Mission Sphinx: Thriller
unwichtig.«
Halder seufzte, ging zum Fenster und warf einen Blick durch die Vorhänge. An allen Fenstern gegenüber waren die Läden geschlossen, und unten im Cafe war es noch immer voll. Er ließ den Vorhang los. »Auf gewisse Weise hast du wohl recht. Aber für mich ist es trotzdem nicht unwichtig.«
»Warum?«
»Weil ich dich immer noch liebe. Daran hat sich nichts geändert.«
Rachel antwortete nicht. Sie schlang die Arme um ihren Körper, als ob ihr plötzlich kalt wäre, und setzte sich aufs Bett.
Halder sah sie an. »Kann ich dir etwas erzählen?« Er machte eine kurze Pause und fuhr fort: »Als meine Frau gestorben ist, war das einzige, was mich in dieser Welt des Wahnsinns am Leben erhielt, mein Sohn. Aber ich habe auch oft an dich gedacht und mich gefragt, was wohl aus dir geworden ist, ob du noch am Leben wärst oder tot. Vielleicht habe ich gehofft, daß wir uns einmal wiedersehen und daß ich dann den Mut haben würde, dir zu sagen, was ich für dich empfinde.« Er drückte die Zigarette aus, und sein Gesicht zeigte plötzlich Bitterkeit. »Was meinen Sohn Paul angeht, so habe ich die Hoffnung aufgegeben, daß ich ihn je wiedersehen werde. Wer weiß, vielleicht ist er schon längst tot.«
Seine Stimme klang unendlich traurig, und plötzlich war er nicht mehr der tollkühne Draufgänger. Er war ein gebrochener Mann, als er sich nun abwandte. Rachel kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du kannst jetzt nicht aufgeben, Jack. Nein, das darfst du einfach nicht.«
»Du verstehst das nicht. Es gibt keinen Ausweg. Und es hat keinen Sinn, sich weiterhin etwas vorzumachen.«
»Das ist nicht wahr. Gemeinsam werden wir einen Weg finden.«
»Ich würde unsere Chancen nicht zu hoch einschätzen, nicht nach allem, was passiert ist.«
Sie legte ihm jetzt beide Hände auf die Schultern. »Sieh mich an, Jack. Wir schaffen es. Das mußt du einfach glauben.«
Er holte tief Luft und faßte sich wieder. »Du hast recht. Es tut mir leid.«
»Du hast Harry immer noch gern, nicht wahr? Obwohl ihr euch als Gegner gegenübersteht. Als du auf ihn gezielt hast vor dem Bahnhof, ist es dir da einen Augenblick lang in den Sinn gekommen, daß du ihn vielleicht erschießen müßtest?«
»Natürlich. Doch ich hätte es nicht fertiggebracht.« Halder erschauerte. »Aber es macht mir Sorgen, daß es vielleicht einmal soweit kommt, daß wir uns mit dem Finger am Abzug gegenüberstehen. Wissen wir wirklich, wie wir dann reagieren werden, wenn die Lage verzweifelt ist? Aber eines weiß ich sicher: Wenn ich Harry töten müßte, nur um mein eigenes Leben zu retten, dann weiß ich nicht, ob ich das könnte. Meinen besten Freund zu töten, der wie ein Bruder für mich war, das ist eine Situation, in die ich niemals geraten möchte. Niemals!«
Rachel zögerte und sah ihn an. »Was du über mich gesagt hast, als du mich das erste Mal gesehen hast, daß du wie vom Donner gerührt warst. Hast du das wirklich so empfunden?«
»Ja, wirklich. Aber du weißt ja, Harry hat dich auch geliebt.
Und er war mir so wichtig, daß ich unsere Freundschaft nicht dadurch zerstören wollte, indem ich als erster mit dir spreche und dir sage, wie es um mich steht. Deswegen haben wir damals beide zusammen mit dir gesprochen an unserem letzten gemeinsamen Abend auf der Veranda, und dich gefragt, ob du einen von uns beiden liebst. Es ging darum, daß wir fair zueinander sein wollten. Deswegen haben wir dir die Entscheidung überlassen. Aber dann warst du fort, und es war vorbei. Nur daß sich für mich seitdem nichts geändert hat - ich empfinde immer noch das gleiche. Du weißt ja, was man sagt.
Du kannst eine Vase zerbrechen, aber der Duft der Blumen wird nie ganz verfliegen.« Er sah ihr in die Augen. »Und was ist mit dir? Hast du überhaupt einen von uns geliebt, damals? Sag mir die Wahrheit!«
Rachel zögerte und antwortete nicht. Sie war den Tränen nahe und völlig verwirrt. Dann berührte sie mit den Fingern seine Lippen. »Selbst wenn es nur für eine ganz kurze Zeit ist, möchte ich glücklich sein in einer Welt, die verrückt geworden ist. Küß mich, Jack.«
Er sah sie an. Eine einzige Träne rollte ihr die Wange hinunter. In seinen Augen blitzte eine gewaltige Leidenschaft auf, die tief aus seinem Inneren kam, und er küßte sie heftig auf den Mund. Sie erwiderte seinen Kuß, und er zog ihr das Handtuch weg. Seine Lippen berührten sanft ihren Hals, ihre Ohren, ihre Schultern. Seine Hände glitten über ihre Brüste und
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