Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
Lastwagen zu untersuchen, und Manuel ihm Geld dafür anbot, es nicht zu tun, wurde der Ton schnell schärfer. Zwei Männer näherten sich dem Heck des Lasters, und Munroe gab auch diese Information an die anderen weiter. Beyard und Bradford verlagerten ihre Position. Die Stimmen beim Führerhaus wurden lauter. Zweifellos spielten da auch die letzten Meldungen aus Mongomo eine Rolle.
Munroe legte den gekrümmten Zeigefinger an den Abzug. Die Besatzung eines Kontrollpunktes auszulöschen war nicht gerade ideal, aber wenn es sein musste, um die Küste zu erreichen, dann musste es eben sein. Manuel streckte ein Bündel Geldscheine zum Fenster hinaus, und sie wartete ab. Der Kommandeur starrte auf das Bündel und nahm es nach kurzem Zögern an. Er rief seinen Männern etwas zu, und wenige Augenblicke später setzte der Lastwagen sich wieder in Bewegung.
Munroe blieb auf dem Tisch stehen, beobachtete die Straße und die Landschaft, wo der Regenwald längst schon abgeholzt war. Zum Teil waren Büsche, Sträucher und kleine Bäume bereits dabei, das Gebiet zurückzuerobern. Sie schnüffelte die Luft, nahm den Salzgeruch wahr und wusste, dass es nicht mehr weit war. Bevor sie das Stadtgebiet erreicht hatten, bogen sie auf einen ausgefahrenen Waldweg ein und schlugen einen Bogen nach Süden in Richtung Meerufer. Sie gelangten auf eine Lichtung mit fester, sonnenverbrannter Erde, rund zweihundert Meter vom Strand und einigen Häusern entfernt. Über den Blättern waren rostrote Dächer zu erkennen, und hinter den Häusern rauschte das Wasser. Wenn das Boot wie abgesprochen bereitlag, hatten sie in fünf Minuten das Festland hinter sich.
Der Lastwagen hielt an. Munroe warf sich eine Reisetasche über die Schulter und kletterte in die Sonne hinaus. Beyard ging zum Führerhaus und begann eine kurze, gedämpfte Unterredung mit Manuel. Munroe schnappte ein paar hastige Anweisungen auf. Beyard drückte dem Fahrer einen dicken Beutel in die Hand, und nach einem zustimmenden Nicken huschte Manuel davon und schlug sich in die Büsche.
Anschließend kam Beyard zurück und gab Munroe den Transponder und einen Schlüssel. »Ich brauche fünf Minuten, um die Nummernschilder zu wechseln«, sagte er und deutete auf einen Fußweg, der vom Parkplatz zu einem der Häuser führte. »Die Reservekanister stehen da drin. Du wirst das Boot erkennen. Kannst du es fertig machen?«
»Lass doch«, sagte sie und versperrte ihm den Weg. »Das ist es nicht wert.«
»Essa, mein Leben kann ich jederzeit aufs Spiel setzen, aber nicht das meiner Leute. Ich muss ihnen noch ein bisschen Zeit verschaffen, und wir müssen unbedingt das Boot startklar machen – aber beides gleichzeitig schaffe ich nicht.« Er glitt hinter ihr vorbei und küsste sie auf den Halsansatz. »Geh.«
Sie blieb eine Sekunde lang stehen und überlegte, dann schlug sie mit der flachen Hand seitlich an den Lastwagen. »Gehen wir«, sagte sie zu Bradford.
Er holte so viel er tragen konnte von der Ladefläche, und sie gingen gemeinsam den Pfad entlang, den Beyard ihnen gezeigt hatte.
Am Ufer lagen mehrere Boote, darunter auch ein verwittertes Langboot, das sich von den anderen durch seinen starken Außenborder unterschied. Munroe ließ die Tasche hineinfallen und warf einen Blick zurück auf den Pfad, den sie gekommen waren.
Sie konnte das Dach der Lastwagenplane erkennen. Ein Stück davon entfernt bewegte sich eine Antennenspitze direkt auf den Lastwagen zu. Sie stellte sich auf die Bugspitze des Bootes, um noch einen Meter Höhe zu gewinnen, und erkannte etwas Schwarzes, das sich mit der Antenne mitbewegte.
Mit einem Mal lief die Zeit langsamer, ihr Herz fing an zu rasen. Sie schnappte sich das nächstbeste Gewehr und rannte los. Jeder Sprung den Sandhügel hinauf war eine Qual, wie ein Sturz in die Ewigkeit.
Hinter einer Kurve kam die Lichtung in den Blick. Die Kriegstrommeln dröhnten, und die Welt verlor jede Farbe. Hinter dem Lastwagen standen schwarze Fahrzeuge und daneben neun Männer, schwer bewaffnet. Sie versperrten Francisco den Weg. Er hatte die Hände im Nacken verschränkt. Zu seiner Rechten stand der Kommandeur, der Munroe an jenem Abend auf dem Boot hatte erschießen wollen. Seine Pistole war direkt auf Franciscos Kopf gerichtet.
Francisco wandte sich Munroe zu. Ihre Blicke begegneten sich. Er lächelte. Und im Verlauf der halben Sekunde, die Munroe brauchte, um das Gewehr an die Schulter zu reißen und zu zielen, drückte der Kommandeur ab.
Eine Druckwelle jagte
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