Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
mein Ehemann ist. Er hat gesagt, er hätte mich gerettet und er wüsste, wer ich bin. Er wollte dafür sorgen, dass ich wieder nach Hause komme. Er war wirklich sehr nett zu mir.
Aber er hat mich nicht nach Hause gehen lassen. Er hat es mir zwar versprochen … sobald ich wieder bei Kräften bin, aber dann gab es immer neue Verzögerungen. Schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen ist, aber ich schätze, es waren drei, vier Monate, da hat er behauptet, dass mein Leben in Gefahr sei und dass meine einzige Rettung darin bestehe, ihn zu heiraten. Ich habe zweimal versucht wegzulaufen, und jedes Mal hat er mich hinterher eingesperrt. Er hat mir gedroht und mich mehrfach geschlagen … und noch andere Sachen.« Emily hielt inne und schluckte, ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, und Munroe sah, dass sie mit den Tränen kämpfte.
»Nachdem ich ungefähr ein Jahr lang hier war, habe ich ein Telefon mit einem internationalen Anschluss in die Finger bekommen. Ich habe versucht, meine Mom anzurufen, aber der Anschluss war tot.« Sie wandte sich an Bradford. »Wohnen sie immer noch in Houston?« Bradford nickte zögerlich. »Dann habe ich meinen Vater im Büro angerufen. Es war schwierig, an den ganzen Sekretärinnen vorbeizukommen, aber irgendwann habe ich es geschafft. Es war total seltsam. Ich habe gesagt, wer ich bin und wo ich war und dass ich wieder nach Hause will, aber hier festgehalten werde, und dann hat er gesagt, dass ich nie wieder anrufen soll. Vielleicht hat er ja gedacht, das sei ein blöder Scherz … keine Ahnung. Jedenfalls habe ich danach nie wieder Kontakt zu ihm bekommen, obwohl ich es versucht habe. Einmal haben sie mich beim Telefonieren erwischt, woraufhin mein Mann mich schlimmer verprügelt hat als je zuvor. Er hat gesagt, ich solle nie wieder so was Idiotisches machen. Ich hätte mich total dämlich benommen und mein Leben aufs Spiel gesetzt.
Ungefähr um diese Zeit habe ich gemerkt, dass ich schwanger bin, und da es so aussah, als würde ich sowieso nicht wieder wegkommen, ist mir nichts anderes übriggeblieben, als mich hier so gut wie möglich einzurichten. Also habe ich Timoteo eben geheiratet und von da an auch nicht mehr versucht, wegzulaufen oder zu telefonieren. Und seither komme ich eigentlich ganz gut zurecht.«
Das Funkgerät an Munroes Gürtel piepste und unterbrach das Gespräch. Bradford warf ihr einen nervösen Blick zu – Beyard würde sich nur im äußersten Notfall melden. Munroe machte die Kamera von ihrem Kragen los, holte das Aufzeichnungsgerät aus der Brusttasche und drückte es Bradford in die Hand. Während sie die Kamera an seinem Hemdkragen befestigte, flüsterte sie ihm zu: »Wahrscheinlich brauchen wir das hier nicht nur als Beweis dafür, dass sie noch lebt. Sie soll persönliche Angaben in die Kamera sprechen, das heutige Datum, den genauen Ort, ihr Geburtsdatum, die Namen ihrer Mutter und ihres Vaters … im Prinzip brauchen wir von ihr eine gerichtlich verwertbare Aussage. Gut wäre es, wenn sie ein paar Kindheitserlebnisse einbauen könnte, von denen Sie und ich nichts wissen können.«
Bradford drehte sich angespannt lächelnd zu Emily um. Munroe verließ den Raum und erst, als sie ganz sicher war, dass niemand sie hören konnte, meldete sie sich.
»Mach die Haustür auf«, war alles, was Beyard sagte.
Kapitel 20
Munroe ging zum Hauseingang. Im Foyer war es ruhig, und obwohl sie nicht daran zweifelte, dass die Haushaltspetze irgendwo in der Nähe herumlungerte, öffnete sie die Tür. Beyard schlüpfte ins Haus. Er trug keine Uniform mehr, sondern eine Jeans und ein T-Shirt, das nur spärlich die Ausbeulung vor seiner Brust kaschieren konnte. Seine Züge waren hart, durch und durch sachlich. Er reichte ihr zwei vakuumverpackte Sätze mit Zivilkleidung.
»Der staatliche Radiosender meldet einen niedergeschlagenen Putschversuch«, sagte er. »Die örtlichen Militärdienststellen suchen in und um Mongomo nach Personen in israelischer Kampfmontur, und die Beschreibungen könnten durchaus auf uns drei zutreffen. Der Verfolgungswahn macht sich in der Stadt schon bemerkbar.« Er machte eine kurze Pause, und als sie nichts erwiderte, sprach er aus, was ohnehin auf der Hand lag: »Das mit dem Putsch ist eine Erfindung, Vanessa. Die suchen nach uns. Die Leute auf der Polizeiwache werden nicht lange brauchen, bis sie eins und eins zusammengezählt haben. Wir müssen verschwinden.«
Die Kriegstrommeln dröhnten in Munroes Brust. Die Informationen konnten nicht
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