Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
setzte sich im Schneidersitz vor die beiden und nickte Beyard zu. »Und? Fang an, lass es raus.«
Er blieb für einen kurzen Moment stumm, dann drehte er sich zu Bradford um. »Allein die Vorstellung, dass du mir sogar sympathisch warst. Du bist ein gottverdammter, verlogener Verräter. Du bist uns in den Rücken gefallen, du dreckiges …« Beyards Stimme versagte, und er machte Anstalten, auf Bradford loszugehen.
Munroe trat ihm gegen die Füße. »Hey!« Sie zielte mit der Pistole auf seine Brust. »Lass das.«
Beyard hörte auf und kam mühsam wieder in eine sitzende Position.
»Miles, was sagst du dazu?«
»Es kann nur einer von uns dreien gewesen sein«, sagte er, »und ich war es nicht.«
»Dass ich nicht lache«, sagte Beyard.
Munroe stand auf, holte sich das Messer und ging zum Feuer. Einzelne Teile des Puzzles fügten sich plötzlich zusammen, und Dinge, die vorher keinen Sinn ergeben hatten, erschienen ihr nun in einem anderen Licht. Die beiden Männer in ihrem Rücken wurden lauter. Sie fielen einander gegenseitig ins Wort, Anschuldigungen flogen hin und her, und ihr verbaler Schlagabtausch geriet zu einer Kakophonie, die ihre Gedankengänge im Hintergrund begleitete. Sie stach in das dampfende Fleisch. Warum sollte sie sich überhaupt Gedanken darüber machen, dass die Armee dieses Landes ihnen auf den Fersen war und sie umbringen wollte, wenn diese beiden Alphamännchen nur darauf warteten, einander noch heute Abend das Herz aus der Brust zu reißen? Der Streit in ihrem Rücken hatte mittlerweile eine gefährliche Lautstärke erreicht. Sie jagte eine Kugel in den Boden zwischen den beiden, sodass die Erde aufspritzte. »Haltet die Klappe, verdammt noch mal«, sagte sie. »Und zwar alle beide.«
Die beiden waren aufeinander zugerutscht. Über Beyards Wange zog sich eine schmale Blutspur, dort, wo Bradford ihm einen Kopfstoß verpasst hatte. Jetzt starrten sie sie mit offenen Mündern an, ohne einen Ton zu sagen.
»Ihr werdet einen Waffenstillstand schließen müssen«, sagte sie. »Ich will nämlich nicht morgen früh aufwachen und erleben, dass einer von euch tot ist oder gar beide. Und falls das bedeutet, dass ich euch für den Rest dieser Reise fesseln muss, dann muss es eben so sein, das verspreche ich euch. Seht euch doch mal an.« Sie fuchtelte mit den Pistolen in ihre Richtung. »Denkt mal eine Minute lang nach, verdammt noch mal. Ihr seid drauf und dran, euch gegenseitig umzubringen, und zwar aus ein und demselben Grund.« Dann holte sie tief Luft. »Schließlich könnte genauso gut ich die Verräterin sein.«
»Aber du bist es nicht«, sagte Beyard.
»Ja, ja, das weiß ich auch. Danke für dein Vertrauen, verdammte Scheiße. Tatsache ist, dass es höchstwahrscheinlich auch keiner von euch ist.«
»Aber wer dann?«
»Da drängt sich mir der Name Richard Burbank auf.«
Bradford meinte: »Aber du hast ihm doch selbst gesagt, es würde mindestens noch eine Woche dauern, und die Funkscanner und die israelischen Uniformen hast du gar nicht erwähnt.«
»Aber Logan weiß Bescheid«, sagte sie. Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, spürte sie ein heftiges Ziehen in der Magengegend. Lähmende Erschöpfung überfiel sie, und sie hätte sich am liebsten übergeben. Logan bedeutete Sicherheit, Verlässlichkeit, er war wie ein Ersatzbruder für sie, das einzige Zuhause, das ihr geblieben war. Wenn er der Verräter war, dann war alles aus. Dann ging es auch nicht mehr darum, ihn auszutricksen oder sich irgendwie zu rächen, was gar nicht so schwierig wäre … aber wenn es Logan war, wozu dann noch der Aufwand?
Munroe warf Beyard einen Blick zu. »Hast du im Funk irgendwas über unsere Autos gehört, über das Fabrikat oder wie viele wir haben? Irgendwas, was wirklich nur wir drei wissen könnten?«
Er schüttelte den Kopf.
»Denkt mal nach, was das bedeuten könnte.« Seufzend setzte sie sich auf den Boden. »Seht mal, wir wissen doch schon, dass Richard Burbank seine schmutzigen Hände mit im Spiel hat. Die Informationen könnten also von Logan stammen – es ist denkbar, dass Burbank sein Telefon angezapft hat. Also, könntet ihr beiden jetzt, verdammt noch mal, einfach wieder runterkommen, damit wir dieses Ding hier gemeinsam zu Ende bringen, okay?« Sie legte eine Pause ein. »Wenn ich euch jetzt losmache, habe ich euer Wort, dass ihr euch anständig benehmt?«
Das Nicken war lustlos und wenig überzeugend, aber es war ein Nicken. Sie nahm das Messer, trat zum Feuer und drehte das
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