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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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»aber es wird dich nicht umbringen.«
    Waldratte, Affenfleisch, ganz egal – sie hatte auf jeden Fall schon Schlimmeres gegessen. Er saß ihr gegenüber und sah ihr beim Essen zu. Als sie fertig war, räumte er den Teller ab und stellte ihn in die Spüle. »Wann hast du das letzte Mal was gegessen?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Vielleicht gestern Abend.«
    Er deutete mit einer Kopfbewegung auf ihren Arm. »Was ist da passiert?«
    »Bin betäubt, zusammengeschlagen und angeschossen worden. Eigentlich wollten sie mich im Meer versenken, aber ich bin lieber selber gesprungen … offiziell bin ich tot.«
    Er lehnte sich gegen die Spüle, die Arme vor der Brust verschränkt, den einen Fuß über den anderen gelegt, und starrte sie schweigend an, nur den Hauch eines Lächelns im Gesicht. Er schüttelte fast unmerklich den Kopf, ging dann zum Kühlschrank und holte zwei Bier heraus. Nachdem er ihr das eine gereicht hatte, kniete er sich neben sie und nahm ihren linken Arm in die Hand. Er wickelte die blutverschmierte Binde von der Wunde und drückte sanft auf die Ränder. Sie zuckte zusammen. Er legte ihr die Hand auf die Stirn. »Du hast Fieber«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Die Kugel muss raus. Ich habe hier noch irgendwo eine Flasche Black Label. Die kannst du wahrscheinlich gebrauchen.« Sie gab ihm die ungeöffnete Bierflasche zurück.
    Er holte den Whiskey, nahm ein Glas aus dem Regal und drückte ihr beides in die Hand. »Wie lange haben wir uns nicht gesehen?«, sagte er dann. »Zehn Jahre?«
    »Neun.«
    »Neun Jahre. Das ist eine lange Zeit. Du siehst übrigens gut aus.«
    »Du auch.«
    Er stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd und ging erneut nach draußen. Als er wenige Minuten später wiederkam, hatte er ein kleines Werkzeugbesteck aus Metall in der Hand, das zusätzliche Erinnerungen an die Oberfläche brachte. Er ließ ein paar der Instrumente in das kochende Wasser fallen.
    Etliche Minuten später holte er eine spitze, scharfe Klinge aus dem Topf. Sie erinnerte stark an ein Skalpell. »Es ist lange her«, sagte er und legte das Werkzeug zusammen mit etlichen anderen Gegenständen auf ein Tuch, das er auf dem Tisch vor ihr ausgebreitet hatte. »Vertraust du mir?«
    Sie goss sich einen großen Schwall Whiskey in den Mund und schluckte. »Ich habe dir immer vertraut, Francisco.«
    »Unangebrachtes Vertrauen kann etwas sehr Gefährliches sein.«
    Sie nahm noch einen Schluck und dann noch einen dritten. »Soll das eine Warnung sein?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es ist viel Zeit vergangen, Essa. Du hast dich verändert. Ich habe mich verändert.«
    Der Schuss hatte sie getroffen, als sie kopfüber ins Wasser gestürzt war. Daher war die Kugel auf der Innenseite des Oberarms eingedrungen und Richtung Ellbogen gewandert. Der Alkohol dämpfte den Schmerz, als Beyards Klinge in den Muskel eindrang, aber als er anfing, die Kugel zu entfernen, nützte auch das nichts mehr. Sie wollte schreien, wollte ihn schlagen, beherrschte sich aber. Beyard entfernte die Kugel und hielt sie ins Licht, untersuchte sie gründlich, bevor er sie vor ihr auf das Handtuch legte. »Ein Souvenir, vielleicht«, sagte er. Während er die Wunde mit Wasserstoffperoxyd reinigte, kippte sie noch ein Glas Whiskey hinunter.
    »Du hast richtig Glück gehabt, weißt du das?« Er stach eine Nadel durch ihre Haut und führte den ersten Stich quer über die offene Wunde.
    Sie biss die Zähne zusammen. »Wieso denn?«
    »Weil du mich hier gefunden hast.« Er sah konzentriert aus, während der nächste stechende Schmerz wie ein Dolch ihren Hals entlangjagte. »Ich bin gar nicht so oft da. Eigentlich wollte ich heute Abend bloß ein paar Vorräte abladen und dann für einen Monat unterwegs sein. Ich hatte nicht mal vor, hier zu übernachten. Was hättest du gemacht, wenn du mich nicht angetroffen hättest?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie mit zitternder Stimme, während er die nächste Naht setzte. »Wahrscheinlich hätte ich so lange wie möglich gewartet, mir einen Spiegel genommen und das gemacht, was du gerade machst, deine Vorräte aufgegessen, dir einen Schuldschein hinterlassen und mich dann irgendwie zu Fuß nach Malabo durchgeschlagen.«
    Beyard lachte unwillkürlich, und sie zuckte zusammen, als er die Hand bewegte. »Ich schätze mal, tief im Inneren wirst du dich nicht allzu sehr verändert haben.«
    »Du etwa?«
    Er wurde wieder ernst und vollendete den letzten Stich. »Solange es sich nicht entzündet, dürfte alles in Ordnung

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