Mission Sphinx: Thriller
ist sie, Walter? Wo kommt sie her?«
Schellenberg zündete sich eine weitere Zigarette an. »Ist das zu diesem Zeitpunkt wirklich noch wichtig?«
»Wenn jemand bereit ist, in einem solchen
Himmelfahrtskommando sein Leben aufs Spiel zu setzen, dann ist er entweder ein Fanatiker oder ein Narr. Warum sollte sie sich darauf einlassen?«
Schellenberg lächelte dünn. »Weil wir in einer verzweifelten Lage stecken. Und sie ist eben eine Patriotin.«
Canaris sah ihn skeptisch an. »Etwas in deinem Gesicht sagt mir, daß da mehr dahintersteckt.«
»Du suchst immer nach einem übergeordneten Motiv, nicht wahr, Wilhelm? Du hast sogar recht damit.« Schellenberg zog an seiner Zigarette und seufzte. »Also gut, ich werde dir einen Namen nennen: General Peter Ulrich. Sagt dir das etwas?«
Canaris nickte. »Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber er soll ein sehr angesehener Offizier der Wehrmacht sein.
Ein mutiger und ehrenhafter Mann, der vielfach ausgezeichnet worden ist.«
»Er ist außerdem der Vater von Rachel Stern. Und kein angesehener Offizier mehr, sondern einer von diesen wahnsinnigen, verräterischen Verschwörern, die ein Attentat auf den Führer geplant hatten. Als ich ihn das letzte Mal in seiner Zelle im Gestapo-Hauptquartier besucht habe, war er tatsächlich ziemlich verrückt. Die Einzelhaft scheint ihm sehr zugesetzt zu haben.«
»Der - der General ist verhaftet worden?« stammelte Canaris.
»Das letzte, was ich gehört habe, war, daß sie Ulrich an die russische Front versetzt haben.«
»Ich fürchte, es ist viel schlimmer als das. Er und seine gesamte Familie sind vor ein paar Monaten wegen Hochverrats heimlich verhaftet worden. Alle, bis auf seine Tochter natürlich.
Man ging davon aus, daß sie keine Kenntnis von dem Verbrechen hatte. Ihr haben wir ein Angebot gemacht.«
Canaris’ Gesicht verfinsterte sich. Er wußte, was jetzt kam.
»Du hast das gleiche schmutzige Spiel mit ihr gespielt wie mit Halder, stimmt’s?«
Schellenberg zuckte die Achseln. »Es ist ein Standardverfahren in unserem Beruf, wie du sehr wohl weißt, und es funktioniert ausgezeichnet. In ihrem Fall haben wir ihr angeboten, alle Anklagepunkte gegen ihre Familie fallenzulassen, wenn sie sich zu diesem Unternehmen bereit erklärt und gegebenenfalls auch ihr Leben fürs Vaterland läßt.
Kein hoher Preis - da wirst du mir zustimmen - für den Fortbestand des Reichs und die Freiheit ihrer gesamten Familie.
Schließlich werden ihre Eltern und zwei jüngere Brüder momentan im Keller des Gestapo-Hauptquartiers festgehalten.«
»Aber General Ulrichs Söhne - ich glaube, ich habe sie einmal getroffen -, das sind doch noch halbe Kinder, oder? Wie können sie an dieser Verschwörung mitgewirkt haben?«
Schellenberg zuckte hilflos die Achseln. »Das muß du Himmler fragen - ich habe mit ihrer Verhaftung nichts zu tun.
Aber in letzter Zeit habe ich mich persönlich um ihr Wohlergehen gekümmert. Du wirst erleichtert sein, zu hören, daß sie relativ ordentlich behandelt werden - sie werden nicht mehr geschlagen oder verhört. Zumindest nicht, bis diese Geschichte vorbei ist und man über ihr Schicksal entscheiden wird.«
Canaris preßte angewidert die Lippen zusammen. »Und was, wenn die Tochter des Generals versagt?«
»Laß uns jetzt gar nicht erst anfangen, darüber nachzudenken«, antwortete Schellenberg verdrossen. »Mir reicht es für heute abend. Aber wenn du es genau wissen willst: Sie hat wahrscheinlich ebenso gute Chancen wie Skorzenys Männer, die Sache zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.
Halder wird wahrscheinlich am Boden zerstört sein, wenn er die Wahrheit erfährt.«
Canaris lehnte sich zurück. Er stand noch immer unter Schock, aber er dachte weiterhin fieberhaft nach und versuchte, auch die restlichen Teile des Puzzles zusammenzufügen. »Was wird jetzt mit ihm geschehen?«
»Wenn wir davon ausgehen, daß es Überlebende geben wird, dann gilt noch immer, was wir mit Deacon vereinbart haben: Sie alle werden ausgeflogen, sobald es vorbei ist, Halder Inbegriffen. Aber wenn Nachtigall die Mission Sphinx erfolgreich zu Ende führt, dann wird sie natürlich der Liebling des Reiches sein. Ihr Name wird in die Geschichte eingehen -
ganz gleich, ob sie die Mission überlebt oder nicht.«
Canaris saß eine Weile still da und dachte über alles nach.
»Halder war ihr natürlich die ganze Zeit über vollkommen gleichgültig, nicht wahr? Es war alles nur gespielt.«
»Wenn es die Situation erfordert,
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