Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Gedanken gemacht haben.
Du hast mir erzählt, dass Richard Elizabeth zur Änderung ihres Testaments überreden wollte. Das deutet darauf hin, dass es entweder einen Ehevertrag oder eine andere bindende Vereinbarung gab, durch die ihm der Zugriff auf das Erbe verwehrt war. Durch Emilys Adoption hat Richard sich einen Erbschaftsanspruch gesichert. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass er, wenn es darauf ankommt, auf Emily stärkeren Einfluss ausüben kann als auf ihre Mutter.
Wir haben es also mit einem Mann zu tun, dem man zumindest vorwerfen muss, seine Stieftochter mitten in Afrika allein gelassen und jeden Versuch, sie zu finden, im Keim erstickt zu haben. Es würde mich nicht im Geringsten überraschen, wenn Elizabeths Tod gar kein Selbstmord war. Ich glaube, es kam ihm sehr gelegen, dass Emily hier in der Versenkung verschwunden ist und alle glaubten, sie sei tot, obwohl sie in Wirklichkeit quicklebendig und absolut in der Lage ist, ihr Erbe anzutreten. Nach Emilys Tod, und genau darauf sollte es wohl hinauslaufen, hätte das ganze Vermögen ihm gehört.«
Bradford schüttelte den Kopf. »Du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, dass Richard das alles geplant hat, dass er Emily nach Äquatorialguinea gelockt und sie dann hat entführen lassen, oder?«
»Burbank ist ein Opportunist, Miles. Vermutlich hat er insgeheim gehofft, dass Emily während ihrer Afrikareise etwas zustößt. Er hat sie ja sogar ein bisschen in die richtige Richtung gelotst, indem er ihr Äquatorialguinea vorgeschlagen hat. Und dann, als tatsächlich etwas passiert ist, hat er das für sich ausgenutzt. Wenn all das nicht passiert wäre, wenn Emily sicher wieder zu Hause gelandet wäre, ich bin mir sicher, dann wäre irgendeine andere Tragödie geschehen … erst Elizabeth, dann Emily.«
»Hast du dich eigentlich jemals geirrt?«
Munroe schwieg einen Augenblick, dann sagte sie: »Ja, ich habe mich schon einmal geirrt.« Noch eine Pause. »Aber nicht in diesem Fall. Burbank hat Geduld, er sitzt das einfach aus. Noch drei Jahre, dann kann er Emily für tot erklären lassen, und dann gehört ihm alles, solange sie nicht irgendwann auftaucht und ihr Eigentum zurückfordert.« Sie unterbrach sich, legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Im Flüsterton sagte sie: »Aber jetzt hat sich ein kleiner Schönheitsfehler eingeschlichen. Wir wissen, wo sie ist.« Munroe sah Beyard direkt in die Augen. »Bis jetzt war Emily in Sicherheit, aber wenn wir nicht vom Erdboden verschluckt werden und die Informationen, die wir besitzen, gleich mit, dann …
Scheiße«, sagte Munroe und ließ den angefangenen Satz unvollendet in der Luft hängen. Sie stand auf, drehte den beiden Männern den Rücken zu und starrte in die Nacht hinaus.
»Was sollen wir jetzt machen?«, fragte Beyard. »Zurückgehen und sie rausholen?«
Munroe blieb jede Antwort auf diesen unmöglichen Vorschlag schuldig. Beyard fuhr fort: »Du hast gedacht, es wäre richtig, sie dort zurückzulassen. Du hast versucht, sie zu schützen. Das alles konntest du doch gar nicht wissen. Genauso wenig wie ich.«
»Das spielt für sie aber keine Rolle«, sagte Munroe. »Tot ist tot.«
Bradford durchbrach das Schweigen. Er hatte die Augen geschlossen und hämmerte den Hinterkopf im Takt seiner Worte gegen die Karosserie des Wagens. »Ich. Bin. So. Verdammt. Dämlich.« Munroe wechselte einen Blick mit Beyard, dann schauten sie beide Bradford an.
»Ich behaupte nicht, dass das Ganze einen Sinn ergibt«, sagte Bradford. »Ich verstehe nicht, wieso Richard überhaupt Geld brauchen sollte, aber Emily hat einen Treuhandfonds. Nach Elizabeths Tod wurde ihr gesamtes Erbe in diesem Fonds angelegt, so lange, bis Emily gefunden wird. Dieser Fonds wird von einem Aufsichtsgremium verwaltet, das auch die Schecks für die Suche ausgestellt hat. Der Treuhandfonds kommt für dein Honorar auf, nicht Richard.« Er drehte sich zu Munroe um, und wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie ein paar Tränen in seinen Augen gesehen. »Ich habe eine eidesstattliche Erklärung unterzeichnet«, sagte er. »Richard hat gesagt, dass er mit meiner Rückkehr nach Afrika einverstanden ist, wenn ich eine eidesstattliche Erklärung unterzeichne, in der ich alles aufschreibe, was ich weiß, einschließlich der Sache mit Emilys Sterbeurkunde. Ich wollte Emily um jeden Preis finden, und darum habe ich mich blenden und austricksen lassen, verdammte Scheiße. Ich konnte an nichts anderes denken, als unbedingt
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