Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
reflektierten das Neonlicht des Zimmers.
»Insgesamt zweiundvierzig«, sagte sie. »Falls Sie es genau wissen wollen.«
»Tut mir leid«, erwiderte er, hob den Blick und sah ihr in die Augen. »Normalerweise lasse ich mich nicht so schnell aus der Fassung bringen. Ich dachte …« Er verstummte.
»Ihr Dossier ist nicht ganz so vollständig, wie Sie gedacht haben«, sagte sie. Und grinste.
Er kratzte sich am Hinterkopf. »Die Männer, die uns gefolgt sind …«
Sie nickte. »Sie tragen gute Kleidung. Also weder Militär noch Polizei, das ist schon mal beruhigend. Was mich aber wundert und vielleicht sogar ein bisschen nervös macht, ist, dass sie allem Anschein nach auf uns gewartet haben. Oder aber sie verwechseln uns mit irgendjemandem.«
»Und wenn sie uns ausspionieren wollen, vielleicht um uns zu überfallen?«
Sie setzte sich auf das Bett und schaute zu ihm auf. »Ernsthaft? Ich glaube, wenn sie uns tatsächlich um unsere spärlichen weltlichen Güter erleichtern wollten, dann hätten sie die Gelegenheit genutzt, als wir ihnen den Gefallen getan haben, uns im falschen Stadtteil herumzutreiben.«
Sie unterbrach sich und stand dann auf. »Sobald ich auch nur das Geringste aufschnappe, sage ich Ihnen Bescheid, Miles, versprochen.« Mit diesen Worten öffnete sie ihre Tür und deutete mit einer Kopfbewegung nach draußen.
Das Außenministerium war in einem ältlichen Kolonialbau untergebracht, der entkernt und renoviert worden war und jetzt, nach zahlreichen Ausbesserungsmaßnahmen, irgendwie billig und schäbig wirkte. Das Gebäude besaß die Form eines kleingeschriebenen n, der Boden im Erdgeschoss war mit Fliesen belegt. Wer wollte, konnte zu Fuß oder mit dem Auto bis in den überwucherten Innenhof gelangen. Auf der linken Seite führte eine Treppe nach oben zum Büro des Ministers. Es war acht Uhr morgens.
Seine Sekretärin saß hinter einem Metalltisch, der bis auf einen schlecht gespitzten Bleistift, einen Kugelschreiber ohne Deckel und einen ausgefransten Notizblock leer war. Von ihr erfuhren sie, dass Termine immer nur für den jeweiligen Tag vergeben wurden – wer zuerst kommt, mahlt zuerst – und dass der Minister, vorausgesetzt er war überhaupt in der Stadt, sich möglicherweise sogar die Zeit nahm, die Wartenden zu empfangen. Möglicherweise aber auch nicht. Sie konnte ihnen zudem bestätigen, dass er seit gestern wieder in der Stadt war, aber sie hatte keine Ahnung, ob er heute oder morgen oder überhaupt noch einmal vorhatte, sich in seinem Büro blicken zu lassen. Dann deutete sie auf ein zerschlissenes Vinyl-Sofa und schlug vor, einfach abzuwarten.
Munroe nahm Platz, streckte die Füße weit von sich, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Ohne visuelle Ablenkung konnte sie Dinge hören, die sie sonst nicht wahrgenommen hätte: Gespräche im Hintergrund, geflüsterte Worte auf den Fluren und Bradfords ununterbrochenes Gekritzel.
Sie würde heute den ganzen Tag lang warten und morgen auch, solange es eben dauerte, in einem vernünftigen Rahmen. Hinsichtlich der Informationen, die sie aus dem Ministerium bekommen würden, gab sie sich keinerlei Illusionen hin. Es war ja nicht einmal sicher, ob das Ministerium überhaupt etwas wusste. Aber Informationen waren nicht der Hauptzweck dieses Besuchs. Von Malabo aus würde sich ihre Suche in Teile des Landes verlagern, in die Ausländer ohne Begleitung nur selten vordrangen. Ein Treffen mit dem Minister sollte dazu beitragen, jedes Misstrauen zu zerstreuen, und ihnen die Möglichkeit geben, wenn nötig seinen Namen fallen zu lassen.
Im Lauf des Vormittags kamen noch etliche andere hoffnungsvolle Besucher herein. Das Surren der Klimaanlagen durchdrang die Stille, auch wenn im Foyer, wo sie saßen und warteten, drückend heiße Schwüle herrschte, woran auch die hohen Decken nur wenig ändern konnten. Schon nach der Hälfte des Vormittages waren ihre Hemden komplett durchgeschwitzt. Um die Mittagszeit war der Minister noch immer nicht erschienen, und die Sekretärin machte sich auf den Heimweg. Den Wartenden schlug sie vor, es gegen drei oder vier Uhr vielleicht noch einmal zu versuchen.
Draußen vor dem Ministerium, zwischen ein paar im Schatten herumlungernden Männern, stand auch einer der Kerle, die ihnen gestern Abend gefolgt waren. Sie gingen an ihm vorbei, und er heftete sich an ihre Fersen. Er war im besten Fall ein Amateur, sein Schatten deckte sich beinahe mit ihrem, während er versuchte Schritt zu halten. Sie nannten ihn
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