Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Gesicht war mit einer Schmutzschicht überzogen, der ganze Körper tat ihr weh, und ein tiefer Kratzer am rechten Unterarm hatte sich in eine blutende Wunde verwandelt. Beyard war in der Dunkelheit verschwunden, und Bradford hatte sich mit ausgestreckten Beinen und verschränkten Armen an die vordere Stoßstange gelehnt, den Kopf in den Nacken gelegt. Munroe sagte kein Wort – es wäre sowieso nur Gift und Galle herausgekommen. Die Dinge waren vollkommen außer Kontrolle geraten und zwar durch Informationen, die von einem Insider stammen mussten. Die Logik ließ keine andere Schlussfolgerung zu. Entweder Miles oder Francisco, aber trotzdem … es fühlte sich nicht richtig an, traf nicht den Nagel auf den Kopf. Munroe legte die Stirn auf die Knie und stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Ich war es nicht«, sagte Bradford.
Sie blickte auf, und Bradford fuhr fort: »Ich kann auch bis drei zählen. Es gibt nur wenige, die dafür verantwortlich sein können, aber ich bin derjenige, den Sie am meisten hassen und dem Sie am wenigsten vertrauen. Damit bin ich automatisch Kandidat Nummer eins. Aber ich war es nicht, Michael.«
»Haben Sie Angst, dass ich Sie hier sitzen lasse?«
»Müsste ich eigentlich haben, aber so ist es nicht.« Er war ruhig, seine Stimme leise und sein Blick immer noch zum Himmel gerichtet. »Ich befürchte bloß, dass Sie in die falsche Richtung denken, weil Sie sich zu sehr auf mich konzentrieren. Aber natürlich frage ich mich auch, wer dahinterstecken könnte, schon aus Selbstschutz.« Er hielt inne und starrte in die Dunkelheit. »Ich weiß, was Sie für Francisco empfinden. Und ich kann bloß hoffen, dass Ihre Urteilsfähigkeit nicht darunter leidet.«
Munroe ließ den Kopf auf die Knie sinken und lächelte erschöpft. Ihr Respekt für Bradford war soeben ein kleines bisschen größer geworden. »Ich hasse Sie nicht, Miles«, sagte sie. »Und ich vertraue Ihnen mehr, als Sie glauben.« Und dann spürte sie plötzlich Franciscos Anwesenheit. Er schlich wie eine Katze durch den Busch, heimlich, still und leise, genau in ihre Richtung. Im flackernden Glühen des kleinen Lagerfeuers sah sie, wie die Sehnen an Bradfords Hals sich spannten. Sie wusste, dass in ihm eine gewaltige Wut brodelte. Sie wusste, dass auch er Beyards Nähe spürte. Und dann war er da, mit zwei Waldratten in der Hand. Er setzte sich auf den Rand der Plane und drehte ihnen den Rücken zu, während er mit Häuten und Ausnehmen beschäftigt war. Munroe sah das Zucken seines Handgelenks, sah das Blitzen des Messers, das unablässig Fleisch von Knochen trennte. Sie wusste, wie tief der Stachel des Verrats saß, wusste, dass heute Nacht jemand sterben würde, wenn sie nichts dagegen unternahm.
Sie stand auf und klappte den Kofferraum des Wagens auf. Unter der Rückbank waren mehrere PB/6P9 verstaut. Zwei davon holte sie jetzt hervor. Die Schalldämpfer waren aufgeschraubt, und Munroe ließ die Magazine einrasten. Angestrengt lauschte sie nach hinten, versuchte zu erahnen, was in ihrem Rücken vorging, mehr aus Gewohnheit als aus wirklicher Besorgnis. Die beiden Männer waren voll und ganz mit ihrem gegenseitigen Misstrauen beschäftigt und würden ihr keine Beachtung schenken … bis es zu spät war. Jetzt drehte sie sich um und richtete je eine Waffe auf einen Mann. Mit schmalen Lippen und hartem Blick hob Bradford den Kopf. Beyard seufzte, sagte: »Nicht schon wieder dieselbe Scheiße«, und hantierte weiter mit dem Messer.
Munroe sagte: »Schieb das Messer hier rüber, sei so nett.« Beyard gehorchte, und sie warf jedem eine Rolle Klebeband zu. Mit einem Kopfnicken sagte sie zu Bradford: »Seine Füße«, und dann zu Beyard: »Für dich gilt das Gleiche.« Als beide an den Füßen gefesselt waren, ließ sie Beyard Bradfords Hände zusammenbinden, um dasselbe anschließend bei Beyard zu wiederholen, während sie ihm die Waffe in den Rücken bohrte. Nachdem beide Männer handlungsunfähig gemacht waren, dirigierte sie sie mit dem Rücken an das Auto. Bradford musste sich an den einen und Beyard an den anderen Reifen lehnen.
Die Waldratten, die Beyard gehäutet hatte, lagen auf einem Stein neben dem Feuer. Munroe legte sie quer auf ein paar Stöcke über der Glut und hob Beyards Messer vom Boden auf, wog es in der Hand, suchte den Schwerpunkt. Als die Klinge anfing, sich bemerkbar zu machen, mit unüberhörbarem Kreischen danach verlangte, benutzt zu werden, rammte sie das Ding vor den Füßen der Männer in die Erde.
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