Mission Sphinx: Thriller
den Lauf nah an die Kette der Handschellen.
»Drück ab«, drängte sie Weaver.
Sie tat es, und der laute Knall zerriß die Stille. Die Kugel zertrümmerte die Kette, schlug in den Boden ein und wirbelte eine Staubwolke auf. Weaver stand auf und rieb sich die Handgelenke. Die jetzt getrennten Metallreifen kratzten noch immer unangenehm. »Hast du den Drahtschneider?«
»Nein, aber da sind eine Säge und ein paar Werkzeuge in einer Kiste im Kofferraum.«
»Das wird reichen. Gib mir die Autoschlüssel. Ich fahre ein Stück zurück, da finden wir sicher ein Taxi für dich -«
»Dafür ist jetzt keine Zeit. Außerdem fahre ich mit dir.«
»Du hast mit dieser Sache doch gar nichts zu tun, Helen, also sei kein Narr. Du riskierst jetzt schon, daß sie dich vor ein Kriegsgericht stellen. Ich werde nicht zulassen, daß du auch noch dein Leben in Gefahr bringst… «
In ihrer Stimme lag plötzlich eine eiserne Entschlossenheit, als sie sagte: »Wenn du glaubst, daß ich mir nach all dem den letzten Akt entgehen lasse, dann irrst du dich gewaltig, Harry Weaver.« Sie fand das Werkzeug im Kofferraum, warf es auf den Rücksitz und stieg wieder ein. »Los, steig ein. Ich fahre.«
Shabramant 0.30 Uhr
Sanson befahl dem Konvoi, fünfhundert Meter vor dem Eingang zum Flugplatz anzuhalten. Alle Fahrzeuge hatten das Licht bereits zwei Meilen vorher abgeblendet, damit sie nicht gesehen wurden. Er stieg aus und sah sich den Flugplatz an, so gut das im Mondlicht ging. Mit Mühe erkannte er einige Hütten und zwei Hangars. Es gab keinen richtigen Zaun, nur Stacheldraht, der keine zwei Meter hoch war. Hinter dem Flugplatz erstreckte sich nichts als eine leicht gewellte karge Wüstenlandschaft mit festen Sanddünen, ein paar Grasbüscheln und hier und da einer Palme.
Er rief den Major herbei. »Wählen Sie zwei Ihrer besten Männer, und schicken Sie sie als Kundschafter voraus.
Außerdem brauche ich einen Funker hier.«
»Jawohl, Sir.« Ein paar Minuten später kam der Major mit einem Funker und zwei Sergeants zurück. »Das sind meine besten Männer, Sir.«
Sanson gab ihnen Anweisungen. »Ich möchte, daß Sie den Flugplatz auskundschaften. Sehen Sie nach, ob irgend etwas auffällig ist. Halten Sie besonders Ausschau nach drei amerikanischen Lastwagen. Und passen Sie um Himmels willen auf, daß Sie niemand sieht. Das würde alles verderben. Also, schwärzen Sie sich die Gesichter und machen Sie sich auf den Weg, so schnell Sie können.«
Die Männer schmierten sich die Gesichter mit dem Achsenfett eines Lastwagens ein und verschwanden in der Dunkelheit.
Sanson sagte zum Funker: »Nehmen Sie Kontakt mit dem Hauptquartier der Royal Air Force auf. Jedes unidentifizierte Flugzeug, das in den Luftraum über Kairo eindringt, muß sofort überprüft werden. Es könnte sich um feindliche Eindringlinge handeln. Und ich will ein paar Nachtkampfflugzeuge, die den Flugplatz überwachen. Auf gar keinen Fall darf irgend jemand hier landen.«
0.45 Uhr
»Und?« fragte Sanson, als die Kundschafter zurückkamen.
»Es sieht alles ruhig aus, Sir«, sagte einer der beiden. »Am Haupteingang stehen zwei Wachtposten.«
»Ist Ihnen irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Eigentlich nicht, Sir. Alles sieht ziemlich normal aus. Aber wir haben drei amerikanische Lastwagen gesehen, die direkt hinter dem Eingangstor geparkt sind.«
Sanson reagierte sofort und wandte sich an den Major. »Wir gehen rein. Rufen Sie die Männer zu einer kurzen Einweisung zusammen. Ich will sicher sein, daß sie die Beschreibungen der Personen haben, hinter denen wir her sind, besonders von Salter, Halder und der Frau.«
63
Shabramant 0.50 Uhr
Als Weaver an der Kreuzung von Shabramant ankam, sah er im Licht der Scheinwerfer die deutlichen Reifenspuren mehrerer Fahrzeuge. Entsetzt starrte er sie an und schlug wütend auf das Armaturenbrett. »Verdammt! Es sieht ganz so aus, als ob Sanson seine Verstärkung bekommen hätte und schon zum Flughafen weitergefahren ist.«
»Und was jetzt?«
»Fahr weiter, so schnell du kannst.«
1.00 Uhr
Sie schütteten Hassan einen Eimer Wasser über den Kopf und zerrten ihn ins Büro. Sein Gesicht war blutverschmiert von der Wunde am Kinn.
Er war noch immer benommen von dem Schlag auf den Kopf, aber als er Dorn leblos in der Ecke des Zimmers liegen sah, war er plötzlich hellwach.
»Der Junge hat einfach nicht mitmachen wollen«, sagte Salter mürrisch. »Ich hoffe, du bist klüger. Sonst wird es dir genauso ergehen, oder
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