Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
beiden Beschatter an einem spanischen Importbier nippten und gelegentlich einen verstohlenen Blick in ihre Richtung warfen. »Kennen Sie die da?«, fragte sie den Kellner.
Er folgte ihrem Blick und sagte dann, die Augen wieder auf den Tisch gerichtet: »Vielleicht wäre es besser, sie nicht zu kennen.«
Sie bestellte drei Bier von der gleichen Sorte, und nachdem der Kellner die Dosen gebracht hatte, nahm sie sie und wollte aufstehen. Bradford hielt sie am Arm fest.
»Wo wollen Sie denn hin?«, sagte er.
Munroe spürte die Wärme seiner Finger auf ihrem Arm, und die Welt um sie herum wurde grau. Sie wartete einen Augenblick, holte tief Luft, beugte sich dann zu ihm, blickte ihm direkt in die Augen und sagte mit sanfter Stimme: »Ich sage Ihnen das, weil ich Sie mag, Miles, aber wenn Sie mich noch ein einziges Mal so anfassen, breche ich Ihnen jeden Finger einzeln, das schwöre ich.«
Er zog die Hand weg. »Tut mir leid. Schlechte Angewohnheit.«
»Und um Ihre Frage zu beantworten«, flüsterte sie. »Ich möchte wissen, wer die sind und was sie wollen.« Dann stand sie auf und ging ans andere Ende der Terrasse.
Unschuldig lächelnd stellte sie sich vor den Tisch der beiden jungen Männer und sagte auf Spanisch: »Ihr seid mir unterwegs schon öfter aufgefallen.« Sie stellte die Bierdosen auf den Tisch. »Darf ich mich vielleicht auf ein Bier zu euch setzen?«
Niemand sagte ein Wort. Ohne eine Antwort abzuwarten zog sie einen Stuhl hervor, blickte den Mann, der sie am Flughafen so intensiv beobachtet hatte, neckisch an und nahm Platz. Mädchenhaft schüchtern beugte sie sich in seine Richtung und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich heiße Michael.«
Nach einem kurzen Zögern erwiderte er ihren Händedruck ebenso wie ihr Lächeln. »Nicolas.«
Er hatte kleine, dickliche Hände und einen festen Griff, trug einen schweren, goldenen Ring und eine Fendi-Armbanduhr. Sein Begleiter saß mit verschränkten Armen auf der anderen Tischseite und flüsterte ihm auf Fang ein paar warnende Worte zu. Ohne ihm eine Antwort zu geben wandte Nicolas sich wieder an Munroe und zeigte auf seinen Begleiter. »Mein Cousin Teodoro.« Sie flirtete Teodoro an, reichte ihm die Hand und sagte in süßlichem Ton: »Hast du etwa Angst vor mir?«
Die beiden Männer lachten. Es war ein nervöses Lachen, aber es war genau die Eröffnung, die sie brauchte. Sie schob jedem sein Bier entgegen, knackte den Verschluss ihrer Dose und prostete ihnen ein wenig spöttisch zu.
Sie tranken, während Munroe den beiden harmlose Fragen über das Leben in der Stadt stellte. Im Gegenzug erkundigten sie sich nach Bradford.
»Ist das dein Freund?«
Sie lächelte spielerisch. »Nein, ist er nicht.«
»Dein Mann?«
Ein Schmollmund. »Auch nicht.«
»Bist du verheiratet?«
Gehobene Augenbrauen und große Augen. »Suchst du eine Frau?«
Gelächter.
Munroe bestellte eine zweite Runde Bier. Bradford saß hinter ihr, zurückgelehnt, die Arme locker auf dem Bauch, die Beine unter dem Tisch ausgestreckt. Seine Augen waren halb geschlossen, und jeder, der ihn so sah, musste annehmen, dass er in angenehm entspannter Stimmung war. Für Munroe hingegen strahlte er nichts als gespannte Aufmerksamkeit aus. Sie beachtete ihn nicht weiter.
Bei der vierten Runde bestellte Munroe Schnaps. Sie wusste, dass die Jungs es gewöhnt waren, jedem Bier etwas Härteres folgen zu lassen. Bei Dorffesten wurden halb volle Gläser regelmäßig wieder aufgefüllt, und zwar aus der nächstbesten Flasche. So kamen krude Mischungen aus Wodka, Whiskey, Wein und anderem zustande … und genau dafür würde sie ebenfalls sorgen.
Einige Runden später lenkte Munroe das Gespräch vom Allgemeinen auf ihr Zuhause, ihre Familien. Kinder? Ja. Frauen? Nur Nicolas. Teodoro konnte sich immer noch keine leisten – besser gesagt das Brautgeld –, aber er hatte verschiedene Freundinnen und Kinder. Geschwister? Viele. Berühmte Eltern? Ein Kichern. Eines Tages vielleicht.
»Ihr sprecht Fang«, sagte sie. »Seid ihr vom Festland?«
»Ja. Aus einem großen Dorf. Einem bedeutenden Dorf.«
Sie lächelte bewundernd. »Das bedeutendste Dorf des Landes?«
Gelächter. »Selbstverständlich.«
Schock. »Aber kein Dorf kann bedeutender sein als das des Präsidenten.«
»Das ist unser Zuhause!«
Volltreffer.
Sie fragte weiter, freundlich und unaufdringlich: nach der Landschaft, den Tieren, den Stammesbräuchen, sammelte ein unschuldiges Detail nach dem anderen. So machte sie sich ein vielfältiges
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