Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
groß«, sagte sie. Dann grinste sie, trat einen Schritt zurück, öffnete die Wagentür und schob sich auf den Beifahrersitz. Beyard stieg ebenfalls ein und startete den Motor.
Um fünf Uhr morgens wurde Munroe aus dem Schlaf gerissen, obwohl sie gar nicht hatte schlafen wollen. In den vergangenen drei Nächten hatte sie insgesamt nur sechs Stunden Schlaf bekommen, und die Übermüdung forderte ihren Tribut. Unter der Plane des Lastwagens war es vollkommen dunkel, aber an Beyards Atem erkannte sie, dass auch er wach war. Sie lag auf ihrem Feldbett, die Kopfhörer auf den Ohren. In dem Versuch, das verzerrte Rauschen, das ihren Kopf erfüllte, zu vertreiben, schwang sie die Füße auf den Boden und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Sie haben den Funkverkehr wieder in Gang gesetzt«, flüsterte sie. »Anscheinend haben sie den Köder geschluckt. Sie beordern die meisten Truppen zurück in die Ausgangsstellungen und sammeln ein großes Kontingent in und um Mongomo.«
»Wir sollten uns lieber auf den Weg machen, solange das Glück auf unserer Seite ist«, meinte er.
»Was wird aus Miles?«
»Er weiß, dass wir aufbrechen wollen. Ich möchte nicht bis nach Sonnenaufgang warten.«
Munroe seufzte und ließ sich wieder auf die Pritsche sinken. Wenn Bradford nicht beim ersten Anzeichen der Dämmerung auftauchte, würde sie nach ihm suchen. Seitdem die Lösung des Rätsels klar war und sie einen Racheplan ausgearbeitet hatte, kam es nicht mehr in Frage, ihn zurückzulassen. Sie blieb liegen und döste, bis der schwarz gefärbte Himmel langsam dunkelblau wurde und sie wusste, dass der Tag anbrach – nicht, weil sie draußen nachgesehen hätte, sondern allein durch ihre innere Uhr.
Auf der anderen Seite des Mittelgangs holte Beyard tief Luft und richtete sich auf. »Bist du wach?«
»Leider.«
»Wir müssen los.«
Manuel schlief im Freien vor dem Lastwagen auf einer Matte. Während Beyard ihn aufweckte und mit ihm zusammen Vorbereitungen für die Abfahrt traf, starrte Munroe in den Wald, dem heller werdenden Himmel entgegen. »Gib mir eine halbe Stunde«, sagte sie. »Mal sehen, ob ich Miles finde. Ich will hier wirklich nicht ohne ihn weg.«
Da erklang vom Dach des Lastwagens Bradfords Stimme: »Nicht nötig.«
Munroe machte die Fahrertür auf, kletterte über das Trittbrett auf den Türrahmen, richtete sich auf und sagte, als sie Bradford zu Gesicht bekam: »Scheiße, Miles, wie lange warst du denn schon da oben?«
Er grinste nur, setzte sich auf und kam dann mit einer AKM in der einen und der Reisetasche in der anderen Hand herabgeklettert.
Noch bevor die Sonne sich über den Horizont geschoben hatte, waren sie auf der einzigen Straße nach Mbini. Manuel hatte genügend Geld bekommen, um alle möglichen Kontrollen zu bestechen, und falls alles andere schiefging, würden sie sich den Weg eben frei schießen. Unter der Plane saß Munroe mit aufgesetztem Kopfhörer auf einem Feldbett, Beyard lag auf dem anderen, und Bradford hockte auf dem Boden, ein Sturmgewehr quer auf dem Schoß. Drückende Hitze und stickige Luft. Die zurückgelegte Strecke ließ sich anhand der Zeit, der Schlaglöcher, der Stöße und der permanenten Schaltvorgänge allenfalls erahnen.
Als sie knapp zwei Stunden unterwegs waren, richtete Munroe sich auf und legte die Fingerspitzen an die Kopfhörer. »Wie weit ist es noch bis zur Küste?«
»Eine Dreiviertelstunde, mit ein bisschen Glück«, sagte Beyard.
Sie erhob sich und griff nach einer Kevlarweste. »Das wird knapp. Sie haben einen Tipp bekommen. Ein Konvoi ist von Bata aus die Küste runter nach Mbini unterwegs.« Sie ließ Ersatzmagazine in ihre Taschen gleiten und warf Beyard die zweite Weste zu. »Tut mir leid, Miles, aber wir haben bloß zwei dabei. Die haben wir besorgt, bevor wir wussten, dass du mitkommst.
Er nickte und tätschelte die Waffe in seinem Schoß. »Hab schon Schlimmeres erlebt.«
Der Lastwagen wurde langsamer. Munroe stellte sich auf den Tisch im vorderen Teil der Pritsche und schnitt mit Beyards Messer oberhalb einer Metallstrebe ein Loch in die Plane. Ein Stück weiter vorn hatten vier heruntergekommen wirkende Soldaten eine Straßensperre errichtet. Sie gab Beyard entsprechende Zeichen, und als der Lastwagen zitternd zum Stehen kam, legte sie den Lauf ihrer Waffe auf die Strebe und behielt den näher kommenden Kommandeur der Einheit im Visier.
Das Gespräch zwischen dem Kommandeur und Manuel begann als lockeres Geplänkel, doch als der Soldat anfing, den
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