Mission Sphinx: Thriller
ich erinnere mich noch, daß Sie alles sehr genau beschrieben haben. Aber ich verstehe den Zusammenhang nicht.«
»Sagt Ihnen der Name Tom Carney etwas?«
Weaver zuckte zusammen, als ob ich ihn geschlagen hätte, und starrte mich fassungslos an. » Captain Tom Carney?«
»Ja, genau der. Das war mein Vater. Sie waren gemeinsam in Nordafrika damals: Operation Torch, 1943. Sie sind verwundet worden, als Ihre Aufklärungseinheit vor Algier von einem Minenwerfer getroffen wurde. Er hat Sie unter heftigem Beschuß hinter die amerikanischen Linien zurückgetragen.
Dafür hat er einen Orden bekommen, auf Ihre Empfehlung hin.
Er ist dann auch zweimal verwundet und nach Hause geschickt worden.«
Der harte Ausdruck wich aus Weavers Gesicht, sein Ärger war verflogen, und er betrachtete mich jetzt eingehend. »Ich werd’ verrückt. Sie sind Tom Carneys Sohn?«
»Mein Vater hat viel von Ihnen erzählt. Mir schien, als ob Sie einmal ziemlich enge Freunde gewesen wären.«
Weaver nickte, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Er war ein guter Mann. Mutig. Ehrlich. Einer der besten, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Es tut mir so leid, daß wir später den Kontakt verloren haben. Aber, wenn ich richtig gehört habe, ist er vor etwa zehn Jahren gestorben?«
»Vor zwölf Jahren. Und es vergeht noch immer kein Tag, an dem er mir nicht fehlt.« Ich blickte Weaver fest in die Augen.
»Ich denke oft, daß sich das Leben zweier Menschen nicht ohne Grund überschneidet, auch wenn dieser Moment noch so kurz ist. Nicht, daß wir den Grund dafür auch nur ansatzweise verstehen könnten. Vielleicht steht es in unseren Sternen geschrieben. Aber Sie und mein Vater - es klingt vielleicht merkwürdig, aber wissen Sie, daß er oft über Vorsehung gesprochen hat? Möglich, daß sich für Sie beide alles ganz anders entwickelt hätte, wenn er nicht dabeigewesen wäre, als Sie verwundet wurden. Das Schicksal geht seltsame Wege, Colonel. Und als ich Ihren Namen in der Leichenhalle gehört habe, kam mir das wie ein Wink des Schicksals vor. Kismet hat uns nicht ohne Grund zusammengebracht. Diese Geschichte über Halder hat mich all die Jahre nicht losgelassen, ein Rätsel, das einfach nicht zu lösen war, und ich will der Sache endlich auf den Grund gehen. Wenn Sie mir also irgendwie dabei helfen können, dann wäre ich Ihnen mehr als dankbar. Ihre Freundschaft zu meinem Vater möchte ich dabei nicht ausnutzen, Colonel, glauben Sie mir. Aber ich nehme an, Sie haben meinem Vater vertraut. Ich bitte Sie lediglich, auch mir zu vertrauen.«
Weaver schwieg wie ein Grab.
»Vielleicht finden Sie, daß ich mir zuviel herausnehme, aber ich habe nur zwei einfache Fragen an Sie. Warum sind Sie hier, und wieso kannten Sie Halder?«
Weaver seufzte. Es klang, als ob er sich von einem Schmerz, der tief in ihm steckte, befreien wollte. »Ja, ich habe Johann Halder gekannt«, gab er schließlich zu. »Vor sehr langer Zeit.«
»Jetzt überraschen Sie mich allerdings. Ich weiß, warum ich hier bin, aber Sie? Warum sind Sie hier?«
Weaver beugte sich in seinem Sessel vor. Die gebeugte Haltung ließ ihn plötzlich sehr alt erscheinen, als ob meine Hartnäckigkeit ihn erschöpft hätte. Auf seinem Gesicht lag ein müder, trauriger Ausdruck. »Oh, da gibt es eine Menge Gründe, Carney. Eine ganze Menge, das kann ich Ihnen sagen.« Er wollte noch mehr sagen, aber dann schien er es sich anders überlegt zu haben. »Das heißt, Sie haben geglaubt, daß sich dahinter eine gute Story verbirgt?«
»Das habe ich jedenfalls gehofft. Und selbst wenn es nicht so ist, dann kann ich wenigstens meine Neugier befriedigen.«
Weaver zögerte, als ob er innerlich mit sich kämpfte, dann sagte er: »Ich glaube, man kann auf jeden Fall sagen, daß sich dahinter eine Story verbirgt, aber ich bezweifle, daß sie Ihnen bei der Suche nach Franz Halders Kunstsammlung weiterhelfen könnte. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Sammlung nach dem Sturm auf Berlin in russische Hände gelangt ist. Immerhin ist fast alles von Wert dort gelandet.«
»Das habe ich mir auch schon gedacht. Aber was ist mit Johann Halder? Er scheint mir der einzige Schlüssel zu diesem Rätsel zu sein. Was können Sie mir über ihn sagen?«
Weaver schien sich plötzlich unwohl zu fühlen, als ob der Schmerz, den er versucht hatte zu vertreiben, zurückgekommen wäre. Er sah sich im Zimmer um. »Gibt es hier denn nichts zu trinken?«
»Ich fürchte, nein.«
»Verdammt.« Weaver stand auf und ging
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