Mission Sphinx: Thriller
unser Freund für Fotografie interessieren«, sagte Sanson. Er nahm die Kamera und untersuchte sie. »Eine deutsche Leica. Haben Sie im anderen Zimmer noch etwas gefunden?«
»Nein, nichts.«
»Ich werde die Wohnung gründlich durchsuchen lassen, und ich brauche einen Mann als Wache, bis die Schlösser repariert und die Tür versiegelt ist. Danach werden wir sehen, ob jemand kommt. Im Bahnhof ist ein Telefon. Würden Sie hier warten, während ich im Hauptquartier anrufe?«
»Was, wenn der Araber in der Zwischenzeit aufkreuzt?«
Sanson nahm seinen Revolver und reichte ihn Weaver. »Den nehmen Sie dann wohl besser. Ich werde mich beeilen. Zehn Minuten, vielleicht weniger.«
Weaver öffnete das Fenster. Draußen war es windstill. Er sah in den winzigen Hinterhof hinunter, in dem stinkende Müllhaufen herumlagen. Das Holz der Tür zum Hof war um die Scharniere herum verfault, sie hing schief und ließ sich nicht mehr schließen. Er setzte sich auf das rote Sofa, legte den Revolver auf den Tisch und sah sich im Zimmer um. Die Wohnung war rein funktional, mehr nicht. Es gab keine Fotografien, keine persönlichen Gegenstände, nichts, was auch nur andeutungsweise auf den Charakter des Bewohners schließen ließ. Aber selbst solche Wohnungen mit nichts als einer Matratze auf dem Boden, ein paar Kleidungsstücken und drei Schlössern an der Eingangstür erzählten eine Geschichte.
Der Mann war verschlossen, vorsichtig, hatte einfache Bedürfnisse und lebte allein.
Er war außerdem ein Spion, daran zweifelte Weaver keinen Moment. Und er war rücksichtslos, wenn man davon ausging, daß er Evir umgebracht hatte. Weavers Interesse war geweckt.
Warum war Evir ermordet worden? Und woran arbeitete der Araber in Kairo? Die Deutschen hatten in den Nachtclubs, Bars und Bordellen der Stadt eine Reihe von Agenten und Sympathisanten angeheuert, aber seit Rommels Niederlage waren sie so gut wie nutzlos.
Etwas anderes fiel ihm auf. Wenn der Mann ein Spion war, dann mußte er ein Funkgerät haben. Er wußte zwar, daß er Sanson und seinen Männern die genauere Durchsuchung der Wohnung überlassen sollte, aber seine Neugier war stärker. Er stand auf und ging in die Küche. Er klopfte die Rückwände der Wandschränke ab, untersuchte Wände und Boden, aber da war nirgendwo ein versteckter Hohlraum. Er suchte weiter im Schlafzimmer und in der Kleiderkammer, aber er hatte auch dort kein Glück. Jetzt blieb nur noch der Ofen. Er brannte nicht, und das Metall fühlte sich kalt an. Weaver kniete sich hin und zog an den Ziegeln des Podestes, auf dem der Ofen stand. Einer ließ sich tatsächlich herausziehen. Vier Ziegelsteine folgten, und dahinter gab es einen Hohlraum. Er fuhr mit der Hand hinein und spürte etwas. Er zog es heraus. Es war ein kleiner Lederkoffer mit einem stabilen Griff und zwei Schnallen. Er öffnete sie und klappte den Koffer auf. Ein deutsches Kurzwellenfunkgerät kam zum Vorschein, ein Kopfhörer und ein Verzeichnis des Morsealphabets. Er vermutete, daß die Batterie entweder in dem Hohlraum oder woanders versteckt war.
Weaver lächelte und pfiff leise durch die Zähne. »Weißt du was, Harry, ich glaube, du hast eine Glückssträhne.«
Plötzlich hörte er ein leises Knarren hinter sich und drehte sich um. Ein großer, bärtiger Araber stand in der Tür. Er trug eine Dschellaba und schien sehr erzürnt zu sein, daß jemand in sein Refugium eingedrungen war, denn Weaver blickte in den Lauf einer Pistole der Marke Walther.
Weaver stand auf. »Wer, zum Teufel … «
»Weg vom Funkgerät«, befahl ihm der Araber auf englisch.
»Und zwar ganz langsam.«
Weaver machte einen Schritt nach hinten. Sansons Revolver lag noch immer auf dem Couchtisch. Der Araber sah, daß Weaver einen raschen Blick darauf warf. »Vergessen Sie’s.
Sonst sind Sie gleich ein toter Mann. Leeren Sie Ihre Taschen aus, auf den Tisch da.«
Weaver tat wie geheißen. Der Araber nahm Weavers Ausweis und betrachtete ihn mit ausdruckslosem Gesicht. »Ein Amerikaner. Was tun Sie hier?«
»Ich habe einen Freund gesucht, und die Tür war offen.«
»Lügen Sie mich nicht an, sonst schieße ich Sie über den Haufen. Antworten Sie - was tun Sie hier?«
Weaver warf einen Blick auf das Funkgerät. »Ich glaube, das liegt wohl auf der Hand.«
»Geben Sie mir das Funkgerät.«
Weaver schloß den Koffer und trat näher, um ihn dem Mann zu geben. In dem Augenblick hörte er Schritte auf der Treppe.
Der Araber blickte sich erschrocken um. Weaver sah
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