagte Emily. »Und dann hat er gefragt, ob ich, wenn ich schon in Gabun bin, nicht auch noch nach Äquatorialguinea fahren möchte. Das hatten wir eigentlich gar nicht vor, weil es nicht viele Informationen über das Land gab und es uns den ganzen Aufwand nicht wert war.« Sie hielt inne, als würde sie sich die letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen lassen, dann blickte sie wieder zu Munroe. »Er hat gesagt, dass er dort seine Probebohrungen macht und wie wild und primitiv es dort immer noch ist, noch dazu die Legenden von dem alten Präsidenten, der den Staatsschatz irgendwo bei seinem Heimatdorf vergraben haben soll.
Wir sind nach Luanda geflogen und haben, glaube ich, noch am selben Abend ein Frachtschiff nach Gabun erwischt. Dort sind wir drei Tage lang in der Hauptstadt geblieben, bis wir beschlossen haben, über Land nach Kamerun zu fahren. Erst dann habe ich den beiden anderen die Geschichten über Äquatorialguinea erzählt, die ich von meinem Dad gehört hatte. Sie fanden es cool, in ein Land zu reisen, wo nur ganz wenige Leute überhaupt hinfahren, also haben wir uns entschieden, über Äquatorialguinea nach Kamerun zu fahren. Wir haben uns ein Visum besorgt, und dann, da ich weder meine Mom noch meinen Dad per Telefon erreichen konnte, habe ich Dad eine E-Mail mit unserer Reiseroute geschickt.«
»Warum Ihrem Vater?«, fragte Munroe. »Warum nicht Ihrer Mutter?«
»Na ja, als ich von Luanda aus mit ihm telefoniert habe, hat er gesagt, dass Mom gerade ein paar Freunde in Wyoming besucht und erst in ein paar Wochen wieder zurückkommt, weswegen ich E-Mails an ihn und nicht an sie schicken sollte.«
Munroe warf Bradford einen Blick zu, und dieser schüttelte den Kopf, ohne dass Emily etwas davon mitbekam.
»Auf der Straße von Oyem nach Mongomo, kurz hinter der Stadtgrenze, kam eine Straßensperre, und irgendein Typ vom Militär hat uns schikaniert. Das war eigentlich nichts Besonderes … so was haben wir öfter erlebt. Aber dann ist Mel total ausgeflippt. Er hat sich schon seit ein paar Tagen, seit einer Woche vielleicht, irgendwie seltsam benommen, hat wirres Zeug vor sich hin gebrabbelt, fast so, als würde er unter Verfolgungswahn leiden. Aber danach war er jedes Mal wieder ganz normal, und wenn wir ihm erzählt haben, was er alles angestellt hat, haben wir zusammen darüber gelacht. Aber dieses Mal war alles anders – er ist wirklich komplett wahnsinnig geworden. Er hat rumgebrüllt, und plötzlich hat er einen von den Soldaten angegriffen. Anschließend ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen.« Sie starrte in die Mitte des Zimmers, ihre Stimme klang ausdruckslos. »Sie haben ihn umgebracht«, sagte sie. »An Ort und Stelle, mit Macheten, und Christof und ich haben zugeschaut. Dann ist Christof losgerannt, und ich wusste nicht, was ich machen soll, also bin ich ihm nachgerannt. Wir waren lange unterwegs, und ich hätte es fast geschafft. Ich glaube, Christof hat es geschafft. Das Letzte, was ich von ihm gesehen habe, war, dass er auf die Grenze zugelaufen ist. Dann hat mich etwas getroffen, und ich bin bewusstlos geworden.
Als ich aufgewacht bin, war ich im Gefängnis, voll mit Blut und blauen Flecken. Mein Arm war gebrochen, und ich glaube auch ein, zwei Rippen. Mein Bein hat auch total wehgetan, wahrscheinlich war es auch gebrochen. Und überall Schnittwunden, von den Macheten, schätze ich.« Sie zog ihr Kleid über die Knie hoch und gab den Blick auf dicke, wulstige Narben an den Oberschenkeln frei, das Resultat tiefer, nicht vernähter Schnittverletzungen. »Ich habe noch mehr davon«, sagte sie, »am Bauch und am Rücken. Ich weiß nicht, wie lange ich dort war. Ich bin zwar zwischendurch immer wieder aufgewacht, aber dann gleich wieder bewusstlos geworden. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist ein sauberes Zimmer und dass ich nicht mehr so schlimme Schmerzen hatte. Da habe ich den Mann kennengelernt, der jetzt
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