Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)
gefolgt, aber natürlich kann es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sein, dass der Bootsmann etwas ausplaudert, wenn er wieder zu Hause ist, und dass das Gerücht die Runde macht und irgendwann auch nach Malabo gelangt.«
»Und diese … wie hast du gesagt? Ahnung. Was ist das für eine Ahnung?«
»Ich bin beauftragt worden, eine junge Frau zu suchen, die vor vier Jahren verschwunden ist. Die Informationen, die ich bisher gesammelt habe, deuten auf den Grenzübergang bei Mongomo hin, zwischen Äquatorialguinea und Gabun. Wir waren zu zweit. Mein Auftrag bestand darin, das Mädchen zu suchen, mein Partner sollte dafür sorgen, dass ich nicht in Schwierigkeiten gerate … hat ja nicht allzu viel genützt. Ich habe keine Ahnung, was mit ihm passiert ist.« Sie unterbrach sich und nippte bedächtig an ihrem Kaffee. »Wir sind seit unserer Ankunft in Malabo beschattet worden und standen, wenn wir in der Stadt unterwegs waren, ständig unter Beobachtung.«
»Du hast in Malabo herumgeschnüffelt?«
»Ja.«
»Großartig.« Er unternahm nicht einmal den Versuch, seinen sarkastischen Unterton zu verhehlen.
»Es wird noch besser«, sagte sie. Er hob die Augenbrauen. Mühsam zog sie den Gürtel unter ihrer Hose hervor. Ihre Gliedmaßen waren steif, und der ganze Körper tat ihr weh. Sie öffnete den Ziploc-Beutel und holte Emilys Sterbeurkunde heraus. Während er das Dokument eingehend betrachtete, sagte er: »Und du sagst, sie ist in Mongomo verschwunden?«
»Oder in der näheren Umgebung, glaube ich zumindest. Aber sicher bin ich mir erst, wenn ich selber da war und eindeutige Beweise gefunden habe.«
»Und den Wisch hier hast du in Malabo bekommen?«
»Ja, vom Polizeichef. Er hat einen seiner Männer gerufen und mir diesen Zettel geben lassen. Danach hat er mir empfohlen, nach Hause zu fahren.«
»Eine versteckte Drohung.«
»So versteckt nun auch wieder nicht.«
Beyard starrte auf das Blatt Papier und las es ein zweites Mal durch. Er zog die Augenbrauen zusammen. »Und was springt für dich dabei raus?«
»Eine Menge Kohle«, erwiderte sie.
Beyard rückte ein Stück zurück. »So läuft das hier normalerweise nicht. Dass man auf die Polizeiwache geschleift und verhört wird, ja. Folter, ja. Im Black Beach Prison zusammengeschlagen werden und verhungern, ja. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand auf ein Boot verschleppt und im Meer versenkt worden ist. Was waren das für Männer?«
»Da bin ich mir unschlüssig. Sie waren in Zivil, und ihre Sprache habe ich noch nie gehört.«
»Die Präsidenten-Garde?«
»Ich spreche arabisch.«
»Angolaner?«
»Kann sein. Sie waren mit Makarovs bewaffnet, auch wenn das den Kreis der Verdächtigen nicht entscheidend einschränkt.«
Erneut starrte er auf die Sterbeurkunde und schob sie dann zurück in den Plastikbeutel. »Und du sagst, sie hatten das Ding schon für dich vorbereitet?«
»Mehr oder weniger, ja.«
Die tiefen Falten auf seiner Stirn blieben.
»Ich bin mir ganz sicher, dass das alles mit meiner Suche nach diesem Mädchen zusammenhängt.«
»Dann hör auf zu suchen«, sagte er. »Das wäre die einfachste Möglichkeit, um am Leben zu bleiben.«
»Das kann ich nicht.«
»Wieso nicht?«
Eine verdammt gute Frage: Wieso nicht? Sie blickte ihm direkt in die Augen und sagte: »Ich kann einfach nicht.«
Er schnaubte kurz. »Vielleicht haben wir ja später noch Zeit für intellektuelle Haarspaltereien.« Er stand auf. »Wenn das bis in die Hauptstadt vordringt, dann kommen die hierher, und dann dauert es auch nicht lange, bis sie nach mir suchen. Mein Schiff liegt ungefähr einen Kilometer weiter die Küste hoch. Sobald es dämmert, brechen wir auf.« Er drehte sich um und starrte sie an, dann ging er in die Hocke, sodass ihre Augen sich auf gleicher Höhe befanden. »Jeden anderen hätte ich höchstpersönlich den Behörden ausgeliefert, Vanessa, und dann bei der Hinrichtung zugeschaut. Ich habe dich schon einmal verloren, und mir brennen viel zu viele unbeantwortete Fragen auf der Seele, als dass ich das noch einmal zulassen könnte … zumindest noch nicht so schnell.«
»Ich bin bereit, dich gut zu bezahlen.«
Er schüttelte langsam den Kopf und schenkte ihr erneut dieses schiefe Lächeln. »Und wie, genau, hast du dir das vorgestellt, wo du doch zu mir gekommen bist, weil du kein Geld und auch sonst nichts von Wert hast, womit du handeln kannst?«
»Ich hatte von Anfang an vor, dich zu besuchen, sobald mein Auftrag erledigt war, Francisco. Nicht, um
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