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Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition)

Titel: Mission Munroe - Die Touristin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taylor Stevens
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ihre Adern. Sie wartete. Lauschte. Und schob sich dann zentimeterweise auf den Seitenrand des Schiffes zu, blickte hinaus und entdeckte ein zweites Zodiac, ohne Besatzung. Sie stieß einen unterdrückten Fluch aus. Der Kommandant und seine Männer kannten den Kutter, wussten genau, was wo war, das hatte sie an der Art und Weise, wie sie Beyard begegnet waren, erkannt. Das hier war keine Warenübergabe auf hoher See, das war eine Entführung, verdammte Scheiße. Das Cockpit und der Frachtraum mit der Waffenladung, das waren die Ziele der Entführer.
    Beyard war ebenso von Deck verschwunden wie der Kommandant. Auf dem Schiff herrschte gespenstische Ruhe. Munroe holte einmal tief Luft, vergegenwärtigte sich die Positionen der einzelnen Crew-Mitglieder, kniete sich hin und zog die Stiefel aus. Die Kälte des metallenen Schiffsrumpfes floss von ihren Zehen sofort bis in jeden einzelnen Knochen. In dieser Nacht würde es kein Unentschieden geben, keinen Waffenstillstand. Sollte das Schiff in die Hände der anderen fallen, würden sie und die Besatzung hingerichtet werden. Sollte ihnen die Verteidigung gelingen, musste der Feind sterben. Das war die kalte Realität: So oder so würde das Meer seine Toten fordern. Munroe richtete sich auf, und ihre nackten Füße versetzten der wilden Euphorie, die sie angesichts der bevorstehenden Jagd gepackt hatte, einen zusätzlichen Schub.
    Achtern ertönte eine erneute Gewehrsalve, gefolgt vom schallgedämpften Klack des Präzisionsgewehrs. Munroe drückte sich gegen die Wand und schob sich in Richtung Vordeck, wo Wheal gewesen war. Noch ein Zischen aus dem Scharfschützengewehr, gefolgt von einem dumpfen Aufprall, dann ein Schusswechsel.
    Stille. Munroe huschte um die Ecke. Wheal, in geduckter Haltung, sah sie, zeigte nach vorne und streckte drei Finger in die Höhe. Sie nickte und machte eine Messergeste. Er schob ihr eines zu, und sie schlich sich wieder zurück. Mit der Klinge zwischen den Zähnen ließ sie sich an der Seitenwand des Kutters hinab.
    Die Zodiacs waren unbemannt, ob aus Dummheit oder Überheblichkeit ließ sich nicht sagen. Jedenfalls würde dieser Fehler sie teuer zu stehen kommen. Sie stach das Messer in die robuste Schlauchhülle des ersten Bootes, ohne die Silhouette des keine dreihundert Meter entfernten feindlichen Schiffes aus den Augen zu lassen. Das Zodiac klappte zusammen, fasste Wasser und sank, während das Geisterschiff Wache stand und, daran hatte sie keinen Zweifel, auf ein Signal zum Näherkommen wartete. Munroe schlitzte auch das zweite Schlauchboot auf, huschte die Leiter hinauf und schlich sich an Deck. Dabei musste sie nicht nur den feindlichen Angreifern aus dem Weg gehen, sondern auch den durch die Besatzungsmitglieder abgedeckten Todeszonen.
    Eine Salve aus einer Maschinenpistole traf auf die Treppe, die hinauf ins Cockpit führte. Es folgte Gegenfeuer, Stille und dann ein weiterer dumpfer Aufprall. Lupo, versteckt und mit einem Nachtsichtgerät ausgestattet, besaß im Augenblick noch einen Vorteil gegenüber den Angreifern. Aber wie viele waren es? Das war die Frage.
    Munroe glitt mittschiffs zu einer Luke. Sie wollte von Deck verschwinden, um nicht doch noch ins Kreuzfeuer zu geraten. Die Luke führte in den Frachtraum, zum einzigen Ort, an den sich Beyard zurückgezogen haben konnte. Sie ließ sich in den nasskalten Bauch des Schiffes gleiten und von der Schwärze verschlucken. Ohne Orientierung und ohne etwas zu sehen, ließ Munroe die Finger am Geländer entlangstreichen, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
    Das Gefühl, dass da noch jemand war, kam schließlich nicht von vorne, wie sie erwartet hatte, sondern von hinten. Ein Atemhauch, so sanft, dass die Härchen an ihrem Arm zu Berge standen. In einer einzigen, fließenden Bewegung schwang sie sich über das Geländer und klammerte sich daran fest, während ein Hauch von Körpergeruch und Seife, Zigaretten und Bratfett an ihr vorüberzog. Es war unmöglich, seine Größe oder gar die genaue Entfernung zu bestimmen, sodass ein überraschender Messerangriff sinnlos war. Aber es gab ja noch die Legenden und den Aberglauben. Hier in der Dunkelheit waren sie eine Waffe.
    Ohne ihre Position in Relation zu den übrigen Gegenständen im Frachtraum oder die genaue Fallhöhe abschätzen zu können, hing Munroe an der untersten Geländerstrebe, drehte sich um, sodass sie die gegenüberliegende Wand anschaute, und zischte mit viel zu hoher Stimme und starkem Pidgin-Akzent: »Wer wagt es,

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