Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
nicht willkommen sind – gefährliche Menschen aus benachbarten Ländern. Meine Männer und ich tun unser Möglichstes, um den Frieden zu bewahren. Sollten Sie sich entschließen zu bleiben, so ist das Ihre freie Entscheidung, aber Sie sollten wissen, dass wir Ihnen keinen absoluten Schutz vor solch unwillkommenen Elementen garantieren können.«
»Ich bedanke mich sehr für Ihre Freundlichkeit und Ihre Besorgnis«, erwiderte sie. »Ihr Volk kann sich glücklich schätzen, einen solchen Beschützer zu haben.« Sie drehte sich um, und nachdem Bradford zusammen mit ihr hinausgeschoben worden war, fiel die Tür ins Schloss.
Der Rückweg zum Hotel hätte zu Fuß keine zehn Minuten gedauert, doch Munroe winkte sich ein Taxi heran. Bradford runzelte fragend die Stirn, aber sie gab keine Erklärung ab. Auf der ganzen Fahrt sagte sie kein einziges Wort, saß mit zurückgelegtem Kopf da, starrte vor sich hin, und auch Bradford blieb stumm.
Im Hotel angekommen steuerte sie ohne Umwege ihr Zimmer an und hätte wortlos die Tür hinter sich zugemacht, wenn Bradford sie nicht daran gehindert hätte. »Michael, ich möchte wirklich gern wissen, was da gerade passiert ist.« Sie zögerte einen Augenblick, dann hielt sie ihm die Tür auf.
Er setzte sich auf den Stuhl neben ihrem Bett, und sie stellte sich an die gläserne Balkontür. »Ich habe nicht einmal die Hälfte von dem kapiert, was sich da drin abgespielt hat«, sagte er. »Was hat er Ihnen gegeben?«
Sie starrte immer noch hinaus ins Nichts. »Emilys Sterbeurkunde.«
Stille legte sich über das Zimmer. Es dauerte einen Moment, dann wandte Munroe sich zu Bradford um. Seine Schultern waren nach vorne gesackt, und er hatte den Kopf in die Hände gestützt. Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, dann richtete er sich auf. »Dann ist sie also wirklich tot?« Sein Gesicht wirkte hart und ausdruckslos. »Ich hätte nie gedacht, dass wir diese Nachricht so formlos bekommen würden.«
Munroe drehte sich wieder in Richtung Balkon. »Dieses Stück Papier ist völlig wertlos. Glauben Sie mir, wenn nur die leiseste Möglichkeit bestünde, dass dieses Dokument irgendetwas bedeutet, ich würde auf der Stelle von hier verschwinden … Auftrag erledigt, Ziel erreicht. Dann bräuchte ich nur noch meinen dicken Bonus kassieren, weil ich eindeutige Beweise über das Schicksal von Emily gefunden habe.« Sie wandte sich zu Bradford. »Nein, die Suche ist jetzt einfach nur ein bisschen gefährlicher und sehr viel komplizierter geworden.«
»Ich zweifle Ihr Urteil keineswegs an«, sagte er. »Wenn Sie es für möglich halten, dass sie noch am Leben ist, dann halte ich mich gerne an diesem Strohhalm fest, aber ich habe wirklich keine Ahnung, was Sie mit alledem bezwecken.«
Munroe setzte sich aufs Bett und öffnete den Umschlag. »Damit fangen wir an«, sagte sie, »auch wenn das Ding so viele Fehler hat, dass man kaum weiß, wo man anfangen soll.« Sie biss sich auf die Lippe und fixierte das Dokument aus zusammengekniffenen Augen. »Zunächst einmal, das Papier an sich.« Sie hielt es in die Höhe, damit er das Muster an den Seitenrändern und die Einzelheiten der Überschrift erkennen konnte. »Sehen Sie die Zahl da am oberen Rand? Das ist 5000-CFA-Papier – der Regierung vorbehalten. Es muss beim Finanzministerium käuflich erworben werden.«
Er zeigte keinerlei Regung.
»Immer, wenn die Leute ein offizielles Dokument brauchen, müssen sie so ein Blatt Papier kaufen und es dann zu der Behörde bringen, von der sie etwas wollen. Sie wollen Waren über den Hafen ins Ausland exportieren? Die Genehmigung wird auf Regierungspapier gedruckt. Sie brauchen eine Geburtsurkunde? Regierungspapier. Eine Zulassung für Ihr Auto? Regierungspapier.« Sie gab ihm das Blatt. »Irgendjemand hat das hier beim Finanzministerium gekauft und auf die Polizeiwache gebracht. Und ich bezweifle stark, dass dieser Jemand der kleine Angestellte mit seinen fünfzig Dollar im Monat war, der das Ganze abgetippt hat.«
»Dann behaupten Sie also, dass jeder, der ein offizielles Dokument beantragt, selbst das Papier dafür besorgen muss?«
»Ganz genau«, sagte sie. »Was uns direkt zu der nächsten haarsträubenden Unstimmigkeit führt: Eine Sterbeurkunde besitzt hier in diesem Land keinerlei Bedeutung. Niemand hat eine oder braucht eine. Wenn in einem Dorf jemand stirbt, gibt es weder eine Obduktion noch einen Polizeibericht und ganz bestimmt niemanden, der die ›Todesursache‹ bestimmen will. Es gibt
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