Mission Sphinx: Thriller
Briten das Leben schwergemacht haben, und noch vieles andere.« Schellenberg grinste selbstgefällig. »Glaube mir, du kannst dir nicht vorstellen, wie gut sie damals war. Besser als all unsere anderen Leute zusammen. Selbst die Besten haben neben ihr ausgesehen wie Amateure.«
»Aber Rachel Stern ist doch Halbjüdin?«
Schellenberg lächelte breit. »Ah, hier wird es etwas komplizierter. Als wir sie das erste Mal nach Ägypten geschickt haben, brauchte sie eine glaubwürdige Herkunft. Professor Stern und seine Frau waren schon seit langem Agenten des SD. Die jüdische Herkunft seiner Frau und die Anti-Nazi-Haltung des Professors waren erfunden; alles Teil ihrer Tarnung, und es hat natürlich hervorragend funktioniert. Also hat jemand beim SD
einfach noch eine Tochter dazu erfunden - ich glaube, mehr muß ich dir nicht erklären.«
Canaris’ Gehirn arbeitete auf Hochtouren. »Und ihre Verhaftung durch die Gestapo, als sie nach Deutschland zurückgebracht wurden?«
»Auch ein Trick. Ein Schiff der Kriegsmarine sollte sie auf dem Weg nach Istanbul übernehmen, als die Izmir sank .
Glücklicherweise konnten wir den Professor und Nachtigall retten. Aber ihre Verhaftung war natürlich wiederum eine Erfindung. Tatsächlich haben wir sie zur abschließenden Berichterstattung abgeholt.«
»Aber - warum war sie in Ravensbrück interniert?«
Schellenberg lächelte geduldig. »Ich wundere mich, daß du das nicht selbst siehst, Wilhelm. Aber du stehst wohl noch immer unter Schock. Es war natürlich nur ein weiterer Trick, ganz einfach.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Halder hat Rachel Stern nicht mehr gesehen, seit sie sich in Kairo getrennt haben. Die defätistischen Bemerkungen des Professors und die angeblich jüdische Herkunft seiner Frau hätten ihnen natürlich ein düsteres Schicksal beschert, wenn sie nach Deutschland zurückgegangen wären, und genau das entsprach Halders Erwartungen. Wäre es anders verlaufen, hätte er Verdacht geschöpft. Was das Lager angeht, das war einfach.
Eine alte Lageruniform, ein Arzt, der ihr kleine Dosen Kordit verabreicht hat, damit sie abgeschlagen genug aussieht, und dann haben wir noch den Offizier im Lager erfunden, ein angeblicher Schüler ihres Vaters, womit wir erklären konnten, warum sie noch verhältnismäßig gesund aussah und nicht allzu schlecht behandelt worden war.«
Canaris sagte bleich: »Es sieht so aus, als hättest du an alles gedacht.«
Schellenberg lächelte listig. »Ich gebe mir stets große Mühe.
Details sind so wichtig. Es ging nie darum, daß Halder die Frau beaufsichtigen mußte, damit sie tun würde, was von ihr verlangt wird, sondern genau umgekehrt. Halder war vielleicht geeignet für den Auftrag, aber Himmler hatte da so seine Zweifel, was Halders Treue zum Vaterland anging, wo er doch immerhin halber Amerikaner ist. Er war sich nicht sicher, ob Halder sich wirklich voll für die Sache einsetzen würde. Rachel Stern sollte dabeisein, um eben dies sicherzustellen. Und da die Zukunft des gesamten Reichs von der Mission Sphinx abhängt, brauchten wir eine weitere Absicherung, falls wir Skorzenys Männer nicht nach Kairo bekommen sollten oder Halder versagte.«
»Warum hast du ihm nicht einfach von Anfang an die Wahrheit erzählt?«
»Es war offensichtlich, daß Halder noch immer in Rachel Stern verliebt war und daß er sich dafür einsetzen würde, nach Kairo zu kommen, ganz gleich, was sie dabei für Hindernisse würden überwinden müssen. Denn dadurch hätten ja er und Rachel sich und ihren Angehörigen die Freiheit erkauft. Hätte ich ihm die Wahrheit erzählt, hätte das seine Illusionen vollständig zerstört. Außerdem hätte dann das Risiko bestanden, daß er bei dem Einsatz gar nicht erst mitgemacht hätte. Und wir wollten im übrigen, daß Nachtigalls Geschichte absolut glaubhaft klang und sie äußerlich stets eine reine Weste hatte.
Würden die Alliierten sie fassen, dann wäre sie nichts weiter als ein Opfer, das von den Deutschen benutzt wurde, und nicht eine von Deutschlands brillantesten Agentinnen.«
Es entstand eine lange Pause, dann sagte Canaris mit wütender Strimme: »Warum erzählst du mir das alles erst jetzt?«
»Dafür kann ich nichts, Wilhelm. Der Führer hat beschlossen, es geheimzuhalten. Je weniger Leute davon wußten, desto besser.«
Canaris schien verbitten über den Mangel an Vertrauen, doch seine Neugier war stärker. Es drängte ihn, mehr zu erfahren.
Seine Stimme war heiser und doch sehr ruhig. »Wer
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